«LGBT-Werte» gefördert? – Russische Behörden gehen gegen Filmfest vor
Das Artdocfest wurde offenbar zuvor bedroht
Russische Behörden gehen gegen das Filmfestival Artdocfest in St. Petersburg vor. Grund ist offenbar u.a. ein Film über einen schwulen Mixed-Martial-Arts-Kämpfer.
Russische Behörden sind in St. Petersburg gegen ein Dokumentarfilm-Festival des international bekannten Regisseurs Witali Manski vorgegangen. Zwei Austragungsorte mussten alle geplanten Vorführungen absagen, wie die Organisatoren des Artdocfests am Sonntag auf Facebook erklärten. Am Samstag waren demnach Polizisten in einem der Kinos aufgetaucht und hatten den Eröffnungsabend mit Verweis auf Verstösse gegen Corona-Vorschriften beendet.
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Laut Organisatoren wurden Hygieneregeln eingehalten. Bei den Behörden Beschwerde eingereicht habe Timur Bulatov, der für Anfeindungen gegenüber Homosexuellen und Künstlern bekannt sei, hiess es. In der Beschwerde hiess es, das Festival fördere «LGBT-Werte» bei Minderjährigen und Jugendlichen und verstosse gegen Anti-Coronavirus-Beschränkungen, schreibt die Moscow Times.
Das Filmfestival wurde offenbar zuvor bedroht, weil es plante, einen Film über einen schwulen MMA-Kämpfer (Mixed-Martial-Arts) aus Tschetschenien zu zeigen, berichtete die unabhängige Zeitung Novaya Gazeta am Sonntag. «Silent Voice» erzählt die Geschichte von Khawaj, einem vielversprechenden jungen MMA-Kämpfer, der gezwungen ist, aus seiner Heimatregion nach Belgien zu fliehen, nachdem sein Bruder erfahren hat, dass er schwul ist, und versprochen hat, ihn zu töten.
Die Moskauer Organisator*innen des Artdocfest sagten gegenüber Novaya Gazeta, dass ein Mann, der sich «Suliman» nannte, die Festivalleitung gebeten habe, den Dokumentarfilm aus dem Festivalplan zu streichen.
«Die Menschen in Tschetschenien sind unzufrieden. Wenn der Film gezeigt wird, hat dies schwerwiegende Konsequenzen», zitierten die Organisator*innen den Mann. Sie weigerten sich aber, die Vorführungen abzusagen, da der Festivalplan vom Kulturministerium genehmigt worden war und bereits Tickets dafür verkauft worden waren, berichtete Novaya Gazeta.
Beim Artdocfest sollten bis zum 10. April in St. Petersburg und in der Hauptstadt Moskau insgesamt rund 100 Dokumentarfilme gezeigt werden. In Moskau liefen die ersten Vorführungen laut Organisatoren wie geplant. In St. Petersburg nahmen sie das Vorgehen der Behörden «mit grossem Bedauern, aber mehr noch mit Wut» zur Kenntnis.
Festival-Gründer Manski ist in Russland für seine regierungskritische Haltung bekannt. Anfang des Jahres hatte er etwa gemeinsam mit anderen Prominenten in einem Video die Freilassung des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny gefordert. In seiner 2018 erschienenen Reportage «Putins Zeugen» erzählt er, wie Präsident Wladimir Putin vor mehr als 20 Jahren an die Macht kam.
Zur Fussball-WM in St. Petersburg im Jahr 2018 wollte man einen Raum schaffen, der als Safe Space für alle Minderheiten diente. Auch als eine Art Bildungseinrichtung sollte das Haus dienen, für Vorträge und Workshops. Doch es wurde von den Behörden geschlossen (MANNSCHAFT berichtete).
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