«Andere lesbische Paare mit Kindern kennen wir persönlich nicht»
Jasna Fritzi Bauer und Katharina Zorn über Tochter Zoe und Familienleben
Im August findet in Frankfurt am Main der CSD statt. Auch dieses Jahr ist die Schirn mit einem Wagen vertreten, um ihr Engagement für eine «offene und inklusive Gesellschaft» zu betonen. Vorab gibt’s auf der Homepage der Kunsthalle ein Interview mit Jasna Fritzi Bauer und Katharina Zorn zu LGBTIQ-Themen.
Das Duo ist nicht nur künstlerisch miteinander verbunden, sondern auch privat ein Paar. Gemeinsam ziehen sie die 6-jährige Zoe gross.
Die Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer kennen viele als Bremer «Tatort»-Kommissarin im Team Moormann und Selb (MANNSCHAFT berichtete). Ihre Lebensgefährtin Katharina Zorn ist Künstlerin, die seit vielen Jahren international als Visual Merchandiser arbeitet, bevor sie mit 25 «ungeplant schwanger wurde».
«Obwohl sie mit dem Vater keine Beziehung führt, entscheidet sie sich für das Kind», heisst es nun im Porträtartikel der Schirn. «Ein Jahr lang zieht sie die kleine Zoe allein gross. Dann lernt sie in der Küche einer gemeinsamen Freundin Jasna Fritzi Bauer kennen, die gerade am Schauspiel Frankfurt gastiert. Es funkt. Schon am nächsten Tag sind die beiden ein Paar» (MANNSCHAFT berichtete).
«Wichtiger Teil des Familienkonstrukts» Seit 2022 leben und arbeiten sie in Berlin. Mit Zoes Vater und dessen Familie pflegen sie einen engen Kontakt. Sie sind ein wichtiger Teil des Familienkonstrukts, heisst es im Schirn-Porträt.
Bauer erklärt, sie spreche generell nicht gerne über ihr Privatleben. Ergänzt aber: «Ich glaube, wir mussten selbst erst in diese Rolle hineinwachsen und für uns überlegen, was wir preisgeben und was wir schützen wollen. Für uns ist es wichtig, selbst zu bestimmen, was von unserem Privatleben in die Öffentlichkeit kommt.»
Warum die beiden lange zögerten, öffentlich aufzutreten, erklärt Bauer so: «Tatsächlich fehlten uns hier ein bisschen die Vorbilder. Natürlich gibt es in der LGBTIQ-Szene und in der Filmbranche Menschen, die sich geoutet haben. Aber andere lesbische Paare mit Kindern kennen wir persönlich nicht. Schon gar nicht in unserem Alter.»
Tatsächlich fehlten uns hier ein bisschen die Vorbilder
Sie sagt weiter zur Frage, ob sie sich Kinder gewünscht hätte: «Ich komme aus einer grossen Familie, aber das war für mich vorher noch nie ein Thema. Aber ich hatte auch kein Leben, in das ein Kind gepasst hätte: Am Theater ist es kaum möglich, ein Kind alleine grosszuziehen. Als ich Katharina und Zoe kennengelernt habe, war es dann einfach so: Endlich hatte ich jemanden, den ich beeinflussen und dem ich viel Blödsinn beibringen konnte», so Bauer lachend.
«Zoe hat zu Jasna von Anfang an Mama gesagt», erklärt Zorn. «Insofern hat sie uns abgenommen, das auszusprechen.»
«Das war schon hart» Nach einem Jahr Elternzeit sei Zorn wieder voll in ihren alten Job als Visual Merchandiser zurückgekehrt. «Das war schon hart», so Zorn. Wie das mit dem Familienleben in Zeiten von Dreharbeiten geht, beantwortet Bauer derweil so: «Ich fahre an den Wochenenden entweder nach Hause oder Katharina und Zoe kommen zu mir ins Hotel. Manchmal bleiben sie auch ein paar Tage länger und sind bei den Dreharbeiten dabei. Als Zoe drei war, habe ich den ersten Tatort gedreht. Sie hat sich das eine Weile angeschaut und ist dann schnurstracks zur Regisseurin gelaufen und hat gesagt: ‹Morgen spiele ich mit.› Das Team hat daraufhin tatsächlich versucht, sie zu integrieren. Aber letztendlich war es nicht möglich, weil sie keine Drehgenehmigung hatte.»
Ob Zoe wisse, dass eine ihrer Mamas berühmt ist, lautet im Interview eine Frage. Zorn antwortet: «Ich glaube schon, dass sie das versteht. Aber es ist auch ganz normal für sie, weil sie damit aufgewachsen ist. Wir leben hier in Berlin in einer Blase, in der sie viele verschiedene Künstler*innen trifft. Erst neulich hat sie mit Mavie Hörbiger, die in Bibi Blocksberg mitspielt, den Film bei uns auf dem Sofa geguckt. Das ist schon lustig.»
«Der Seestern ist die Mama!» Bauer ergänzt: «Ich selbst habe noch nie in einem Kinderfilm mitgespielt. Deshalb darf Zoe meine Filme noch nicht sehen. Aber ich war bei der letzten Staffel von ‹The Masked Singer› dabei. Die Teilnahme an der Fernsehshow muss man streng geheim halten, sonst droht eine saftige Vertragsstrafe. Zoe hat mit ihrer Oma eine Folge gesehen und mich sofort an meiner Stimme erkannt. ‹Der Seestern ist die Mama!›.»
Zorn erinnert sich: «Bei uns in der Strasse hingen überall Plakate vom Seestern und wir sind jeden Morgen auf dem Weg zum Kindergarten daran vorbeigelaufen. Ich hatte jedes Mal Angst, dass sie dort erzählt, dass ihre Mama der Seestern ist. Zum Glück ist das nicht passiert.»
«Völlig überflüssig!» – Der Vatikan kritisiert die Olympia-Eröffnungsfeier. Russland spricht von einer «Gay-Pride-Parade» und meint es nicht als Kompliment (MANNSCHAFT berichtete).
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