Ehrung für Michael Kajubi – Ugandas Exil-Botschafter für Vielfalt

Er erhielt den «To Do Award Human Rights in Tourism» am Mittwoch auf der Messe ITB

Foto: Kriss Rudolph
Foto: Kriss Rudolph

Seit vielen Jahren engagiert sich Michael Kajubi mit seiner Stiftung in Uganda für ältere Menschen und Jugendliche, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität familiäre Ablehnung erleben. Dafür wurde der 37-Jährige, der heute in Kanada lebt, jetzt geehrt.

Seit gut vier Jahren lebt Michael Kajubi nicht mehr in Uganda. Er war Ende 2019 von Nachbarn in seiner Wohnung überfallen und verletzt worden. Sein Vermieter hatte online ein Interview mit Michael gesehen und ihn auf dem Foto wieder erkannt. Zur Polizei gehen konnte Michael nicht. LGBTIQ können von ihr keine Hilfe erwarten.

Heute lebt er in Toronto, wo es eine kleine queere ungandische Community gibt, wie er im Gespräch mit MANNSCHAFT erzählt. Es gibt auch Queers, die ins Nachbarland Kenia fliehen, wo es derzeit noch etwas sicherer ist für LGBTIQ, sagt Michael. Doch auch in Kenia wird schon über ein ähnliches Gesetz nachgedacht, wie es gerade in Ghana verabschiedet worden ist (MANNSCHAFT berichtete). In Kenia, wo Homosexualität derzeit mit einer Gefängnisstrafe von 14 Jahren geahndet werden kann, gibt es Pläne für eine lebenslange Haftstrafe.

Kanada als neuen Wohnort zu wählen, eines der LGBTIQ-freundlichsten Länder der Welt (MANNSCHAFT berichtete), war keine bewusste Entscheidung, sagt Michael. «Kanada hat mich gewählt», sagt er. Er hatte damals, kurz nach dem Angriff auf ihn, ohnehin einen geschäftlichen Termin in Kanada. Dies war seine Rettung. Von der Reise dorthin kehrte er nicht in seiner Heimat zurück. Es war eine sehr schwierige Entscheidung, sagt er. «Es war eine Entscheidung zwischen Leben und Tod.»

Verfolgung kennt er als Mitglied der ugandischen LGBTIQ-Community natülich schon länger. 2013 hatte Michael seinen Job im Vertrieb einer Brauerei verloren, nicht weil er sich geoutet oder jemand ihn verraten hätte. Der Verdacht allein genügte seinem Chef, ihn vor die Tür zu setzen. Michael gründete dann McBern Tours and Travel – ein Reise-Unternehmen für Safaris durch die grossen Nationalparks in Ost-Afrika, aber auch hochwertige Geschäftsreisen.

Kurz nach Gründung seines Unternehmens geschah etwas, das für sein junges Unternehmen ein herber Rückschlag war: Präsident Yoweri Museveni unterschrieb das homophobe Kill-the-Gays-Gesetz. Viele Touristen, schwule aber auch heterosexuelle, stornierten ihre Buchungen. «Es tat weh zu sehen, wie mein Traum von eigensüchtigen Regierungsvertretern und religiösen Führern zerstört wurde», erzählt Michael.

Heute, 10 Jahre später, lebt er im Exil. Zurückgehen in seine Heimat kann er nicht, das wäre zu gefährlich. Dort könnte er verhaftet werden, im schlimmsten Fall droht in Uganda die Todesstrafe.

McBern-Tours gibt es auch heute noch, Michael unterstützt das Team von Kanada aus. Doch sein Hauptaugenmerk gilt der McBern-Stiftung. Mit ihr hilft er älteren Menschen und Jugendlichen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität familiäre Ablehnung erleben. Es gibt Bildungsangebote, aber auch Unterstützung im Gesundheitsbereich. Für diesen Einsatz erhielt er am Mittwoch auf der ITB in Berlin den «To Do Award Human Rights in Tourism». Bei allem Glanz und aller Ehre: Um die Stiftung mit Geld zu versorgen, hat Michael derzeit drei Jobs. So sehr liegt ihm sein Projekt am Herzen. Aufgeben ist für ihn keine Option.

Wer helfen und spenden tun, kann dies direkt auf der Seite der Stiftung tun.

Die Pride Photo Awards 2024 wurden vergeben. Der Pool der Einsendungen war so gross wie noch nie. Künftig möchte die Organisation mit verschiedenen Veranstaltungen für noch mehr Sichtbarkeit sorgen (MANNSCHAFT berichtete).

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