«Homosexualität verschwiegen»: 3‘000 Euro Entschädigung an Ex-Frau
Die spanische Richterin berief sich dabei auf Gesetze aus dem Jahr 1889.
Der Anwalt Javier Vialta muss seiner Ex-Frau 3’000 Euro Entschädigung zahlen, weil er vor und nach ihrer Ehe gleichgeschlechtliche Beziehungen hatte. Das entschied eine spanische Richterin, obwohl der Angeklagte beteuerte, dass er in seine Frau verliebt und während der Ehe «total heterosexuell» gewesen sei. Spanische LGBTIQ-Aktivist*innen sprechen von einem «gefährlichen Präzedenzfall».
Der spanische Anwalt Javier Vilalta bezeichnet sich selbst als bisexuell und versichert, während der Ehe in seine heutige Ex-Frau verliebt gewesen zu sein. Eine Richterin in Valencia glaubt ihm offenbar nicht und erklärte die Ehe, die 2011 im gemeinsamen Einvernehmen geschieden wurde, nachträglich als nichtig. Doch mehr noch: Der Spanier muss seiner ehemaligen Frau 3’000 Euro Entschädigung zahlen – tausend für jedes der drei Ehejahre. Grund: Er habe ihr seine «Homosexualität verschwiegen».
MANNSCHAFT sucht die Queeros 2020
Klage 5 Jahre nach Trennung Tatsächlich räumte Vilalta ein, vor und nach der Ehe Affären mit Männern gehabt zu haben. Doch betrogen habe er seine damalige Frau nie. «Ich war in sie verliebt, als ich geheiratet habe», sagte er gegenüber El Mundo. Zur Zeit der Ehe sei er «total heterosexuell» gewesen. Die Trennung hätte nichts mit seiner sexuellen Orientierung zu tun gehabt.
Die beiden seien gute Freunde geblieben – selbst nachdem er ihr 2016 seinen männlichen Partner vorgestellt hatte. Diesen habe sie gemäss Vilalta «sehr nett» gefunden. Als sie jedoch herausgefunden hatte, dass er schon vor ihrer Ehe Affären mit Männern hatte, verklagte sie ihn. Ursprünglich forderte sie sogar 10’000 Euro Entschädigung, wie El Mundo berichtet.
Nach Fahnenverbot: Spanisches Dorf versinkt im Regenbogen
«Homosexualität verschwiegen» Sogar der Staatsanwalt plädierte dafür, die Anklage zu verwerfen. Die Richterin in Valencia entschied jedoch anders und berief sich dabei auf Gesetze aus dem neunzehnten Jahrhundert. Da er vorsätzlich seine Homosexualität gegenüber seiner Partnerin verschwiegen habe, sei die Ehe durch «Betrug» zustande gekommen. Sie müsse daher annulliert werden und seiner einstigen Ehefrau stünde eine Entschädigung zu.
Der spanische LGBTIQ-Verband FELGTB bezeichnete das Urteil gemäss Spiegel als «reaktionär». Mit dem Prozess habe die Richterin einen «besorgniserregenden und gefährlichen Präzedenzfall» geschaffen, heisst es in einer Mitteilung. Die sexuelle Orientierung einer Person öffentlich auf die Anklagebank zu setzen, sei verfassungswidrig.
Berufung bereits angekündigt Auch die stellvertretende Ministerpräsidentin der Region Valencia, Mónica Oltra, äusserte sich zum Urteil. Sie forderte die Abschaffung solcher überholten gesetzlichen Regeln, die gegen die Grundrechte verstiessen.
Der Verurteilte selbst bezeichnete das Urteil als «schrecklich». Seine Anwälte kündigten bereits Berufung an.
Auch der schwule Spitzenschwinger Curdin Orlik war für eine kurze Zeit mit einer Frau verheiratet und wurde 2016 sogar Vater. Hier kannst du die Geschichte des historischen Coming-outs nachlesen.
Das könnte dich auch interessieren
Dating
«Planet Romeo»: Vier junge Männer nach Überfällen verurteilt
Wegen einer Raubserie nach Verabredungen auf einem Dating-Portal sind vier junge Männer verurteilt worden. Die beiden Haupttäter bekamen über vier Jahre Haft.
Von Newsdesk/©DPA
News
Justiz
Deutschland
Grossbritannien
Sexuelle Übergriffe? Schwere Vorwürfe gegen Chefs von LGBTIQ-Medium
Die Inhaber der weltweit grössten LGBTIQ-Newsplattform «Pink News» sollen Angestellte angeblich wiederholt sexuell belästigt haben. Im Arbeitsumfeld sei übermässiger Alkoholkonsum gefördert worden.
Von Newsdesk Staff
Arbeitswelt
International
News
WM 2034 in Saudi-Arabien: Amnesty warnt vor Risiken für Queers
Am Mittwoch bekommt Saudi-Arabien den Zuschlag für die Ausrichtung der WM 2034. Vor allem schwule und lesbische Fans müssen im Wüstenstaat mit erheblichen Diskriminierungen rechnen.
Von Newsdesk/©DPA
Sport
International
Fussball
Regenbogenbinde: Lesbischer Fan will Fussballverband verklagen
Die «Rainbow Laces»-Kampagne soll im englischen Fussball ein Zeichen setzen für Vielfalt und Inklusion. Ein Fussballfan wirft der Football Association nun vor, politische Botschaften zu verbreiten.
Von Newsdesk Staff
News
Lesbisch
Geschlecht
Sport
International