Pride und CSD nicht einfach absagen: Werden wir kreativ!
Statt Prides und CSDs aufgrund von Corona einfach abzusagen, müsse man andere Wege gehen, sagt Ronald Zenker
Der Vorschlag, 2020 auf Pride und CSD aufgrund der Corona-Krise zu verzichten, schlug auf hohe Wellen. Gedanken* von Ronald Zenker, Vorstandssprecher des CSD Dresden e.V.
Vielleicht ist es für jemanden, der an einem trüben, spätwinterlichen Freitag im Homeoffice sitzt, nicht so einfach, positiv oder besser gesagt «queer» zu denken. (Der Autor bezieht sich auf den Samstagskommentar von Jan Feddersen, Anm. d. Red)
Klar, die täglich neuen ernsten Nachrichten und Ereignisse der Corona-Pandemie treiben uns alle um, machen uns alle nachdenklich. Aber deswegen stecken wir nicht wie ein Vogelstrauss einfach den Kopf in den Sand. Da können wir mehr. Und unsere Communitys haben auch mehr verdient.
Jetzt ist es erstmal das Wichtigste, die Pandemie einzudämmen und alles dafür zu tun, dass sich der Virus deutlich langsamer verbreitet. Da müssen wir alle solidarisch mitwirken. Und das tun wir auch. Aber gerade jetzt sollten wir auf keinen Fall das positive Denken verlieren. Gerade jetzt sollten wir Ideen entwickeln, wie es nach der Krise weitergeht.
Es gibt den sehr schönen Titel «Abgrund» von «Schwitzende Fische», einer jungen Band, die unseren CSD seit drei Jahren begleitet. Und da singen sie davon:
«Den Abgrund sehen, sich kurz vorher drehen, um Anlauf zu nehm und drüber zu gehen …wir werden es überstehen auch du wirst weiter gehen! Die Aussenwelt von der du dich trennst, wird schwarz-weiss wieder zu bunt, wird eckig wieder zu rund!»
Mir fehlt im Kommentar von Jan Feddersen das Bunte, das «Anderssein». Für Schwarz-Weiss ist jetzt nicht die Zeit!
So kämpft die Community gegen die Corona-Krise
Mir fehlt der Ansporn, darüber nachzudenken, andere Wege zu gehen. Wieso muss man Prides absagen, nur weil er vielleicht nicht wie üblich stattfinden kann? Oder am üblichen Datum?
Lasst uns bitte als queere Community kreativ über Alternativen nachdenken. Wir schaffen es regelmässig und ehrenamtlich, Grosses zu organisieren. Und immer gibt es dabei Widrigkeiten und Unvorhergesehenes. Wer es schafft, einen CSD auf die Beine zu stellen, schafft es auch, eine angemessene Alternative zu organisieren. Natürlich muss man jetzt Vorkehrungen treffen, andere Pläne schmieden, aber das sollte es uns wert sein, denn unserer «Job» ist es, laut und wahrnehmbar für unsere Rechte einzustehen.
Er wurde positiv auf Corona getestet – am Freitag, den 13.
Vielleicht werden die Prides und CSDs diese Jahr anders. Vielleicht werden kleinere Demonstrationen – ohne Trucks und ohne grosse Bühnen – durch die Strassen ziehen. Vielleicht finden sie auch erst im November statt, vielleicht sogar virtuell. Vielleicht werden sich CSDs zusammenschließen.
Sehr wahrscheinlich müssen wir diese Jahr andere Wege gehen. Aber wir haben als CSD- und Pride-Veranstalter eine Verantwortung – und zwar gegenüber den Menschen, die sich dafür verprügeln lassen mussten, dafür eingesperrt und verfolgt wurden (und in vielen Ländern noch werden), damit wir jetzt unsere Rechte geniessen können.
Liebe CSDs und Prides, liebe Mitveranstalter*innen: Lasst uns kreativ werden. Und nicht einfach Abschied nehmen.
Wie geht es dir in Zeiten von Corona, Ausgangssperre und Homeoffice? Mach mit bei unserer kurzen Umfrage.
* Dieser Kommentar ist eine Replik auf den Samstagskommentar vom 21. März 2020. Die Meinung der Autor*innen spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.
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