Dritte Option in Österreich weiter nur mit Attest
Der Geschlechtseintrag ist immer noch von Diskriminierung geprägt
Auch unter der neuen Regierung hat sich die Hürde für inter Personen nicht aufgelöst. Nach wie vor ist für die Dritte Option ein medizinisches Attest Pflicht. Die SoHo zeigt sich empört.
Am 15. Juni 2018 entschied der österreichische Verfassungsgerichtshof (VfGH), dass intergeschlechtliche Personen ein Recht auf adäquate Bezeichnung im Personenstandsregister haben. Intergeschlechtliche Menschen können beim zuständigen Standesamt einen Antrag auf Berichtigung ihres Geschlechtseintrags stellen.
Erste gleichgeschlechtliche Paare adoptieren in Finnland
Doch die Umsetzung des Entscheides ist bis heute noch von Diskriminierung und Zugangshürden geprägt. So wurde im Dezember des selben Jahres zwar die Änderung des Personenstandes erlassen; allerdings unter sehr restriktiven Bedingungen. Obwohl das Höchstgericht den Geschlechtseintrag von der gelebten Geschlechtsidentität abhängig machte, bestand das Innenministerium auf intensive medizinische Beurteilungen (MANNSCHAFT berichtete).
Laut Entscheid des österreichischen Verfassungsgerichtshofes steht die dritte Option auch trans, nicht-binären oder genderqueeren Menschen offen. Für sie kann das medizinische Attest eine erhebliche Hürde darstellen. Auch für inter Personen ist die Änderung kein Spaziergang. Alex Jürgen hat bereits 2016 die Eintragung des dritten Geschlechtseintrag beantragt. Drei Jahre später war es endlich soweit: 2019 hatte Alex als erste Person in Österreich persönliche Dokumente mit der Kennzeichnung «divers» und «X» (MANNSCHAFT berichtete).
9 queere Seriencharaktere von «Élite» bis «Nashville»
Dass sich nun auch mit der neuen Regierung noch nichts verändert hat, empört die sozialdemokratische LGBTIQ-Organisation SoHo. Der Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) verteidige weiter den diskriminierenden Kickl-Erlass gegen intergeschlechtliche Menschen.
«Es ist höchste Zeit, dass Nehammer diesen Erlass aufhebt und endlich einen fairen Zugang zum Geschlechtseintrag ‹inter/divers› ermöglicht», meint SoHo-Bundesvorsitzender Mario Lindner.
«Es ist eine Frechheit, dass wir seit knapp zwei Jahren darüber diskutieren müssen, ob ein VfGH-Urteil sinngemäss und ohne bürokratische Winkelzüge umgesetzt wird. Diese Blockiermanöver hatten wir schon bei der ‹Ehe für alle›, es ist traurig, dass sich die Geschichte wiederholt.»
Die SoHo fordert daher gemeinsam mit der SPÖ einen unkomplizierten, barrierefreien Zugang: «Der Geschlechtseintrag muss sich auch in Österreich endlich nach der gelebten Realität der einzelnen Menschen richten – egal ob diese männlich, weiblich oder inter/divers sind! Wir unterstützen die Forderungen der Selbstvertretungsorganisationen intergeschlechtlicher Menschen in Österreich und erwarten, dass die Regierung endlich alle unnötigen Diskriminierungen beseitigt!»
Auch in Deutschland ist der Eintrag «divers» möglich. Doch die Kritik ist die selbe: Die Intersexualität wird auf körperliche Merkmale reduziert – das gelebte Geschlecht und die psychischen Faktoren werden nicht berücksichtigt. So gilt auch hier die Attestpflicht.
Das könnte dich auch interessieren
Schweiz
Bern Pride findet auch 2025 wieder statt
Am 2. August 2025 steht die nächste Ausgabe der Bern Pride auf dem Programm. Die Zusammenarbeit mit zwei anderen Veranstaltern auf dem Bundesplatz wird fortgeführt.
Von Newsdesk Staff
Pride
Coming-out
Meilenstein im Tennis: Erster ATP-Spieler outet sich
Im Männertennis ist ein Tabu gefallen. João Lucas Reis da Silva ist der erste Profispieler auf der ATP-Tour, der sich als schwul outet. Auf Instagram zeigte er sich mit seinem Freund.
Von Newsdesk Staff
Sport
Dating
«Planet Romeo»: Vier junge Männer nach Überfällen verurteilt
Wegen einer Raubserie nach Verabredungen auf einem Dating-Portal sind vier junge Männer verurteilt worden. Die beiden Haupttäter bekamen über vier Jahre Haft.
Von Newsdesk/©DPA
News
Justiz
Deutschland
Grossbritannien
Sexuelle Übergriffe? Schwere Vorwürfe gegen Chefs von LGBTIQ-Medium
Die Inhaber der weltweit grössten LGBTIQ-Newsplattform «Pink News» sollen Angestellte angeblich wiederholt sexuell belästigt haben. Im Arbeitsumfeld sei übermässiger Alkoholkonsum gefördert worden.
Von Newsdesk Staff
Arbeitswelt
International