Diese LGBTIQ-Ikonen gehören zu den 100 einflussreichsten Menschen
Regisseur Ryan Murphy führt als «Titan» mit vielen anderen Vorkämpfer*innen für queere Sichtbarkeit die Influencer-Liste 2019 an
Das US-Nachrichtenmagazin TIME hat seine Liste der «100 einflussreichsten Menschen 2019» veröffentlicht – mit sechs verschiedenen Covern. In der Sammlung finden sich viele LGBTIQ-Ikonen, darunter Regisseur Ryan Murphy (u. a. «American Horror Story») in der Kategorie «Titanen» sowie die Rechtsanwältinnen, die geholfen haben, Homosexualität in Indien zu entkriminalisieren.
Zur der Liste-der-Einflussreichen 2019 gehört allerdings auch der homophobe Präsident Brasiliens, Jair Bolsonaro. Er wird von TIME als «Posterboy für toxische Maskulinität» beschrieben, der es darauf abgesehen habe, einen «Kulturkrieg» anzuzetteln und möglicherweise alles, was fortschrittlich an Brasilien war, wieder umzukehren, inklusive die Bekämpfung des Klimawandels. Sein Kampf gegen LGBTIQ ist hinlänglich bekannt.
Die trans Schauspielerin Indya Moore (aus der Ryan-Murphy-Serie «Pose») wurde als «Pionierin» in die Liste aufgenommen. Den Text über sie hat Janet Mock geschrieben, die erste trans Woman of Colour, die als Drehbuchautorin und Regisseurin im TV-Geschäft arbeitet: «Für Indya Moore die Rolle der Angel zu schreiben war für mich als trans Frau so etwas wie ein Heilungsprozess, weil ich den gleichen Weg in den gleichen hochhackigen Schuhen zurückgelegt habe – mich immer nach mehr sehnend als den Brotkrümeln, die die Gesellschaft Mädels wie uns hinwirft. Allerdings war es ein noch viel grösserer Segen zuzuschauen, wie Indya sich entwickelt hat von einem Teenager, der bei Pflegefamilien in der Bronx aufwuchs und zu einer gefeierten Schauspielern und zu einem Model wurde, das seine Stimme nutzt, um auf die marginalisierten gesellschaftlichen Gruppen hinzuweisen, aus denen sie selbst kommt.»
Über die beiden indischen Anwältinnen Arundhati Katju und Menaka Guruswamy heisst es in TIME: «Die LGBTIQ-Community hat jahrzehntelang an einer rechtlichen und an einer gesellschaftlichen Front gekämpft – für Grundrechte, für die Wahrung ihrer Privatsphäre, für Würde, für Sicherheit und für Liebe.»
Die Laudatio auf Ryan Murphy, der wie kaum ein anderer Hollywoodproduzent und -regisseur Sichtbarkeit für LGBTIQ-Themen im Mainstream geschaffen hat und mit einer früher ungekannten Diversity sensationell erfolgreich ist (angefangen mit der Teenager-Musikserie «Glee»), hat seine Muse Jessica Lange geschrieben, die er für «American Horror Story» aus dem Ruhestand geholt hatte und der er damit eine Alterskarriere von ungeahntem Ausmass ermöglichte.
Lange schreibt: «Es ist eine seiner grossen und verführerischen Stärken: sein wunderbarer kindlicher Enthusiasmus. Er hat ein Gespür für Abenteuer und Entdeckung, eine grenzenlose Vorstellungskraft, einen brillanten Geist und einen hintergründigen Sinn für Humor. Er ist der geborene Geschichtenerzähler. Und wie alle guten Geschichtenerzähler versucht er ständig, Grenzen zu verschieben. Ich staune immer wieder über seine unheimliche Begabung, den Zeitgeist einzufangen.»
Über Lady Gaga als Influencerin 2019 schreibt Celine Dion und hebt dabei besonders ihre Arbeit als Aktivistin hervor: «Egal ob es um ihre unbremsbare Unterstützung der LGBTIQ-Community geht oder ihre Anti-Bullying-Kampagne, Lady Gagas Stimme wird dort gehört, wo es wirklich drauf ankommt.»
Der queere Musiker und Schauspieler Troye Sivan aus Johannesburg (zuletzt in «Boy Erased» zu sehen) schreibt über seine Freundin Ariana Grande. Aus dem Bereich Musik ist ausserdem der Sänger Khalid dabei, der auf dem Soundtrack zur bahnbrechenden schwulen Teenagerromanze «Love, Simon» zu hören ist.
Und natürlich darf auch Taylor Swift nicht fehlen. Shawn Mendes – der umjubelte Schwarm tausender pubertierender Mädchen, der immer wieder darauf angesprochen wird, ob er schwul sei und der darauf immer wieder sehr treffende Antworten gibt – schreibt: «So lange ich denken kann bin ich Taylor-Swift-Fan gewesen. Aber erst als ich sie tatsächlich traf und kennenlernte, habe ich begriffen, was für eine wunderbare Person sie wirklich ist.»
Weitere interessante Listenplätze nehmen LGBTIQ-Allies ein, wie Schauspieler Rami Malek, der kürzlich einen Oscar für seine Darstellung der Schwulenikone Freddie Mercury bekam.
In der Kategorie «Pioniere» ist Sandra Oh («Grey’s Anatomy») aufgeführt, die die BBC-Krimiserie «Killing Eve» erschaffen hat und darin eine MI5-Beamtin spielt, die der Auftragsmörderin Villanelle zunehmend verfällt. Die entsprechenden lesbischen Sexszenen hatte Emirates Airlines erst unlängst fürs eigene Bordprogramm rausgeschnitten, weil sie als «anstössig» eingestuft wurden. Damals hatte sich die BBC eingeschaltet und solche «Zensur» untersagt.
Unter den «Ikonen» findet sich der britische Maler David Hockney, der mit seinem Doppelportrait von Schriftsteller Christopher Isherwood («Goodbye to Berlin», «A Single Man», «Christopher and His Kind») und Partner Don Bachardy eines der berühmtesten schwulen Power-Paare des 20. Jahrhunderts ikonografisch festhielt. Das neueste Portrait Hockneys von Don Bachardy wird übrigens im Juni 2019 erstmals öffentlich ausgestellt in einer Isherwood/Bachardy-Ausstellung im Schwulen Museum Berlin.
Auf Seiten der Politik findet sich auch Nancy Pelosi, über die niemand Geringeres als Hillary Clinton einen Text verfasst hat. Sie sorgen gemeinsam dafür, dieses Feld nicht ausschliesslich Leuten wie Trump und Bolsonaro zu überlassen.
Die komplette Liste findet sich hier.
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