«Ich tanze mich zu Tode» – Florence + The Machine mit neuem Album
Auf «Dance Fever» geht es um ein persönliches Thema: das Selbstbild
Die neue Platte der Band Florence + The Machine klingt nach zwei Jahren Pandemie wie eine Auferstehung. Songwriterin Florence Welch hat sich neu erfunden – thematisch und teilweise auch musikalisch.
Von Oliwia Nowakowska, dpa
Irgendwo zwischen Folklore und Horror, Pop und Indie und der Sehnsucht nach durchtanzten Nächten bewegt sich «Dance Fever», das fünfte Album der britischen Band Florence + The Machine. Singer-Songwriterin Florence Welch (35) verarbeitet auf der Platte die vergangenen zwei Pandemie-Jahre in ihrer Geburtsstadt London.
Dabei sehnt sich Welch nach dem, was vor dem Lockdown möglich war – nach Festivals, Clubs und ekstatischem Miteinander. Die Choreomanie (zu deutsch: Tanzwut) – das zentrale Thema des Albums – zieht sich wie ein roter Faden durch die 14 Songs. Auf «Choreomania» singt Welch: «I dance myself to death» («Ich tanze mich zu Tode»).
Die für diese Band typisch märchenhafte Ästhetik ist auch Teil der neuen Platte. Sie spiegelt sich in den Musikvideos, dem Cover, aber auch im Musikstil – einem Mix aus Folk, Indie und 70er-Jahre-Pop mit elektronischen Sounds, Streichern und choralhaften Gesängen.
Doch diesmal schleust die Sängerin auch ein Horror-Motiv ein. Während der Song «Free» verspielt klingt und Welchs unverwechselbare Stimme gewohnt opernhaft und weich, wirkt sie auf «Prayer Factory» und «Restraint» ganz anders: Sie flüstert schon fast wie eine Kreatur aus einem Horrorfilm mit einer heiseren und tiefen Stimme.
Dieser Widerspruch zwischen Gut und Böse, Engel und Teufel, traurigen Textzeilen und euphorischen Melodien ist ein Wiedererkennungsmerkmal der Platte. Ein ähnliches Paradoxon nutzte Sängerin Welch schon 2015 beim dritten Album «How Big, How Blue, How Beautiful».
Eigentlich habe ich nie gross über Geschlechterfragen nachgedacht.
Während es damals hauptsächlich um die Liebe ging, beschäftigt sich Welch auf «Dance Fever» mit einem für sie neuen, persönlichen Thema: dem Selbstbild. Ihre Idole seien meist männlich, und eigentlich habe sie nie gross über Geschlechterfragen nachgedacht, erklärte sie laut ihrem Label Universal Music. Doch das habe sich geändert.
«Wenn ich jetzt darüber nachdenke, dass ich eine Frau in meinen Dreissigern bin, und über das, was danach kommt, dann ist da plötzlich so eine neue Zerrissenheit, was meine Identität und meine Wünsche angeht», so Florence Welch.
Jonas Schubert von Ok Kid kämpfte einst mit dem klassischem Männerbild. Er schämte sich dafür, Worte wie «süss» zu benutzen (MANNSCHAFT berichtete).
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