Im Knast die Liebe gefunden
Ein Liebespaar bestreitet den Gefängnisalltag in Costa Rica
Drogen, Gewalt und überfüllte Zellen: Trotz täglichen Anfeindungen und prekären Bedingungen hat sich ein Paar in einem Gefängnis in Costa Rica kennen und lieben gelernt.
La Reforma gilt als eines der berüchtigtsten Gefängnisse Costa Ricas, in dem sowohl Drogenhändler und Kleinkriminelle als auch Mörder und Sexualverbrecher untergebracht sind. Im Rahmen der Netflix-Dokumentation «Die härtesten Gefängnisse der Welt» liess sich der britische Journalist Raphael Rowe während einer Woche einsperren, um mit einem Kameramann die Haftbedingungen zu dokumentieren. Und mit diesen ist nicht zu spassen.
Ein hartes Durchgreifen der Polizei im Kampf gegen den Drogenhandel hat in den letzten fünf Jahren dazu geführt, dass die Gefängnisse in Costa Rica aus allen Nähten platzen. La Reforma ist keine Ausnahme. Selbstgemachte Waffen, hereingeschmuggelte Drogen und eine hart erkämpfte Hierarchie unter den Insassen bestimmen hier das Leben.
Hier trifft Rowe die Häftlinge Elian und Jason. Jason möchte lieber mit dem Namen Samantha angesprochen werden und sitzt wegen Drogenschmuggel, Elian wurde wegen Diebstahl verurteilt. Die beiden lernten sich vor zehn Monaten hinter Gittern kennen und bestreiten den Alltag seither als Paar. Eine solche Liebe sieht man im Gefängnis nicht oft, wie Samantha sagt. Einmal sei ein Häftling mit einem grossen Stahlteil aufgetaucht. «Er wollte mich töten, weil er Schwule hasst», sagt Samantha. «Dann schaute ich ihn an und forderte ihn zum Kampf heraus. Ich habe keine Angst. Doch dann liess er mich in Ruhe.» Die selbstbewusste Haltung sei die Rettung gewesen.
«Wäre es nicht einfacher, die Beziehung heimlich zu leben?», fragt Rowe. Davon wollen Samantha und Elian nichts wissen. «Ich bin so wie ich bin, wieso sollte ich mich verstellen? Wenn sich jemand dadurch unwohl fühlt, ist das nicht mein Problem», sagt Samantha.
Das Liebespaar teilt sich das untere Bett eines Kajütenbetts. Ein Vorhang sorgt für etwas Privatsphäre in der Zelle. «Die Person, die über uns schläft, stört das manchmal», sagt Samantha mit einem müden Lächeln. «Ihm gefällt das nicht. Aber was sollen wir machen, wenn wir keine Freiheit haben?»
Die Willensstärke des Liebespaars beeindruckt Raphael Rowe. «Ich bewundere euren Mut in Anbetracht der Feindseligkeit der anderen Insassen», sagt er. Die Anteilnahme des Moderators rührt Elian zu Tränen. «Er ist sehr sentimental, er weint viel», sagt Samantha und streicht ihm über das Gesicht.
La Reforma ist nur eines der vielen Gefängnissen weltweit, die Raphael Rowe im Rahmen der Netflix-Dokumentation besucht. Die Lebensrealität hinter Gitter ist für den 50-jährigen Briten nicht neu. In Grossbritannien wurde er des Mordes verurteilt und nach 12 Jahren Haft unschuldig gesprochen. Die Episode über das Gefängnis La Reforma in Costa Rica ist die erste der neuen, dritten Staffel.
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