Nakhane: Empowerment für den Dancefloor
Filmfans werden Nakhane Touré schon kennen. Er spielt eine Hauptrolle im südafrikanischen Drama „Die Wunde“, das im vergangenen Jahr das Panorama-Hauptprogramm der 67. Berlinale eröffnete. Er und zahlreiche andere Mitwirkende an dem Film über eine schwule Dreiecksgeschichte haben Morddrohungen erhalten. „Nimm Dir einen Strick oder eine Überdosis. Du wirst morgen nicht überlegen“, gehörte zu den Kommentaren in den Sozialen Netzwerken. Davon zeigte sich der Südafrikaner aber unbeeindruckt: „Der Film ist für viele ungeheuer wichtig. Ich bereue keinen einzigen Moment, dort mitgemacht zu haben.“
Nakhane ist auch Schriftsteller und Musiker. Der 29-Jährige gilt spätestens seit seinem gefeierten Auftritt auf dem renommierten Transmusicales Festival im französischen Rennes im vergangenen Dezember als neuer Stern am Neo-Soul-Himmel. Mit „Clairvoyant“ veröffentlicht er nun die erste Single aus seinem Album „You Will Not Die“, das Mitte März folgt.
Nakhane hat, um aus der Mitteilung der Plattenfirma zu zitieren, „nicht nur eine sofort unter die Haut gehende Stimme und ein großartiges Gespür für modernes Songwriting. Mit seiner androgynen Ausstrahlung fasziniert er das Publikum sowohl auf, als auch abseits der Bühne. In seinen Songs ist diese fast schon schmerzhaft zerbrechliche Eleganz allgegenwärtig, denen man seine Seelenpein unter der makellosen Oberfläche deutlich anmerkt. Nakhane verbindet in seinem einzigartigen Signature-Sound experimentelle elektronische Elemente mit zurückgelehntem Soul und dezenten traditionellen Einflüssen aus seiner afrikanischen Heimat zu einem bemerkenswert anderen Urban Pop-Ansatz. Ein eklektischer Mix, dem man seine Einflüsse wie Marvin Gaye, Nina Simone, Ahnoni und David Bowie, bis hin zu Busi Mhlongo, Simphi Dana, Mbongwana Star und TkZee deutlich anhört.“
Das Video zu „Clairvoyant“ ist ein mutiges Bekenntnis zur gleichgeschlechtlichen Liebe, die in vielen Teilen Südafrikas immer noch geächtet wird. Schon seit frühester Kindheit musizierte der Sohn einer Künstler- und Musikerfamilie mit seiner Mutter, seinen Schwestern und Tanten – eine ganz besondere Form der Magie, die den 29-jährigen Xhosa (nach den Zulu die zweitgrößte ethnische Gruppe in Südafrika) zumindest ein wenig von seiner Last der Scham und Angst befreite.
Ich habe mich sogar davon überzeugen lassen, es wäre möglich, meine Homosexualität zu ‚heilen‘
„Ich habe mich sogar irgendwie davon überzeugen lassen, es wäre möglich, meine Homosexualität zu ‚heilen‘. Ich habe ständig in Angst gelebt, meine Gefühle eines Tages nicht mehr kontrollieren zu können. Nachdem ich mich endlich von diesen Gedanken befreit hatte, konnte ich schließlich derjenige sein, der ich bin.“
Eine seiner wichtigsten künstlerischen Maximen: Empowerment! Unerschrockene Songs zu erschaffen, die gleichzeitig allgemein zugänglich sein sollten und sogar das Zeug zum Klassiker besitzen. „Ich liebe dieses Zitat von Éric Rohmer, einem meiner Lieblingsregisseure: Er sagte, ihm wäre es am wichtigsten, dass das Publikum einen emotionalen Zugang zu seinen Filmen findet, nicht nur einen intellektuellen. Genauso halte ich es auch mit meiner Musik!“
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