LOS zog Nominierung wegen Rüstungskonzern RUAG zurück
Beim Swiss Diversity Award war die Lesbenorganisation für den «LGBT+ Award» nominiert
Die Lesbenorganisation Schweiz LOS war beim Swiss Diversity Award für den «LGBT+ Award» nominiert, zog sich jedoch kurzfristig von der Veranstaltung zurück. Grund: Der Schweizer Rüstungskonzern RUAG International und der Tabakkonzern Japan Tobacco International sponserten den Abend.
Der Swiss Diversity Award ehrt Engagement im Bereich der Vielfalt und der Inklusion, am 5. September vergab eine achtköpfige Jury die Auszeichnung an diverse Personen und Organisationen (MANNSCHAFT berichtete). Der «LGBT+ Award» ging an die Zurich Pride, nominiert war zudem Transgender Network Switzerland TGNS.
Die Lesbenorganisation Schweiz (LOS) wäre die Dritte im Bunde gewesen, zog ihre Nomierung jedoch kurzfristig zurück. Am Sonntag informierte sie im Namen des Vorstands und der Geschäftsleiterinnen Anna Rosenwasser (die auch MANNSCHAFT-Kolumnistin ist) und Muriel Waeger über die Gründe. Die Absage sei wegen des Rüstungskonzerns RUAG International und des Tabakkonzerns Japan Tobacco International geschehen – beide Firmen traten am Abend als Sponsoren auf.
«Es ist erwiesen, dass lesbische Frauen aufgrund ihrer Diskriminierung suchtgefährdeter sind als heterosexuelle Frauen. Und es ist Fakt, dass die RUAG Kriegsmaterial in Länder exportiert, die die Rechte von Frauen und Queers mit Füssen treten», so das E-Mail, das an die LOS-Mitglieder verschickt wurde. 2016 etwa wollte die RUAG den Minenwerfer vom Typ Cobra via Finnland nach Katar liefern, wie u. a. Watson berichtete. In dem arabischen Land wurde erst kürzlich in einer regierungsnahen Zeitung vor der «Bewerbung» von Homosexualität über soziale Medien gewarnt (MANNSCHAFT berichtete).
Es sei eine «schwere Entscheidung» gewesen, heisst es im E-Mail weiter. «Wir haben uns sehr gefreut, denn diese Preisverleihung zeichnet Leute und Organisationen aus, die sich für Vielfalt einsetzen.»
LGBTIQ-Organisationen wie die LOS sind neben Spenden von Mitgliederbeiträgen auch auf die Unterstützung von Firmen angewiesen. «Das Problem dabei ist allerdings, dass sich diese im Gegenzug damit brüsten, LGBTIQ-freundlich zu sein – und damit oft davon ablenken, dass sie problematische Dinge tun», schreibt die LOS.
Obwohl die Sponsoren auf der Website des Swiss Diversity Awards aufgeführt waren, habe die LOS diese übersehen und die Nomination für den «LGBT+ Award» bereits dankend angenommen. Der Vorstand und die Geschäftsleitung habe die Absage nach einer Diskussion gemeinsam beschlossen: «Position beziehen hat kein Ablaufdatum, wir entschieden uns, kurzfristig unsere Kandidatur zurückzuziehen». Und fügt hinzu: «Wir verurteilen keine Gruppe oder Person dafür, dass sie am Anlass teilgenommen hat – aber es widerspricht unserer Haltung, selbst teilzunehmen.»
Die LOS hofft auf Verständnis für ihre Entscheidung, wie sie weiter schreibt: «Weil Diversity auch bedeutet, dass unterschiedliche Haltungen Platz haben müssen in unserer Community.»
In einer früheren Version dieses Artikels hiess es, die RUAG habe den Event gesponsert. Dabei handelte es sich um eine Ungenauigkeit. Der Rüstungskonzern spaltete sich Anfang 2020 in RUAG (Schweiz) und RUAG International auf. Letztere war am 5. September als Hauptpartner aufgeführt.
Das könnte dich auch interessieren
Kommentar
ESC-Referendum: Es geht um Homo- und Transphobie, nicht um Kosten
Der Eurovision Song Contest kommt 2025 in die Schweiz – doch statt Vorfreude dominiert eine Diskussion über die Kosten. Am Sonntag kommt es in Basel zum Referendum. Ein Kommentar* von Mona Gamie.
Von Mona Gamie
Drag
Eurovision Song Contest
Kolumne
Regenbogenfamilie
Baby-News bei Ramona Bachmann und Ehefrau Charlotte Baret
Die Schweizer Fussballnationalspielerin Ramona Bachmann und ihre Ehefrau Charlotte Baret haben freudige Nachrichten verkündet: Das Paar erwartet sein erstes Kind.
Von Newsdesk Staff
Lesbisch
Sport
Schweiz
TV
Nach Trump-Wahl: Ellen DeGeneres und Portia de Rossi «hauen ab»
Ellen DeGeneres und ihre Ehefrau Portia de Rossi haben angeblich die USA verlassen und sollen nach England gezogen sein. Der Umzug erfolgte offenbar als Reaktion auf Donald Trumps Wahlsieg.
Von Newsdesk Staff
Lesbisch
Kultur
USA
US-Kongress: Sarah McBride darf nicht auf die Damentoilette
Die erste Transfrau im US-Kongress ist ein Meilenstein für die amerikanische Trans-Community. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass ihr Amtsantritt nicht einfach sein wird.
Von Newsdesk/©DPA
News
TIN
International