«Mit dem HIV-Selbsttest überwinden wir Hemmschwellen»
In Sachsen-Anhalt haben sich erstmals seit langem weniger Menschen mit HIV angesteckt als in den Jahren zuvor
In Sachsen-Anhalt haben sich im vergangenen Jahr erstmals seit langem weniger Menschen mit dem HI-Virus angesteckt als in den Jahren zuvor. Das geht aus den neusten Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. In dem Bundesland hat man zudem eine kostenfreie Handy-App entwickelt, die die Handhabung mit Selbsttests erleichtern soll.
Zum 30. Welt-Aids-Tag am 1.12. erklärt Winfried Holz vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe:
«Menschen mit HIV können heute alt werden und gut leben. Medikamente sorgen dafür, dass sie gesund bleiben und dass HIV nicht mehr übertragbar ist. Diskriminierung hingegen macht das Leben dann wieder schwer. Unser Ziel kann nur eines sein: ein ganz selbstverständliches Miteinander – ohne Ängste, Zurückweisung und Abwertung.»
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Allerdings ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer der infizierten Menschen im Land, die nichts von ihrer Diagnose wissen, noch immer zu hoch ist. Das gilt auch für Sachsen-Anhalt:
«Wir ermutigen Menschen, einen HIV-Test zu machen», sagte Landesgeschäftsführer, Sven Warminsky. Die Hemmschwellen für einen HIV-Test sinken immer mehr. Eine große Chance bietet der neue HIV-Selbsttest für zu Hause.
Mit dem Selbsttest überwinden wir Hemmschwellen und ermöglichen somit viel mehr Menschen eine frühere Diagnose und damit eine rechtzeitige Behandlung
Seit Herbst dürfen HIV-Selbsttests verkauft werden: Erhältlich in Apotheken, Drogeriemärkten und im Online-Handel. «Mit dem Selbsttest überwinden wir Hemmschwellen und ermöglichen somit viel mehr Menschen eine frühere Diagnose und damit eine rechtzeitige Behandlung», so Warminsky.
Für die einwandfreie Handhabung mit dem neuen HIV-Selbsttest hat der Landesverband in Sachsen-Anhalt eine kostenfreie Handy-App für Apple und GooglePlay erstellen lassen. «Damit kommt die Beratung und Unterstützung der AIDS-Hilfen zu den Nutzern direkt nach Hause – für unsere Arbeit ein Meilenstein in der digitalen Beratung und ist bundesweit einmalig», so der Landesgeschäftsführer Sven Warminsky.
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Die App ist kostenlos im Google-Play-Store erhältlich. Die Veröffentlichung für Apple-Geräte solle schnellstmöglich erfolgen, heisst es.
Mit der App können die Nutzer sich die HIV-Selbsttests nach Hause bestellen und werden vom Gebrauch bis zur Ergebnisinterpretation geführt. Beim Umgang mit dem Ergebnis stünden den Nutzer über die App zahlreiche Kontaktmöglichkeiten zur Seite, heisst es in einer Pressemitteilung. Durch eine AIDS-Hilfe in der Nähe kann der anonyme Kontakt per Telefon, Mail und WhatsApp aufgenommen werden. Aus der App hinaus können persönliche Beratungstermine vereinbart werden.
Der Landesverband der AIDS-Hilfen Sachsen-Anhalt e.V ruft am Vortag des Welt-AIDS-Tags dazu auf, Menschen mit HIV nicht zu stigmatisieren. Mit Unterstützung von Medikamenten hätten eine große Anzahl von Infizierten heute eine fast eine normale Lebenserwartung und können ihr Leben führen wie anderen Menschen auch, so Landesgeschäftsführer Warminsky.
Mittel, die heute in der Prävention gespart werden, müssen morgen, um ein Vielfaches erhöht, für die Patientenversorgung ausgegeben werden.
Anlässlich des Welt-AIDS-Tages teilte Axel Hochrein, Mitglied im Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD): mit, man setze sich für eine Verstärkung und bessere finanzielle Ausstattung der Präventionsarbeit im Bereich von HIV, anderen sexuell übertragbaren Krankheiten und Hepatitis ein. «Mittel, die heute in der Prävention gespart werden, müssen morgen, um ein Vielfaches erhöht, für die Patientenversorgung ausgegeben werden. Das gilt auch hinsichtlich PrEP. Private und gesetzliche Krankenkassen sollten in der Finanzierung der HIV-Prävention engagiert mitwirken.» Auch die Pharmaindustrie müsse sich hier engagieren, so Hochrein.
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