Keine Volksverhetzung: Freispruch für Pastor Olaf Latzel
Ein früheres Urteil des Amtsgerichtes wurde aufgehoben
Das Landgericht Bremen hat den evangelischen Pastor Olaf Latzel vom Vorwurf der Volksverhetzung frei gesprochen.
Richter Hendrik Göhner hob im Berufungsverfahren am Freitag (MANNSCHAFT berichtete) ein Urteil des Amtsgerichtes Bremen auf, das den Geistlichen im November 2020 wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von insgesamt 8100 Euro verurteilt hatte. Hintergrund waren Äusserungen Latzels in einem Eheseminar, in dem er unter anderem von «Genderdreck» und «Verbrechern» vom Christopher Street Day sprach.
Das Gericht folgte mit seinem Urteil der Forderung der Verteidigung, die die Positionen des Pastors im Grundsatz von der Religions- und Meinungsfreiheit gedeckt sah. Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig. (AZ 51 Ns 225 Js 26577/20)
Der Universitätsprofessor und katholische Alttestamentler Ludger Schwienhorst-Schönberger hatte im Prozess gesagt, Latzel vertrete zwar konservative Positionen. Diese stellten aber keinen privaten abwegigen Sonderweg dar, sondern seien auch in theologischen Kreisen, bei Wissenschaftlern und der katholischen Kirche zu finden. Im Mainstream der liberalen, modernen und säkularen Gesellschaft seien solche Positionen aber nicht akzeptabel und plausibel.
Er könne aber in den Äusserungen keinen Aufruf zum Handeln gegen Homosexuelle sehen und auch keine Anstachelung zum Hass, sagte der Theologe mit Blick auf ein Eheseminar Latzels im Oktober 2019.
Heute wissen wir, dass Homosexualität nicht widernatürlich und Teil der Schöpfung ist.
Der Auffassung von Schwienhorst-Schönberger widersprach die als Gutachterin geladene evangelische Theologin und Professorin der Universität Bochum, Isolde Karle. Es sei weitgehend Konsens in der evangelischen Wissenschaft, dass Homosexualität keine Sünde sei (MANNSCHAFT berichtete).
«Heute wissen wir, dass sie nicht widernatürlich und Teil der Schöpfung ist», sagte sie. Die Gutachterin kritisierte Latzel direkt und warf ihm persönlich vor, mit seinen Äusserungen auf unverantwortliche Weise Vertrauen zerstört und Hass verbreitet zu haben und den Aufgaben eines Pfarrers nicht gerecht geworden zu sein.
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