Dragqueen Candy Licious liest mit Polizeischutz: Supporter verhaftet
In Wien kam es vor der Stadtbücherei Mariahilf zum Zusammenstoss zwischen Queers, radikalen Linken und Neofaschisten
Nachdem der zugemauerte Eingang zur Bücherei Mariahilf wieder geöffnet wurde, konnte am Freitag die geplante Lesung von Dragqueen Candy Licious unter Polizeischutz stattfinden. Rechte demonstrierten vorm Eingang – verhaftet wurde jedoch ein linker Gegendemonstrant.
Im Rahmen des Pride-Monats Juni sollte in der städtischen Bücherei Mariahilf eine Dragqueen-Lesung für Kinder stattfinden, aus LGBTIQ-Kinderbüchern. Das erregte Protest in der rechten Szene, die den Eingang zumauerte mit einer rot-weiss-roten Wand, auf der zu lesen war «NOPRIDEMONTH» (Mannschaft berichtete).
«Niemals werden wir akzeptieren, dass in diesem Land Kinder mit sexueller Propaganda indoktriniert werden», hiess es auf einem Flugblatt. «Wir wehren uns gegen die staatsfinanzierte Globohomo-Ideologie und bekämpfen sie, überall wo sie sich zeigt. Die Mehrheit des Volks ist dagegen. Sie will keine Frühsexualisierung ihrer Kinder & lehnt diese Propaganda ab. Angeblich wollen sie Gleichberechtigung und Toleranz. In Wahrheit wollen sie unsere Kinder …»
«Wenn eine kleine Gruppe ihr ewiggestriges Weltbild mit Störaktionen durchsetzen will, dann muss sie die volle Härte des Rechtsstaates erfahren», schrieb daraufhin Mario Lindner, SPÖ-Abgeordneter im Nationalrat und Gleichbehandlungssprecher seiner Partei, in einer Pressemitteilung.
«Eine Störaktion vor einer Veranstaltung mit Kindern ist kein Kavaliersdelikt und darf auch nicht so behandelt werden», so Lindner.
«Es eskalierte gerade» Die Mauer wurde am Freitagvormittag von einer Abbruchfirma entfernt, wie der Standard-Journalist Markus Sulzbacher mit Fotos auf Twitter dokumentierte.
Die Lesung aus Büchern wie «Julian ist eine Meerjungfrau» oder «Der verliebte Koch» fand dann am Freitagnachmittag wie geplant statt, musste aber von einem guten dutzend Polizeibeamt*innen gesichert werden.
Denn vor der Bücherei marschierten mehrere Aktivist*innen «mit Seitenscheiteln» auf, wie ein Beobachter schreibt, dessen Kommentar von Sulzbacher retweetet wurde. Darin heisst es weiter: «Dass eine Pride-Veranstaltung (noch dazu eine Kinderbuchlesung) beschützt werden muss, hab‘ ich seit 20 Jahren nicht mehr erlebt.»
Manche Kommentator*innen sprechen von «Neofaschist*innen» und beklagen, dass die Wiener Polizei eigentlich zum Schutz vor diesen angetreten sei – dann jedoch einen «Supporter von Candy» festnahm.
Stellungnahme der Polizei gefordert Ewa Ernst-Dzierdzic von den Grünen fragt auf Twitter die Polizei, wieso diese Person festgenommen wurde und betont, eine Stellungnahme wäre wichtig. In der kurz darauf veröffentlichten Stellungnahme der Polizei heisst es: «Was wir bislang wissen: Unsere Kolleg*innen waren vor Ort um die Veranstaltung abzusichern. Im Zuge dessen dürfte es zu einem tätlichen Angriff gegen eine*n Beamt*in gekommen sein, weshalb eine Person festgenommen wurde.»
Darunter schreibt ein*e Kommentator*in: «Gründe bei Linken findet ihr immer. Meistens sind’s gar provozierte. Festnahmen im Rechten Sektor hingegen sind homöopathische ‹Da ja auch› -Massnahmen. Das weiss jeder. Egal wie und wie oft ihr versucht, das zu argumentieren.»
Folgt man dem Hashtag #w0306 kommt man zu einem Post von Leo Kohlbauer, Pressesprecher der FPÖ-Wien und Bezirksparteiobmann für Mariahilf. Er schreibt ganz im Duktus der Rechtsextremen: «Weil grad linksextreme Antifa-Aktivisten behaupten, Rechte wären bei der perversen Lesung einer Dragqueen in Mariahilf straffällig geworden. Festgenommen wurde ein hunkelhäutiger Herr mit mutmasslich muslimischen (sic) Migrationshintergrund.»
Die Autonome Antifa Wien teilte derweil via Twitter mit, dass der festgenommene «Genosse» mittlerweile wieder frei sei.
Neuerliche Demonstrationen am Samstag Es wird aufgerufen, am heutigen Samstag (4.6.) gegen die «menschenverachtende Hetze» der Identitären und von Politier*innen wie Kohlbauer im Zentrum von Wien zu protestieren. Dazu gibt es den neuen Hastag #0406.
«Wetten, heute agiert die Polizei wieder total unfair und geht gegen die Linken vor und schützt ggfs. die Identioten?», schreibt Alex Ander aus Wien auf einem Twitter-Account, das der «Aufklärung in Bezug auf Polizeithemen» gewidmet ist.
Die Vienna Pride beginnt in einer Woche, Höhepunkt ist die Regenbogenparade am 11. Juni (MANNSCHAFT berichtete).
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