Netflix muss schwulen Jesus aus dem Programm nehmen
Die brasilianische Parodie nimmt die gesamte heilige Familie auf die Schippe
Netflix muss die Weihnachtssatire mit dem schwulen Jesus wegen massiver Kritik aus der Kirche aus dem Programm nehmen. Dies ordnete ein Richter in Rio de Janeiro am Mittwoch (Ortszeit) an. Er folgte damit einer Petition einer katholischen Organisation, die die Ehre von Millionen Gläubigen durch die Sendung verletzt sieht.
Das Weihnachtsspezial «A Primeira Tentação de Cristo» (deutsch: «Die erste Versuchung Christi») startete zur Adventszeit auf Netflix und schlug weltweit hohe Wellen. Die brasilianische Parodie nimmt nicht nur die heilige Familie auf die Schippe, sondern stellt Jesus als schwulen Mann dar. Dieser nimmt nun zum ersten Mal einen Mann nach Hause, um ihn seinen Eltern Maria und Josef vorzustellen. Es ist das Werk der Comedy-Gruppe Porta dos fundos, das die Konservativen gegen sich aufbrachte. (MANNSCHAFT berichtete)
«Die erste Versuchung Christi» darf also bis auf Weiteres nicht mehr gezeigt werden, urteilte das Gericht in Rio de Janeiro und gab dem Antrag einer christlichen Gruppe auf eine einstweilige Verfügung statt.
Molotowcocktails gegen Schöpfer des schwulen Jesus Eine Petition gegen die 46-minütige Sendung sammelte weit über 2 Millionen Unterschriften. Diese Form von Protest ging aber einigen nicht weit genug: Kurz vor Weihnachten hatten Unbekannte Molotowcocktails gegen die Büros des Künstlerkollektivs geschleudert. Porta dos Fundos verurteilt jegliche Gewaltakte und hat deshalb den Behörden die Überwachungskameras des Angriffs auf ihr Gebäude zur Verfügung gestellt, hiess es in einer Erklärung der Gruppe.
Die Zivilpolizei von Rio de Janeiro erklärte, sie untersuche den Angriff auf den Produzenten des Kanals Porta das Fundo als Vandalismus und versuchten Mord. Die Möglichkeit, den Fall als terroristische Handlung einzustufen, hänge davon ab, mehr Informationen über die Gründe für den Angriff zu erhalten.
Die Satire-Gruppe erklärte, man wolle sich von dem Brandanschlag nicht einschüchtern lassen. «Sie werden uns nicht zum Schweigen bringen. Niemals», schrieb der Schauspieler Fabio Porchat von Porta dos Fundos auf Twitter. Er bedankte sich an alle die sich solidarisch mit ihm und seinen Kolleg*innen gezeigt hatten.
Mit Blick auf die Veröffentlichung der Satire Anfang Dezember in Brasilien hatte der texanische Bischof Joseph Strickland auf Twitter angekündigt, Netflix abzubestellen. «Gotteslästerer verdienen nicht einen Penny Unterstützung.» Viele empörte Katholiken in den Sozialen Netzwerken äusserten sich ähnlich über das kontroverse Netflix-Weihnachtsspezial.
«Jeder Christ sollte sich über diesen Film beschweren», fordert Bischof Strickland. Den Verantwortlichen warf er fehlenden Respekt gegenüber dem Sohn Gottes vor, der auch für jene gestorben sei, die seine Existenz leugnen. Der Geistliche beendete seine kritischen Ausführungen mit den Worten: «Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.»
Auch der Bischof von Palmares in Brasilien, Henrique Soares da Costa, übte scharfe Kritik an dem Film. Er sei «ein Schlag ins Gesicht aller Christen», schrieb der Bischof auf Facebook. Er rief die Gläubigen dazu auf, ihre Netflix-Abos zu kündigen.
Brasilien wird seit einem Jahr von dem offen homofeindlichen Präsidenten Jair Bolsonaro regiert (MANNSCHAFT berichtete). Dessen Familienministerin erklärte im vergangenen Jahr: «In Brasilien ziehen sich Jungs blau an, Mädchen rosa» (MANNSCHAFT berichtete).
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