«Ich kenne LGBTIQ-Personen im Fussball, die Coming-out scheuen»
Der offen schwule Schiedsrichter Ryan Atkin sprach mit ungeouteten Sportler*innen
Gemäss Schiedsrichter Ryan Atkin spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, bis jemand im Fussballgeschäft das öffentliche Coming-out wagt.
Ryan Atkin war 2017 der erste offen schwule Linienrichter im englischen Profifussball. Heute referiert er als Schiedsrichter Spiele in der obersten Spielklasse Englands – der National League.
In der neusten Ausgabe des BBC-Podcasts «LGBT Sport» spricht Atkin über Gespräche, die er hinter den Kulissen des Profifussballs geführt hat, unter anderem mit ungeouteten LGBTIQ-Personen. Die Erkenntnis, dass viele von ihnen im Fussballgeschäft keinen Platz fürs Coming-out sehen, sei «entmutigend», sagt der 34-Jährige. «Einige glauben, dass der Zeitpunkt nicht passend ist, anderen fehlt der Mut.»
«Ich habe oft mit ungeouteten Personen im Sport zu tun und frage sie nach ihren Ängsten», sagt er. Die Antworten, die er bekomme, seien unterschiedlich.
«Manchmal spielt das private Umfeld eine Rolle – sie haben sich nicht bei ihrer Familie geoutet oder führen ein Doppelleben», fährt Atkin fort. Andere seien mit sich selbst und ihrer Sexualität nicht im Reinen. «Oder es hängt mit ihrer Funktion im Sport oder in Organisationen zusammen, die eine erhöhte Medienaufmerksamkeit zur Folge hätte. Sie wollen ihre Sexualität oder ihr Privatleben nicht in den Medien sehen und sich stattdessen auf ihre Aufgabe im Sport konzentrieren.»
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Im englischen Profifussball haben man in den letzten beiden Saisons leider auch rassistische Untertöne feststellen müssen. «Für das Jahr 2019 ist das unglaublich, unglaublich traurig und muss unbedingt ausgemerzt werden», sagt Atkin. «Wenn wir das nicht schaffen, hinkt Homophobie im Fussball weiterhin hinterher.»
Ein Coming-out im Fussballgeschäft setze verschiedene Grundsteine voraus, am wichtigsten sei die Unterstützung von Freund*innen und Familie. «Man muss sich in seinem Beruf und in seiner Organisation wohlfühlen. Und drittens muss man darauf vorbereitet sein, dass einige Menschen dich auf ein Podest stellen, weil du nun eine Minderheit bist», sagt Atkin. Man nehme eine Vorbildfunktion ein, die viel Druck ausüben könne. «Wäre der Fussball gleichberechtigt mit einer vielfältigen Mischung verschiedenster Menschen, müsste man niemanden mehr auf ein Podest stellen, weil es in Anführungszeichen die Norm geworden ist.»
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Schliesslich müsse der Fussball ein Ort sein, der LGBTIQ-Menschen willkommen heisst. «Wir wollen nicht, dass Menschen das Gefühl haben, aufgrund ihrer Sexualität, ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts oder ihrer Religion nicht am Sport teilnehmen zu können – all diese verschiedenen Merkmale zeichnen die wundervollen Communitys aus, in denen wir leben», sagte er.
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