Neonazi-Angriff auf queeres Jugendzentrum: Landkreis hisst Pride-Flagge
Das queere Jugendzentrum Spektrum in Gifhorn wurde am Wochenende angegriffen. Die Verwaltung zeigt sich solidarisch.
Das queere Jugendzentrum Spektrum in Gifhorn wurde in der Nacht auf Sonntag angegriffen. Unbekannte brachten ein Hakenkreuz aus doppelseitigem Klebeband und hasserfüllte Botschaften an der Aussenseite des Schaufensters des Queeren Netzwerks in der niedersächsischen Kreisstadt an. Der Landkreis Gifhorn verurteilt den Vorfall scharf. In der Kreisstadt war vor zwei Jahren erstmals ein CSD gefeiert worden (MANNSCHAFT berichtete).
Landrat Philipp Raulfs (SPD) und Dominik Meyer zu Schlochtern (Grüne), Erster Kreisrat des Landkreises Gifhorn, erklärten: «Diese Tat ist ein Angriff auf unsere Werte von Vielfalt, Toleranz und Menschenwürde. Es ist unerträglich, dass ein so abscheuliches Symbol der Hetze an einen Ort geschmiert wird, der für Akzeptanz und Gemeinschaft steht. Wir vertrauen darauf, dass die ermittelnden Behörden alles daransetzen, die Verantwortlichen schnell zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen.» Um ein Zeichen für Demokratie und Vielfalt zu setzen, hat die Kreisverwaltung am Schloss Gifhorn am Montag kurzfristig die Regenbogenflagge gehisst.
Bei dem wohl rechtsextrem motivierten Angriff war das Hakenkreuz aus doppelseitigem Klebeband mit Botschaften wie «Lutscht meinen deutschen Schwanz» sowie russischen Flüchen versehen worden, teilte das Jugendzentrum mit. Die Brutalität und Eindeutigkeit dieser Botschaften lasse keinen Interpretationsspielraum: «Es handelt sich um einen gezielten, hasserfüllten Angriff, der in seiner Form für uns in Gifhorn beispiellos ist.»
Schon in der Vergangenheit habe man sich bereits mit rechtsextremen Stickern und Schmierereien auseinandersetzen müssen, heisst es in der Mitteilung. Doch nun zeige sich eine neue Qualität des Hasses. «Wir sind zutiefst schockiert und fassungslos, dass ein solches Symbol der Menschenverachtung – ein Hakenkreuz – an einem Ort angebracht wurde, der queeren Jugendlichen Schutz, Sicherheit und Gemeinschaft bietet.»
«Es wurde ein Safe Space getroffen, den queere junge Menschen brauchen, um ohne Angst sie selbst sein zu können. Ein Angriff auf einen solchen Ort ist immer auch ein Angriff auf die Grundwerte unserer Demokratie.»
Hier sei nicht nur ein Gebäude beschädigt worden: «Es wurde ein Safe Space getroffen, den queere junge Menschen brauchen, um ohne Angst sie selbst sein zu können. Ein Angriff auf einen solchen Ort ist immer auch ein Angriff auf die Grundwerte unserer Demokratie: auf Menschenwürde, Vielfalt und das Recht, frei von Diskriminierung zu leben.»
In der Mitteilung des Jugendzentrums wird die Frage aufgeworden, ob sich hier der Beginn einer neuen Welle rechter Gewalt im Landkreis Gifhorn zeige. «In vielen Regionen zeigt sich, dass Minderheiten – darunter besonders queere Jugendliche – oft als Erste ins Visier geraten, wenn extremistische Tendenzen wachsen. Diese Entwicklung erfüllt uns mit tiefer Sorge.»
Man rufe Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und alle Demokrat*innen in der Region auf, solidarisch und entschlossen zusammenzustehen. «Rechtsextremem Hass darf in Gifhorn kein Raum gegeben werden.»
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