Mehr Wissen, weniger Diskriminierung zum Welt-AIDS-Tag

Am 1. Dezember will die Aids-Hilfe Schweiz Wissenslücken rund ums Thema HIV und Aids füllen

Bild: Anna Shvets/Pexels
Bild: Anna Shvets/Pexels

Das Leben mit HIV ist einfacher geworden und unterscheidet sich heute dank effizienten Therapien kaum mehr von einem Leben ohne HIV. Trotzdem werden HIV-positive Menschen immer noch diskriminiert, schreibt die Aids-Hilfe Schweiz. Eine neue Website soll Vorurteile abbauen und Fehlinformationen reduzieren.

Weltweit steht der 1. Dezember im Zeichen von Solidarität mit HIV-positiven und an AIDS erkrankten Menschen sowie gegen deren Diskriminierung. Der Umgang mit der Immunschwäche hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten enorm gewandelt. Die oftmals tödlich verlaufende Krankheit ist in unseren Gefilden zu einer behandelbaren chronischen Erkrankung geworden. Medikamentöse Behandlungen bringen das HI-Virus unter die Nachweisgrenze, so dass HIV-positve Menschen unter einer erfolgreichen Therapie nicht mehr ansteckend sind. Die PrEP als relativ neue Präventionsmassnahme führt dazu, dass die Zahl von HIV-Neuansteckungen kontinuierlich zurückgeht.

Für Menschen mit HIV immer noch ein Thema ist Stigmatisierung im Alltag. Die Aids-Hilfe Schweiz verzeichnet jährlich rund 100 Meldungen von Diskriminierung, die Dunkelziffer dürfte gesamtschweizerisch mindestens zehnmal höher liegen.

«Dies bedeutet, dass täglich drei Menschen in der Schweiz aufgrund einer behandelbaren Krankheit diskriminiert werden», sagt Andreas Lehner, Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz. Die fehlende Kenntnis über die genauen Übertragungswege von HIV führe zu grossen Unsicherheiten im alltäglichen Umgang.

Lehner verweist auf eine Studie aus Deutschland. Diese kommt zum Schluss, dass die Mehrheit der Bevölkerung nicht darüber informiert sei, dass HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie nicht ansteckend sind – auch nicht beim Sex. «Das Wissen der Schweizer Bevölkerung in Bezug auf HIV ist nicht auf dem aktuellen Stand der Medizin», hält Lehner fest.

Mit der neuen Kampagne «Stopp Diskriminierung!» will die Aids-Hilfe die Wissenslücken der Allgemeinbevölkerung füllen und so die Stigmatisierung HIV-positiver Menschen bekämpfen. Denn: «Unwissen fördert Diskriminierung», ist Lehner überzeugt, «mit der Kampagne 2020 wollen wir die Bevölkerung weiter sensibilisieren und den Appell gegen Diskriminierung HIV-positiver Menschen verstärken.»

Die Kampagnen-Website wissen.aids.ch thematisiert die grössten Unsicherheiten der Bevölkerung, vom Ansteckungsrisiko bis hin zum Leben mit HIV. Die Plattform informiert auch über die Präventionsmassnahmen und erklärt die PrEP.

Mit Emojis geht die Online-Kampagne 2020 auf typische Alltagssituationen ein. Mit der Botschaft «HIV-positive Menschen unter erfolgreicher Therapie sind nicht ansteckend» wird darauf aufmerksam gemacht, dass weder der Coiffeur-Besuch noch eine gemeinsame Zugfahrt oder eine Liebesbeziehung ein Übertragungsrisiko darstellt. Mitunter ein Grund für die anhaltenden Diskriminierungen sind die Bilder von Menschen mit AIDS aus den Achtzigern, sagt Caroline Suter, stellvertretende Geschäftsleiterin der Aids-Hilfe Schweiz, im Interview: «Und diese Bilder halten sich hartnäckig in den Köpfen.»

UNAIDS: Corona-Pandemie ist Rückschlag für Kampf gegen HIV

Der Welt-Aids-Tag wird seit 1988 jährlich begangen. «Im von Corona beherrschten 2020 ist der 1. Dezember wichtiger denn je», sagt Lehner. Denn gerade jetzt muss den Menschen in Erinnerung gerufen werden, dass HIV nach wie vor existiert. Die Sensibilisierung und Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung müsse fortgesetzt werden.

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