«Mal sehen, ob man uns in der Fachkommission ernst nimmt»
Der Berliner Student Lucas Hawrylak sitzt mit am Tisch, wenn im Berliner Gesundheitsministerium ein Verbot von Konversionstherapien erarbeitet wird
Am kommenden Mittwoch, den 8. Mai tagt die Fachkommission von Jens Spahn (CDU) zum ersten Mal im Berliner Gesundheitsministerium. Gemeinsam soll ein Verbot von Konversionstherapien erarbeitet werden. Mit am Tisch sitzen wird auch Lucas Hawrylak – er startete im vergangenen Sommer eine erfolgreiche Petition gegen Homoheilung.
Der 27-Jährige Student Lucas Hawrylak (Europastudien mit Schwerpunkt Politik) lebt in Berlin und sammelte mit einer Petition bei den Plattformen change.org und allout.org über 110.000 Unterschriften für ein Verbot von Konversionstherapien. Zusätzlicher Erfolg: Er ist der Teil der von Minister Spahn einberufenen Fachkommission.
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Lucas, mit welcher Erwartung hast du die Petition gestartet? Dass es über 100.000 werden, hätte ich nicht zu träumen gewagt. Es war auch das erste Mal, dass ich mit Aktivismus in Berührung gekommen bin, es ist meine erste Petition. Ausgelöst hatte es eine Anfrage der LINKEN an die Bundesregierung, ob man ein Verbot von Konversionstherapien plane. Damals lautete die Antwort: Nein. Ich sass dann irgendwann abends mit Freunden in einer Eckkneipe zusammen und wir haben beschlossen, man muss etwas tun. Als wir über 60.000 Unterschriften hatten, waren wir zur Übergabe im Justizministerium, dort trafen wir eine Staatssekretärin. Als wir jetzt 110.000 Unterschriften erreicht hatten, gingen wir ins Gesundheitsministerium.
Habt ihr euch in den Ministerien erst genommen gefühlt? Im Justizministerium nicht so sehr. Die Staatssekretärin empfing uns mit den Worten: So, was haben wir denn jetzt hier … ? Die war offenbar gar nicht vorbereitet. Bei dem zweiten Termin im Gesundheitsministerium war man sehr offen. Möglicherweise weil das kurz vor der Bekanntgabe war, dass es eine Fachkommission geben wird.
… deren Teil du bist. Ich schätze das als wichtigen Erfolg ein. Ich stehe ja auch nicht allein da, gemeinsam mit change.org, All Out, dem Aktionsbündnis gegen Homophobe, Travestie für Deutschland, und Enough is Enough haben wir das Bündnis #HomobrauchtkeineHeilung geschaffen, für das ich spreche. Mal sehen ob wir ernst genommen werden.
Hessen und Berlin starten Antrag zum Verbot von Konversionstherapien
Teil der Fachkommission sind auch die Deutsche Bischofskonferenz sowie die Evangelische Kirche sowie die Zentralräte der Muslime und der Juden. Ist das eine gute Idee? Ich sehe das eher positiv. Das muss eine sehr inklusive Veranstaltung sein. Klar, es wird inhaltliche Differenzen geben. Aber man muss auch die Leute angesprochen, in deren Hinterhöfen diese Therapien angeboten und durchgeführt werden. Ich finde, es ist ein positiver Schritt, alle dort mit einzubeziehen.
Das vollständige Interview ist in der deutschen Mai-Ausgabe der MANNSCHAFT erschienen. Hier geht es zum Abo Deutschland und hier zum Abo Schweiz.
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