Liberale Moschee hisst Pride-Flagge und kritisiert Ministerin Faeser

Diesmal drinnen, wegen der Bedrohungslage

Seyran Ateş mit Stefan Evers (li) zur Muslim Pride in der Ibn Rushd-Goethe Moschee (Foto: Kriss Rudolph)
Seyran Ateş mit Stefan Evers (li) zur Muslim Pride in der Ibn Rushd-Goethe Moschee (Foto: Kriss Rudolph)

Seit Jahren hisst die Ibn Rushd-Goethe Moschee in Berlin die Regenbogenflagge an der Aussenfassade. In diesem Jahr war dies jedoch nicht möglich. Eine Pride gibt es trotzdem.

Die liberale LGBTIQ-freundliche Ibn Rushd-Goethe Moschee hat zweimal die Regenbogenflagge an der Aussenfassade gehisst. In diesem Jahr lassen die Verhältnisse dies allerdings nicht zu.

Trotz der Sicherheitsbedenken fand an diesem Donnerstag eine Muslim Pride statt – in einem geschützten Raum, ähnlich wie es dieser Tage schon in Toronto und London geschah. Die Botschaft auf der Regenbogenflagge: «Liebe ist halal» («Liebe ist erlaubt»).

Im Beisein von Bürgermeister und Senator Stefan Evers (CDU), der «herzliche Grüsse» von Oberbürgermeister Kai Wegner ausrichtete, den Moschee-Gründerin Seyran Ateş wiederum «einen lieben Freund» nannte, sowie der Berliner SPD-Doppelspitze Nicola Böcker-Giannini und Martin Hikel und Ex Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sowie anderen Vertreter*innen aus Politik und Community fand erst der zeremonielle Akt und dann eine spirituelle Gesprächsrunde statt.

Seyran Ates (re) mit Unterstützer*innen (Foto: Kriss Rudolph)
Seyran Ates (re) mit Unterstützer*innen (Foto: Kriss Rudolph)

«Ein solches Zeichen ist für LGBTIQ muslimischen Glaubens enorm wichtig, denn es zeigt, dass sich nicht zwischen ihrem Glauben und ihrer sexuellen Identität entscheiden müssen, sondern so akzeptiert werden, wie sie sind», so die offizielle Mitteilung der Moschee.

Tugay Saraç, LGBTIQ-Koordinator der Ibn Rushd-Goethe Moschee und eins der Gesichter der Kampagne «Liebe ist halal», äusserte in seiner Ansprache scharfe Kritik an der Bundesregierung und forderte Innenministerin Nancy Faeser auf, endlich queere Stimmen des Islam bei der Islam-Konferenz sichtbar zu machen.

Wie Ateş berichtet, gab es bei der deutschen Islam-Konferenz eine Arbeitsgruppe mit dem Titel «Innermuslimische Konflikte». Als Vertreter der Moschee nahm Saraç teil, er wolte dort u.a. über Homophobie sprechen. Doch das sei unmöglich gewesen.

Das ist einfach eine Schande!

«Ich wurde da angeschnauzt und regelrecht zusammengerschrien, und das Thema wurde danach gelöscht, die Arbeitsgruppe wurde abgeschafft. Das ist einfach eine Schande.»

Die Ibn Rushd-Goethe Moschee war 2022 weltweit die erste Moschee, die eine Regenbogenflagge gehisst hat. Nach dem Hissen der Regenbogenflagge gab es international viel Zuspruch, aber auch zahlreiche Anfeindungen – bis hin zu Mord- und Terrordrohungen (MANNSCHAFT berichtete).

«Wir mussten unsere Sicherheitsvorkehrungen erhöhen, das können wir nicht schönreden. Aber unsere Moschee bleibt ein Ort der Liebe und des gleichberechtigten Miteinanders», so Seyran Ateş.

Viele katholische Christ*innen lehnen eine Beteiligung am CSD ab. Denn: Sex ist nur zum Kinderkriegen da, sagen sie. Aber diese katholische Lehre bröckelt (MANNSCHAFT berichtete).

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