«Home Queer Home»: Influencerin Bianca Patzl zeigt ihre vier Wände
Queers laden uns in der Serie «Home Queer Home» zu sich nach Hause ein
Lampenlos und sofasurfend: Die Influencerin Bianca Patzl lebt mit ihrer Verlobten in einer kunstbunten Wiener Wohnung, die sich im Kreis dreht. Ein Besuch.
Nie hätte Bianca Patzl gedacht, dass sie eines Tages eine selbstständige Influencerin sein würde. Wobei sie sich selbst lieber als Content Creatorin bezeichnet, «weil das Wort Influencerin negativ behaftet ist».
Vor acht Jahren ist sie «da reingerutscht». Bianca postete auf Instagram Pärchenfotos. Menschen aus Österreich, Deutschland und der Welt schrieben ihr und Bianca gab ihnen Tipps. «Die Leute haben sich Monate später wieder gemeldet und geschrieben, dass sie durch mich den Mut gefunden hätten, sich zu outen. Das hat mich motiviert, mich noch mehr reinzuhängen.»
Zahnklinik oder Instagram?
Es dauerte nicht lange, bis sich Unternehmen bei Bianca meldeten. Damals arbeitete sie noch im Büro einer Zahnklinik und fragte sich: Sicherheit oder Wagnis? Sie entschied sich für Letzteres und kündigte.
«Was ich tue, liebe ich, und ich bin keine typische Influencerin, die jeden Tag eine neue Creme verkauft. Auf meinem Instagram-Account merkst du kaum, dass ich Werbung mache. Wenn ich ein Produkt empfehle, stehe ich zu 100 Prozent beruflich und privat dahinter. Wenn etwas nicht passt, lasse ich die Finger davon.»
Bianca und die Balance
Für Bianca ist Balance etwas, das sie als Workaholic und nach einer schwierigen Trennung erst finden musste. «Ich war ständig am Handy, habe alles gepostet und mein Leben gezeigt. Erst seit ich Sabrina kenne, bin ich zur Ruhe gekommen und habe gelernt, Dinge auch mal privat zu halten. Das ist schwierig in diesem Job, weil man sich gezwungen fühlt, alles zu zeigen.»
Bianca und die Künstlerin Sabrina Di Castello lernten sich vor zweieinhalb Jahren kennen. Nach einem Monat zog Bianca bei Sabrina ein. Im März letzten Jahres wechselten sie in eine grössere Wiener Altbauwohnung im zweiten Bezirk, Leopoldstadt.
Ein Traum für Hündin Nali, mit der sie in wenigen Minuten die Praterallee oder die Donauinsel entlang spazieren können. Doch ernsthaft eingenistet hat sich das verlobte Paar in der charmanten Wohnung allerdings noch nicht.
Hier fühle ich mich am wohlsten:
Die meiste Zeit verbringe ich auf der Couch im Wohnzimmer. Wenn ich mit meiner Community interagiere oder besondere Geschichten aus meinem Leben erzähle, tue ich das meistens hier. Auf dieser Couch haben Sabrina und ich unzählige Stunden verbracht, auch unsere Kennenlernphase während des Lockdowns und alle Projekte, die wir bisher gemeinsam auf die Beine gestellt haben, sind hier entstanden, wie zum Beispiel unser riesiges Kunst-Event. Obwohl Sabrina schon zweimal ein neues Sofa kaufen wollte, habe ich das abgelehnt, weil ich so viel Schönes damit verbinde und es samtgrün ist, meine Lieblingsfarbe. Von solchen Dingen kann ich mich einfach nicht trennen – dafür müssen sie erst kaputtgehen.
Davon könnte ich mich nie trennen
Keinesfalls von meinem Lieblingsbild, das über unserer Coach hängt. Das hat mir Sabrina nach ein paar Monaten Beziehung geschenkt: als Überraschung, nachdem ich ein, zwei Mal erwähnt hatte, wie schade es sei, dass sie kein eigenes Kunstwerk in der Wohnung habe. Ich bin ihr grösster Fan!
Darauf bin ich besonders stolz
Das Kunstflair in unserer Wohnung finde ich genial. Alles ist kunterbunt gemixt. Jedes Möbelstück schaut anders aus. Dieser Teppich ist eines von Sabrinas geprinteten Kunstwerken: «Kevin – Allein zu Haus» aus dem gleichnamigen Film.
Ein Platz voller Erinnerungen
Unser Couchtisch war ursprünglich eine gelbe Kunsttransportkiste. Eines Abends hatten wir die Idee, sie anzumalen und umzufunktionieren. Also haben wir sie weiss gestrichen, Rollen an der Unterseite befestigt und kleine Details, die mit unserer Beziehung zu tun haben, draufgemalt. Der rosarote Panther zum Beispiel verweist wegen des Titelsongs «Wer hat an der Uhr gedreht?» darauf, dass Sabrina und ich anfangs – typisch frisch verliebt – nie schlafen gegangen sind und die Nacht durchgequatscht, gemalt oder was auch immer gemacht haben. Der Couchtisch ist noch nicht fertig. Es fehlen viele Dinge, die im letzten Jahr passiert sind und die wir noch dazumalen werden. Am Schluss legen wir eine Glasplatte obendrauf.
Der älteste Gegenstand, den ich besitze
Das sind diese zwei Sternzeichenmedaillons meiner Grosseltern, die sie immer getragen haben: der Krebs gehörte meiner Oma, der Wassermann meinem Opa. Ich hatte eine sehr starke Verbindung zu ihnen, von klein auf bis zu ihrem Tod. Meine Oma starb mit 84 vor 6 Jahren, mein Opa mit 90 vor knapp 2 Jahren. Sie waren über 60 Jahre verheiratet und sind, was Beziehungen angeht, meine Vorbilder. So, jetzt machen wir besser weiter, sonst fange ich noch an zu weinen.
Hier habe ich am liebsten Sex
Das ist schwer zu beantworten, weil Sabrina und ich ein sehr aufgewecktes Sexualleben haben. Wir haben schon in jedem Zimmer mehrmals miteinander geschlafen. Aber wo wir am meisten Sex haben, ist auf der Couch oder im Schlafzimmer.
Das Bett besteht – typisch Künstlerinnenwohnung – nur aus einer grossen Matratze, was man wegen der Decken nicht gleich sieht. Wir machen uns über solche Dinge zu selten Gedanken. Wir haben das vorherige Bettgestell in der alten Wohnung stehen lassen und uns gesagt, okay, wir kaufen uns ein neues. Und das ist einfach noch nicht passiert.
Mein Einrichtungstipp für alle Inspirationslosen
Kauft euch ein Kunstwerk, irgendwas Flashiges. Sobald ein Kunstwerk in einer Wohnung hängt, peppt es alles auf. Das ist einfach so. Ausgefallene Dinge mochte ich schon, bevor ich meine Freundin kennengelernt habe, aber durch sie habe ich mehr mit Kunst zu tun bekommen. Kunst ist nicht automatisch teuer, es gibt alle möglichen Arten. Einfallslosen empfehle ich, wenigstens ein Kunstwerk irgendwo aufzuhängen. Es verliert nie an Wert und ist ein Unikat, das nur du hast.
Wenn ich es genau betrachte, stört mich hier . . .
. . . dass wir immer noch keine Lampen aufgehängt haben. Das liegt daran, dass wir beide Chaotinnen sind und uns um solche Dinge nicht scheren, und weil wir uns nie sicher waren, ob wir in der Wohnung bleiben wollen. Vor unserem Schlafzimmerfenster liegt ein Minipark, in dem sich Leute bis morgens um sieben Uhr aufhalten, was laut ist, vor allem im Sommer, wenn wir bei offenem Fenster schlafen wollen. Und es ist schwierig, Lampen oder Möbel in eine neue Wohnung zu integrieren, so dass sie passen.
Hier ist was versteckt
Das sind drei gestapelte Hocker und jeder lässt sich öffnen wie ein Koffer. In einem sammeln wir Fotos von uns. Darin liegt auch ein Zertifikat, das ich Sabrina geschenkt habe: ein Stern namens «Bro». Am Anfang fiel es Sabrina irrsinnig schwer, Liebe in Worte zu fassen. Statt «Schatz» oder «Baby», wie wir uns jetzt nennen, haben wir aus Spass «Bro» gesagt.
Was andere an meiner Wohnung schätzen
Was alle toll finden, ist, dass man bei uns rundherum gehen kann, von Zimmer zu Zimmer, sozusagen im Kreis.
Willst du mehr von Bianca sehen?
Instagram: @bfullofdreams
Oder in der Kunst ihrer Freundin Sabrina Di Castello stöbern?
Instagram: @sabrinadicastello
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