«Nazischwein»: Übergriffe gegen LGBTIQ in Neustrelitz und Bremen
Am Wochenende kam es im Norden Deutschlands zu mehreren Zwischenfällen
Im Bremer Stadtteil Walle wurde am Freitagnachmittag eine trans Frau angegriffen und verletzt. Während es einen Tag später beim CSD in Neustrelitz zu einem Zusammenstoss mit einem mutmasslich Rechtsradikalen kam.
In Bremen ging die 40-jährige trans Frau nach Angaben der Polizei mit ihrem Hund und zwei Ziegen in der Waller Strasse spazieren. Nach eigener Aussage wurde sie zunächst von einem vorbeifahrenden Auto leicht berührt.
Als der Fahrer ausstieg, stiess er aus bisher nicht geklärter Ursache Beleidigungen und Bedrohungen aus.
«Korpulente Figur» und «dunkler Teint» Die 40-Jährige setzte ihren Weg durch einen Grünzug fort und traf in der Strasse Auf den Barken abermals auf den Fahrer, der nun in Begleitung von zwei jungen Männern war. Die trans Frau wurde laut eigenen Angaben aus dem Trio heraus bespuckt, geschlagen und an die Brust gefasst.
Nachdem der Autofahrer sie mit Reizgas besprühte, flüchteten die Angreifer im Wagen bzw. auf zwei E-Scootern. Die 40 Jahre alte Bremerin wurde vor Ort von Rettungssanitäter*innen behandelt.
Der Autofahrer wurde mit «korpulenter Figur», «dunklem Teint» und «kurzen schwarzen Haaren» beschrieben. Er flüchtete in einem schwarzen VW.
Zeugenhinweise nimmt der Kriminaldauerdienst unter +49-(0)421 362-3888 entgegen. Der Staatsschutz der Polizei Bremen ermittelt.
Auf dem Marktplatz von Neustrelitz Einen Tag später soll beim CSD in Neustrelitz am Samstag ein Teilnehmer auf dem Marktplatz von einem «rechtsradikalen Angreifer» verletzt worden sein. Das meldet LOBBI (Landesweite Opferberatung Beistand und Information für Betroffene rechter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern) auf Twitter.
In dem Tweet heisst es, der Mann habe von der Polizei «mit Gewalt» gestoppt werden müssen.
Ein von LOBBI gepostetes Foto zeigt den mutmasslichen Angreifer, der ein schwarzes Landser-T-Shirt trägt. Zur Info: Landser war die bekannteste Neonaziband Deutschlands, die u.a. Lieder wie «Hurra, das Asylheim brennt» veröffentlichte. Sie wurde später als kriminelle Vereinigung verboten.
Laut der Lokalzeitung Nordkurier gab die Polizei an, dass der CSD-Teilnehmer den Mann mit dem Landser-Shirt zuvor ein «Nazischwein» genannt haben soll. «Der CSD-Teilnehmer sei geschubst worden und habe im Anschluss über Unwohlsein geklagt», schreibt die Zeitung weiter. «Er erstattete … Anzeige wegen Körperverletzung. Rechtsradikale Äusserungen sind nach Einschätzung der Polizei aber nicht gefallen.»
«L(i)ebe Frieden» Der Vorsitzende des Vereins QueerNB, Marcel Spittel, der den CSD zusammen mit Queer Strelitz organisierte, schreibt dazu auf Facebook: «Ich wünsche der angegriffenen Person eine gute Besserung und … erwarte eine schnelle Verurteilung des Angreifers. Wie lassen uns nicht unterkriegen!» (MANNSCHAFT berichtete über einen Zwischenfall beim CSD in Jena am vergangenen Wochenende.)
Spittel weiter: «Danke LOBBI für die Dokumentation! Gegenüber dem Nordkurier sagte die Polizei Mecklenburg-Vorpommern, dass es zu keinen Zwischenfällen kam. Wie passt das zusammen?»
Der CSD Neustrelitz stand dieses Jahr unter dem Motto «L(i)ebe Frieden». Mehrere hundert Menschen zogen durch die Innenstadt, auch Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt nahm teil. In seiner Ansprache sagte er: «Ihr macht unsere Städte bunter, offener und besser.»
Zur Erinnerung: Die regionale Pride-Demo findet abwechselnd in Neustrelitz und im benachtbarten Neubrandenburg statt.
Das könnte dich auch interessieren
Deutschland
«Lippenbekenntnisse zum Welt-Aids-Tag genügen nicht»
Erfolge der deutschen HIV-Prävention sind in Gefahr
Von Newsdesk Staff
Gesundheit
Lifestyle
Religion
Boykott oder Annäherung? Wie man mit Homophobie (auch) umgehen kann
Eine Geschichte aus dem niederländischen Bible Belt
Von Kriss Rudolph
Queerfeindlichkeit
Community
Nadia Brönimann: «Ich hätte niemals transitionieren dürfen»
Von Greg Zwygart
TIN
Geschlecht
Gesundheit
«Das diagnostische Verfahren wird sorgfältig durchgeführt»
Interview mit Raphaël Guillet, Trans-Berater beim Checkpoint Bern
Von Greg Zwygart
TIN