Kennenlernen im Zeitraffer: Queeres Speedfriending in St.Gallen
Die entspannte Alternative zum Speeddating
Eine neue beste Freundin oder vielleicht der zukünftige WG-Mitbewohner? Am 10. November werden sich im St.Gallen Libre queere Menschen beim Speedfriending im Eiltempo kennenlernen.
Beim Speeddating spricht man ein paar Minuten mit seinem Gegenüber – und am Ende zählt doch nur die äussere Attraktivität. Das haben zumindest wissenschaftliche Studien über diese Methode ergeben. Jetzt gibt es aber eine entspanntere Alternative dazu: Am kommenden Freitag findet im St.Gallen Libre ein queeres Speedfriending statt. Organisiert wurde der Anlass von Pink Cross und der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen St. Gallen.
Ohne Druck «Für einige Menschen ist Dating mit Druck verbunden. Es geht darum, einen guten Eindruck zu machen und zu performen. Anders beim Speedfriending. Hier ist es nicht das Ziel, eine neue Person für eine romantische Beziehung zu treffen», erklärt Adrian Knecht von der Fachstelle für Aids- und Sexualfragen gegenüber MANNSCHAFT. «Vielmehr geht es darum, mit anderen queeren Menschen ins Gespräch zu kommen und neue Freundschaften zu schliessen.»
Über mehrere Runden werden die Teilnehmenden die Möglichkeit haben, mit einer neuen Person ins Gespräch zu kommen. Der Moderator werde jeweils darauf hinweisen, wenn ein Wechsel ansteht. «Vielleicht bleibt es bei der einen Unterhaltung, vielleicht findet jemand eine neue beste Freundin, ein zukünftiges Hobby-Gspänli oder den neuen WG-Mitbewohner.»
Für mentales Wohlbefinden Für Adrian trägt das Speefriending so einerseits zum mentalen Wohlbefinden bei, indem der Austausch innerhalb der Community und das gegenseitige Empowerment gefördert werde.
Andererseits stärke der Anlass den Umgang mit sexueller Gesundheit innerhalb der Community. Im Anschluss an die Kennenlernsession bieten die Organisator*innen nämlich in einem separaten Raum in Zusammenarbeit mit der Infektiologie des Kantonsspitals St.Gallen HIV-STI-Tests an. «Insbesondere Jugendliche sollen so motiviert werden, ihren Gesundheitsstatus zu überprüfen. Und das ganz unkompliziert direkt da, wo sie sowieso den Abend verbringen», sagt Adrian. Für alle bis Jahrgang 1998 sei das sogar kostenlos.
Erfolgreicher Start Die Speedfriending-Location, das St.Gallen Libre, wird nach wie vor von Sven Sennhauser geführt. Vor rund einem Jahr hatte der damals erst 19-Jährige seinen Traum der eigenen LGBTIQ-freundlichen Bar erfüllt (MANNSCHAFT berichtete).
Es laufe noch alles ein bisschen nach dem Motto «learning by doing», sagte Sven damals. Heute darf der gelernte Koch auf ein erfolgreiches Startjahr zurückblicken und auf zahlreiche Stammkund*innen zählen. Diese würden 80 Prozent der gesamten Kundschaft ausmachen, was für so ein Lokal aussergewöhnlich viel sei.
Pride-Vorfall mit JSVP An der St. Gallen Pride zeigte das Libre erstmals an einem externen Ort Präsenz. Trotz etwas «chaotischer Planung» sei dieser Auftritt ebenfalls super über die Bühne gegangen, sagt Sven.
Dabei hat er auch mitbekommen, dass die Junge SVP Pride-Teilnehmende mit Videoaufnahmen blossstellen wollte (MANNSCHAFT berichtete). «Jemand von der Security hat uns gewarnt, dass da Leute Interviews machten und nicht sagen wollten, für wen sie unterwegs wären», berichtet Sven. Gemäss seinen Informationen hätten die Vertreter*innen der JSVP sogar zuerst gelogen und behauptet, es handle sich um ein «Schulprojekt». Irgendwann seien sie aber doch mit der Wahrheit herausgerückt.
Sven hat die Telefonnummern gesammelt von Kund*innen, die von der Propagandaaktion betroffen waren. Diese gab er dann an die Organisator*innen weiter, damit allenfalls rechtliche Schritte eingeleitet werden können. «Unter einem falschen Vorwand solche Aufnahmen zu machen, ist eine Frechheit», findet Sven. Weshalb die JSVP diese Schiene fahre, wisse er nicht, denn es entspreche nicht dem Weltbild sämtlicher Mitglieder. «Ich habe auch einen Freund, der in der Jungen SVP ist, und der ist überhaupt nicht so drauf.»
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