Ibn Rushd-Goethe Moschee beklagt Hass und fehlende Solidarität
Du wirst nicht mehr leben!, heisst in einer Nachricht an die Moschee
Die Ibn Rushd-Goethe Moschee war im Juli noch schlimmeren Bedrohungen ausgesetzt als ohnehin schon. Das galt für die Mitglieder und Einrichtungen der Gemeinde: Es gab über 200 Nachrichten mit Morddrohungen, konkreten Gewaltfantasien und Beleidigungen.
Am 1. Juli hat die Moschee von Seyran Ateş in Berlin zum Start des Pride-Month die Regenbogenflagge als weltweit erste Moschee gehisst (MANNSCHAFT berichtete). Offenbar gibt es aber, und zwar nicht nur in Deutschland, zahlreiche Menschen, die das mit dem Tod bestrafen wollen – und sich dabei auf den Islam berufen.
Die LGBTIQ-freundliche Moschee will nun auf die Situation hinweisen, die schon jetzt für die Demokratie, in der wir leben, erhebliche Gefahren bedeutet. Das werde nicht ausreichend in der Öffentlichkeit thematisiert. «Eine sichtbare Solidarität mit uns hat es nicht gegeben, viele scheinen die Situation nicht einmal wahrgenommen zu haben». Dabei hätten die Nachrichten eine erschreckende Qualität. Etwa in diesem Beispiel, das die Moschee in ihrer Mitteilung an diesem Mittwoch mitsendet:
«Die Drohungen gegen uns werden angetrieben von einem Hass auf alles, was als unislamisch erklärt wird oder den Islam beschmutze», so die Moschee weiter. «Dieser Hass verbindet sich nicht selten mit der Vorstellung, dass der deutsche Staat den Islam von innen heraus zerstören wolle. Gerade auch deswegen ist unsere liberale Gemeinde eine besondere Zielscheibe: Wir werden zu den Beauftragten dieser angeblichen Zerstörung erklärt.»
Die Moschee wünscht sich mehr öffentliche Stellungnahmen. «Dabei geht es um mehr als nur Solidarität mit den Mitgliedern unserer Gemeinde, die teilweise schon länger unter Polizeischutz stehen oder sich nicht mehr in die Öffentlichkeit trauen. Politisch Verantwortliche und die deutschen Medien müssen auch den Rassismus und die Demokratiefeindlichkeit von gewissen Teilen der muslimischen Bevölkerung sehen und thematisieren – gerade, wenn dieser sich gegen andere Muslime richtet. Hier muss mehr geschehen als bislang.»
Erst kürzlich habe das Attentat auf Salman Rushdie (MANNSCHAFT berichtete) wieder einmal vor Augen geführt, dass die Feinde der Meinungs- und Lebensfreiheit vor nichts zurück schrecken. «Angesichts der Nachrichten, die wir erhalten haben, fürchten wir uns vor weiteren vergleichbaren Taten. Deswegen ist es wichtig, dass nicht nur einzelne Personen oder Organisationen ihre Stimme erheben, sondern die gesamte, auf dem Boden der Demokratie stehende Bevölkerung.»
Queeres Leben unter dem Schleier – Wo sich die schwule Community in Riad trifft (MANNSCHAFT berichtete)
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