Letzte Ausgabe von «Anne Will»: «Danke, danke, danke»

Über ihre Zukunft jenseits des Polit-Talks

26.08.2011, Berlin: Die Moderatorin Anne Will steht anlässlich ihrer Talkshow in einem TV-Studio. Die Journalistin hört jetzt auf (Bild: Jörg Carstensen/dpa)
26.08.2011, Berlin: Die Moderatorin Anne Will steht anlässlich ihrer Talkshow in einem TV-Studio. Die Journalistin hört jetzt auf (Bild: Jörg Carstensen/dpa)

Anne Will will nicht mehr: Ihre Gesprächsrunden sind Geschichte. 16 Jahre lang prägte die offen lesbische Journalistin den deutschen Polit-Talk. Sie will jetzt etwas anderes machen.

Von: Anna Ringle, dpa

Blumensträusse und viel Lob: Anne Will hat nach 16 Jahren die letzte Ausgabe ihrer gleichnamigen ARD-Talk-Show moderiert. Die Journalistin will sich neuen Projekten zuwenden. Ihre Nachfolgerin ist Ex-«Tagesthemen»-Moderatorin Caren Miosga.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck war in der letzten Sendung am Sonntagabend zu Gast und lobte Will zum Schluss. Der Grünen-Politiker sagte: «Danke Ihnen für 16 Jahre Aufklärung. Das war schon stilprägend.» Er war der einzige Spitzenpolitiker in der Talkrunde. Schriftsteller Navid Kermani – ebenfalls unter den Gästen – würdigte Will ebenso. Es sei eine gewisse Respektbekundung ihr gegenüber, dass er in die Sendung gekommen sei.

Die 57-Jährige sagte zum Schluss in die Kamera zu den Zuschauer*innen: «Ich möchte mich bei Ihnen auch bedanken für das grosse Vertrauen und das Interesse, das Sie uns entgegengebracht haben. Wir haben ja, muss man sagen, in den etwas mehr als 16 Jahren dann doch etliche Stunden miteinander verbracht. Ich muss sagen, mir war das eine Freude.» Es sei ihr auch eine «echte Ehre» gewesen, auch wenn das etwas pathetisch klingen möge.

Ich muss sagen, mir war das eine Freude

Die 57-Jährige präsentierte 16 Jahre lang den Polit-Talk im öffentlich-rechtlichen Ersten Deutschen Fernsehen der ARD. Sie zählt zu den bekanntesten Polit-Journalistinnen des Landes. Anfang des Jahres war bekanntgeworden, dass Will ihre Talkshow abgeben wird und sich neuen Projekten widmen wolle (MANNSCHAFT berichtete). Nun kündigte Will an, sie werde die Zusammenarbeit mit dem NDR und der ARD fortsetzen. «Das ist ja klar.» Was genau sie machen wird, wurde noch nicht bekannt.

In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung deutete Will an, sie wolle wieder Reporterin sein, Dokus drehen, Einzelinterviews führen. Sie werde auch Veranstaltungen moderieren. Sie wolle zudem Podcasts machen und könne sich Radio vorstellen.

In ihrer Dankesrede in der letzten Sendung am Sonntagabend lobte sie auch ihr Team, das hinter «Anne Will» steht. Es seien hochprofessionelle, stresserprobte und tolle Kolleg*innen. «Das, muss ich sagen, werde ich vermissen», sagte Will. Sie werde ihnen das nie vergessen, was sie geleistet haben.

Will kündigte dann ihre Nachfolgerin Caren Miosga so an: «Seien Sie nett zu ihr, sie ist es auch.» Genauso hatte die TV-Moderatorin Miosga (54) unlängst wiederum ihre Nachfolgerin bei den «Tagesthemen», Jessy Wellmer, angekündigt.

Als Anne Will zu den «Tagesthemen» überleiten wollte, begannen diese verspätet, weil zunächst ein Zusammenschnitt aus früheren «Anne-Will»-Ausgaben präsentiert wurde. Darunter waren zum Beispiel Ausschnitte aus den Einzelinterviews mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu sehen.

Anne Will wurde schliesslich im Talk-Studio von Kollegen umringt und erhielt gleich mehrere Blumensträusse. Sie sagte: «Danke, danke, danke.»

Die letzte Sendung stand unter der Überschrift: «Die Welt in Unordnung – Ist Deutschland den Herausforderungen gewachsen?». Zu Gast waren neben Bundeswirtschaftsminister Habeck und Schriftsteller Kermani, der Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum, Raphael Gross, und die Direktorin des Forschungsbereichs am Nato Defense College, Florence Gaub.

Anne Will prägte mit ihrer Person so stark die Polit-Talkshow, dass man fast meinen könnte, dass die Sendung auch ohne sie weiterhin «Anne Will» heissen müsste. Aber das ist natürlich Quatsch. Vor Monaten wurde der Arbeitstitel für die Sendung ihrer Nachfolgerin Caren Miosga bekannt: «Miosga».

Die in Köln geborene Journalistin Will begann ihre Karriere im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Sie machte beim Sender Freies Berlin (SFB, später RBB) ein Volontariat und arbeitete dann erst einmal dort im Radiobereich. Später war sie dann bei der «Sportschau» der ARD und dann viele Jahre «Tagesthemen»-Moderatorin im Wechsel mit Ulrich Wickert (80). 2007 startete sie dann ihre Polit-Sendung.

2011 wechselte der Sendeplatz ihrer Talkshow, die in Berlin produziert wird, auf den Mittwoch. Der Grund: Der Sonntagabend-Platz wurde für Moderator Günther Jauch freigeräumt und Will musste das Feld räumen. In einem Spiegel-Interview hatte Will 2010 eine «monatelange Hängepartie» beklagt und gesagt: «Das war unschön. Das kann man besser machen.» 2016 kehrte sie wieder zurück auf den Sonntagabend.

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