«Kintsugi» – wie man Zerbrochenes mit Gold kittet
Miku Sophie Kühmels Roman ist ein eindrückliches Debüt
Diesen neuen Bücher finden wir wichtig und inspirierend: «Nur das Eine, furchtbare – Andreas ist tot!» von Andrej Seuss und «Was ist mit uns» von Becky Albertalli und Adam Silvera. «Kintsugi» von Miku Sophie Kühmel stellen wir Euch ausführlicher vor:
Der erste Satz Als sie das Haus erreichen, ist das Licht schon senfgelb und die Schatten sind lang.
Das Genre Ein Roman über die Fragilität von Beziehung und Liebe. Die japanische Kultur, persönliche Vergangenheit und ganz eigene Zukunftsziele sind weitere zentrale Themen.
Die Handlung Der Künstler Reik und sein Partner, der Archäologe Max, ziehen sich für ein Wochenende in ihr kleines Haus am See zurück, um in abgeschiedener Ruhe ihre 20-jährige Liebe zu feiern. Eingeladen haben sie ihren Freund, den Klavierspieler Tonio und dessen Tochter Pega, ebenfalls 20. Ende Winter ist das Wetter kalt, die Luft hart und der See still. Doch von Ruhe kann bald nicht mehr die Rede sein. Schon nach kurzer Zeit zeigt sich, dass die Beziehungen zwischen den Charakteren komplizierter und weit weniger harmonisch sind, als gedacht. Zwischenmenschliche Konflikte paaren sich mit einer inneren und lange unterdrückten Unruhe. Das scheinbar so stabile Konstrukt aus jahrelanger Freundschaft, Beziehung und Familie bekommt Risse.
Das Urteil Die langen, detaillierten Beschreibungen können den Einstieg in die Lektüre schwierig machen. Bald aber findet man sich in einem Sog wieder. Miku Sophie Kühmel lässt in «Kintsugi» alle vier Hauptcharaktere zu Wort kommen und ihre Geschichte erzählen. Jede*r hat eine ganz eigene Vergangenheit und trägt seinen Teil zum Ganzen bei. Obwohl schnell klar wird, dass dieses splittern wird, ist nichts vorhersehbar.
Kintsugi ist die japanische Kunst, Zerbrochenes mit Gold zu kitten. Sie zeigt, dass Schönheit nicht zwangsläufig Perfektion bedeutet, sondern auch in einem guten Umgang mit Versehrtem zu finden ist. So geht es auch dem Leser mit diesem Roman. Mit dem Ende muss man sich versöhnen.
«Kintsugi» ist ein eindrückliches Debüt, zurecht für den Deutschen Buchpreis 2019 nominiert und absolut lesenswert.
Hardcover, 304 Seiten, S.Fischer Verlag, 2019
Milena Leutert von Mannschaft Magazin hat «Kintsugi» für uns gelesen.
«Nur das Eine, furchtbare – Andreas ist tot!» von Andrej Seuss
Andreas Walser zieht 1929 von Chur nach Paris, um Maler zu werden. Es ist die Zeit von Picasso, Kirchner und Giacometti – Künstler, mit denen er sich austauscht und die ihn in- spirieren. Der 21-Jährige wird von einem enormen Schaffensdrang getrieben, nimmt Drogen und schlägt gerne über die Stränge. Im Getümmel der Grossstadt lernt er den wesentlich älteren Schriftsteller Albert Rausch kennen, ebenfalls ein bekennender schwuler Mann.
Anhand ihres Briefwechsels beleuchtet Andrej Seuss die Freundschaft und den künstlerischen Austausch der beiden Männer. Man erfährt, wie Rausch vergeblich versucht hat, Walser vor den Drogen zu retten und nach dessen Tod um dessen Andenken bemüht war.
Kunstbuch, 132 Seiten, Edition Clandestin.
«Was ist mit uns» von Becky Albertalli und Adam Silveira
Was ist, wenn das Leben kein Broadway-Musical ist? Und was, wenn doch? Ben und Arthur treffen zufällig vor einer Postfiliale aufeinander. Zufällig? Oder sind sie doch füreinander bestimmt? Ihr Kennenlernen und die ersten zarten Gefühle werden von ständigen Zweifeln überschattet.
Becky Albertalli und Adam Silvera zählen zu den aufstrebenden Stars der US-amerikanischen Jugendliteratur. Albertallis Debütroman wurde unter dem Namen «Love, Simon» verfilmt, der Privatsender HBO will im nächsten Jahr ein Buch von Silvera als Serie adaptieren. «Was ist mit uns» ist der erste gemeinsame Roman der beiden und stand wochenlang auf der Bestsellerliste der New York Times.
Jugendroman, 416 Seiten, Atrium.
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