Kroatien: Karnevalisten verbrennen Regenbogenfamilie aus Pappe
Das Motiv eines schwulen Paares mit Kind wurde als das «Übel des Jahres» in Imotski verbrannt.
Am traditionellen Strassenkarneval in der kroatischen Stadt Imotski wurde unter grossem Jubel und vor den Augen zahlreicher Kinder eine Regenbogenfamilie aus Pappe verbrannt. Die Organisator*innen wählten das Motiv der küssenden Männer als «Übel des Jahres». Der kroatische Präsident verurteilte die Aktion als «unmenschlich und völlig inakzeptabel».
«Lasst uns diese groteske Familie (…) in Brand stecken. Spielt Musik!» Nach diesen Worten wurde am traditionellen Strassenkarneval vom gestrigen Sonntag in der kroatischen Kleinstadt Imotski eine Regenbogenfamilie aus Pappe angezündet. Die Organisator*innen wählten die küssenden Männer mit Kind als das «Übel des Jahres», das die Karnevalist*innen jeweils nach dem Umzug verbrennen.
Personifizierung des Bösen Die Figuren des schwulen Paares trugen dabei Schmuck und Schals in Regenbogenfarben, während die Veranstalter*innen dem Kind das Gesicht des sozialdemokratischen Parlamentsabgeordneten Nenad Stazić aufklebten. Auf die Stirn des adoptierten «Babys» zeichneten die Karnevalist*innen ausserdem einen roten Stern. Als Personifizierung des Bösen zogen die Pappfiguren vor der Verbrennung durch die Strasse Imotskis – direkt vor einer Gruppe von Knaben und Mädchen.
Auch die Verbrennung der Regenbogenfamilie geschah vor den Augen zahlreicher Kinder. Sie mussten zudem hören, was über das «Übel des Jahres» gesagt wurde: «Mein Kopf dreht sich angesichts dieser Kultur des Todes.»
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«Unmenschlich und inakzeptabel» Der Organisator Milivoj Duka rechtfertigt gegenüber der Tageszeitung Slobodna Dalmacija die zeremonielle Verbrennung: «Gib deiner Mutter ein Baby, wie das Sprichwort sagt. Wir denken, dass es das Richtige ist.» Die Stadt wolle damit zeigen, dass sie konservativ bleibe und an der Tradition festhalte.
Von Politiker*innen der kroatischen Mitte- und Links-Parteien gab es am Sonntagabend massive Kritik an der Karnevalsaktion. Präsident Zoran Milanović bezeichnete das Geschehene auf Facebook als «unmenschlich und völlig inakzeptabel». Sozialdemokrat Arsen Bauk hat angekündigt, gegen die Organisator*innen des Karnevalumzugs von Imotski rechtlich vorzugehen.
Brisantes Thema Regenbogenfamilien sind in Kroatien momentan ein brisantes Thema. Anfang Monat entschied das kroatische Verfassungsgericht, dass homosexuelle Paare grundsätzlich Pflegeeltern sein können.
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Erreicht hat dies ein schwules Paar, das für dieses Recht kämpfte. Die in Imotski verbrannten Figuren weisen gewisse Ähnlichkeiten mit den beiden Männern auf und könnten eine Anspielung auf sie sein.
Im ILGA-Ranking zu LGBTIQ-Rechten in Europa (MANNSCHAFT berichtete) liegt Kroatien zurzeit auf Platz 17.
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