Kinderbuch-Lesung mit Dragqueen: Rechtsextreme mauern Bücherei zu

Die Grünen-Politikerin Ewa Ernst-Dziedic fordert Konsequenzen

Die Kinderbuch-Lesung mit Candy Licious findet trotz Störaktion statt. (Bild: Alex Schwarz)
Die Kinderbuch-Lesung mit Candy Licious findet trotz Störaktion statt. (Bild: Alex Schwarz)

Im Rahmen der Vienna Pride hatte die Dragqueen Candy Licious zu einer Kinderbuchlesung geladen. Rechtsextreme mauerten den Eingang zur Bücherei Mariahilf in Wien zu.

In der Nacht auf Freitag betonierten Unbekannte den Eingang zur Wiener Bücherei Marihilf zu. Der Grund: Die Dragqueen Candy Licious plant eine Lesung aus LGBTIQ-inklusiven Kinderbüchern. Der Event gehört zum Programm der Vienna Pride. Die rot-weiss-rot gemalte Barrikade mit der Aufschrift #NoPrideMonth lässt auf eine Tat der nationalistischen «Aktion rot-weiss-rot» schliessen.

Die Lesung ist an Kinder ab fünf Jahren gerichtet und beinhaltet Bücher wie «Julian feiert Liebe», «Julian ist eine Meerjungfrau» und «Der verliebte Koch». Die Geschichten erzählen altersgerecht von sexuellen Minderheiten im Alltag. Nach der Lesung tauscht sich Candy Licious mit den Kindern über Geschlecht, Freundschaften und Liebe aus.

«Ziel dieser Lesung soll es sein, dass Kindern vermittelt werden soll, dass man auch im Erwachsenen Leben eine Prinzessin, ein Einhorn oder Glitzer tragen darf, und man den Kindern anhand von Büchern wie ‹Julian ist eine Meerjungfrau› zeigt, dass Liebe einfach Liebe ist», sagte Candy Licious gegenüber dem österreichischen Portal GGG.at. Überhaupt seien Bücher und Geschichten gute Mittel, Kinder in ein Gespräch zu verwickeln, sagte Kinderbuchexpertin Elisabeth Eggenberger gegenüber MANNSCHAFT.

Wie die Vienna Pride in einer Mitteilung bestätigt, wird die Lesung wie geplant am Freitag um 15:30 stattfinden: «In Zusammenarbeit mit den Behörden und der Bibliothek konnte die Mauer umgehend entfernt werden.» Eine solche Aktion werde nicht dazu führen, dass Veranstaltungen abgesagt oder die Community sich einschüchtern lasse. Die Vienna Pride beginnt in einer Woche, Höhepunkt ist die Regenbogenparade am 11. Juni (MANNSCHAFT berichtete).

Die Barrikade vor der Bücherei Mariahilf am Morgen des 3. Juni 2022 in Wien. (Bild: Screenshot instagram.com/eineminute.at)
Die Barrikade vor der Bücherei Mariahilf am Morgen des 3. Juni 2022 in Wien. (Bild: Screenshot instagram.com/eineminute.at)

Die Bücherei Mariahilf bleibt ausserhalb der Veranstaltungszeit geschlossen, Zutritt erhalten nur Kinder und ihre Begleitpersonen.

Candy Licious fühlt sich durch solche Aktionen an vergangene Zeiten zurückerinnert. Wie sie gegenüber den Medien sagt, habe sie auch schon online Hass zu spüren bekommen. «Ich wurde online als pädophil bezeichnet, was mich natürlich sehr verärgert, dass queer sein und pädophil gleich gesetzt wird.»

Ewa Ernst-Dziedic, Sprecherin für LGBTIQ und Menschenrechte der Grünen, verurteilt in einer Medienmitteilung die Blockade.  «Es ist völlig unverständlich, dass das passieren konnte», sagt sie. «Sowohl die Polizei als auch der Verfassungsschutz waren seit Wochen informiert, dass reaktionäre und rechtsextreme Gruppen in grossem Stil gegen die Pride mobilisieren. Ich persönlich habe den Verfassungsschutz, wie auch das Innenministerium darauf hingewiesen, dass hier entsprechende Störaktionen geplant sind.»

Der Kampf um Gleichtstellung werde andauern, die Community halte zusammen, so Ernst-Dziedic weiter. Die Polizei, der Verfassungsschutz und der Innenminister seien jetzt gefordert, alles zu unternehmen, damit der Vorfall restlos aufgeklärt wird und solche Aktionen im folgenden Pride-Monat und darüber hinaus wirksam unterbunden werden.

Es ist nicht der erste Vorfall in Wien während des Pridemonats. Ernst-Dziedic ruft eine Störaktion rechtsextremer Gruppen in Erinnerung, die letztes Jahr die Abschlusskundgebung der Parade unterbrach. «Wir wussten kurzfristig nicht, ob die Bühne brennt und wir den gesamten Platz räumen müssen. Angst auszulösen war wohl das erklärte Ziel. Wir müssen uns heuer darauf verlassen, dass alle Events der Vienna Pride sicher sind», fordert die Grüne.

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