Neues zum Dschungelcamp: Down Under ist Frühschicht angesagt
RTL schickt eine neue Schar von Halb-Prominenten nach Australien. Gewohnt hakelig dürfte ihre Anpassung an mieses Essen, Getier und Camp-Konflikte werden. Aber auch das Publikum muss sich umgewöhnen.
Dass das Dschungelcamp nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera ein Abenteuer ist, ist kein Geheimnis. Es gibt wenige Fernsehproduktionen, für die ein ähnlicher logistischer Aufwand betrieben wird, wie für die fröhliche Maden-Verkostung im fernen Australien.
Dschungelcamp-Gagschreiber Micky Beisenherz fasste den Arbeitsrhythmus vor Ort in seiner «Stern»-Kolumne einmal so zusammen: «Anstrengend? Na, arbeiten Sie doch mal 16 Nächte zwischen 14 und 22 Stunden am Stück.»
Ein Grund: Will man aus Australien live in das deutsche Abendprogramm senden, muss man sehr früh anfangen – wegen der Zeitverschiebung. Geht es in Europa auf Mitternacht zu, hat der Tag in Down Under erst begonnen. Das wirkt sich auf die Arbeitsabläufe aus.
In der neuen Staffel, die am 24. Januar um 20.15 Uhr auf RTL und RTL+ beginnt, wird nun sozusagen noch einmal an der Uhr gedreht. Denn RTL verändert den Ausstrahlungsrhythmus und schiebt seinen Reality-Tanker durchgehend auf den prominenten Sendeplatz um 20.15 Uhr deutscher Zeit. Erstmals werden alle 17 Liveshows zur Primetime zu sehen sein – das ist ein Novum. Bislang galt der spätere Abend nach 22.00 Uhr als klassische Dschungel-Zeit.
Start um 5.15 Uhr «Queensland-Zeit» Das bedeutet auch: Das Moderatoren-Duo Sonja Zietlow und Jan Köppen muss sich künftig noch früher zum Dienst vor der Kamera melden. Ein Start um 20.15 Uhr deutscher Zeit bedeute 5.15 Uhr «Queensland-Zeit», wie RTL erläutert. Ein Sprecher erklärt zugleich: «Für unsere erfahrene Moderation und einen Teil der Produktionsmitarbeitenden bedeutet der 20.15-Uhr-Termin zwar einen früheren Arbeitsbeginn in Australien, aber gleichzeitig auch einen täglich gleichbleibenden Tagesrhythmus.» Durch «Schichtsysteme» werde zu jeder Uhrzeit am Tag gearbeitet. Auf diese Weise könne man qualitativ hochwertige Live-Unterhaltung «17 Tage am Stück realisieren».
Der neue Sendeplatz, über den in der Branche schon seit einiger Zeit spekuliert worden war, ist die auffälligste Änderung in der 2025er-Ausgabe. Er allein dürfte allerdings noch keine Würze in die neue Dschungel-Suppe bringen – dafür braucht es schon die beteiligten Mehr-oder-minder-Promis, ein wenig Zoff, Ekel, Entblössungsbereitschaft und die übliche Selbstüberschätzung.
Auch darum hat sich RTL - nach einer ersten vorsichtigen Einschätzung - nach Kräften bemüht. Auf der Casting-Liste finden sich erprobte Krawall-Kräfte aus anderen Shows, ein paar überraschende Namen und allerlei biografischer Ballast, den man ganz gut am Lagerfeuer ausbreiten könnte.
«Ich bin die Diversität in einer Person: als Ossi, als Schwuler, als Schwarzer. Mehr geht erstmal nicht»
Pierre Sanoussi-Bliss
«Jetzt ist Schluss mit lustig» Auf den Weg macht sich etwa Lilly Becker, Model sowie Ex-Frau von Tennis-Legende Boris Becker. Im Vorlauf zum Urwald-Showdown erweckt die 48-Jährige den Eindruck, auf einer Art Mission zu sein. «Viele Leute haben im letzten Jahr meinen Namen missbraucht und über mich gesprochen», sagte sie zum Beispiel RTL. «Und jetzt ist Schluss mit lustig: Lilly, zeig dich!» Für Menschen, die auf weitere Einblicke in den ereignisreichen Becker-Kosmos hoffen, dürfte das verheissungsvoll klingen.
Mit Pierre Sanoussi-Bliss («Der Alte») und Sam Dylan sind auch zwei Queers vertreten. «Ich bin die Diversität in einer Person: als Ossi, als Schwuler, als Schwarzer. Mehr geht erstmal nicht», sagt der 62-jährige Sanoussi-Bliss, der in der Reality-Branche noch gänzlich unverbraucht ist. Im MANNSCHAFT-Interview verrät er die Beweggründe hinter seinem Einzug in den Dschungel. Geradezu ein Reality-Veteran ist Sam Dylan, der bereits in «Prince Charming» und im «Sommerhaus der Stars» zu sehen war. 2022 wollte er mit On-Off-Partner Rafi Rachek in einer Realityshow nach einer Leihmutter für ihr gemeinsames Kind suchen (MANNSCHAFT berichtete).
Einen anderen bekannten Namen bringt Alessia Herren mit in den Dschungel. Sie inszeniert sich in bewährter Weise als Nachfolgerin ihres gestorbenen Vaters Willi Herren (1975-2021), der 2004 in der zweiten Staffel zu den Pionieren des Formats zählte. «Es ist ein sehr schönes Gefühl, zu wissen, dass mein Vater vor 20 Jahren im Dschungel war, genau da, wo ich jetzt bin», sagte Alessia Herren RTL ganz von der Geschichte beseelt. Dass die 23-Jährige auch weniger sanft formulieren kann, zeigte sie allerdings jüngst im RTL-Format «Sommerhaus der Stars». Mehrmals wurden dort Formulierungen weggepiepst.
Wird eine «Reality-Legende» Dschungelkönigin? Am anderen Ende der Reality-Erfahrungsskala sind Yeliz Koç und Maurice Dziwak einzusortieren. Koç (31, «Der Bachelor») wird von RTL in ihrem Steckbrief sogar «Reality-Legende» bezeichnet, was dem Berufszweig etwas kontraintuitiv eine gewisse Gravität verleiht. Dziwak («Are You The One? Realitystars in Love») wird dagegen als «Reality-Star» geführt. Der 26-Jährige aus Oberhausen gilt - um es zurückhaltend zu formulieren - als recht meinungsstark, was je nach Dosis aber hilfreich sein kann, um etwas Schwung in das Sozial-Gefüge am Lagerfeuer zu bringen.
Insgesamt kämpfen zwölf Promis um den Sieg und 100'000 Euro. Wer alles überstehen will, sollte einigermassen ausgeschlafen sein.
Text: Jonas-Erik Schmidt, dpa
Mehr: Michelle Hunziker, Hazel Brugger, Sandra Studer moderieren den Eurovision Song Contest 2025 (MANNSCHAFT berichtete)
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