Homofeindliche Schmierereien im Bayern-Wahlkampf
Auf Plakate der Rosa Liste wurden die Worte «Schwule Bastarde» geschrieben
Die Plakate der Rosa Liste im Bayern-Wahlkampf wurden beschmiert. Dazu bezog deren Kandidat Thomas Niederbühl beim MANNSCHAFT-Talk im SUB Stellung.
Die Schmiererei wurde am Dienstag via Facebook öffentlich gemacht. Neben das Bild des schwulen Aktivisten und Kommunalpolitikers der WählerInneninitiative Rosa Liste München e. V. schrieb jemand die Worte Schwule Bastarde. «Unsere Plakate in der Müllerstrasse wurden beschmiert! Der Weg zur Gleichstellung und vollen Akzeptanz von LGBTI* ist noch nicht zu Ende», so die Rosa Liste.
«In den letzten Wahlkämpfen war es schlimmer, viel aggressiver», erklärte Niederbühl, der am Dienstagabend den MANNSCHAFT-Talk im SUB besucht hatte. «Schwule Sau hatte ich schon mehrfach auf Plakaten auf der Stirn stehen. Wir zeigen das immer an, man verbringt einen halben Tag bei der Polizei. Aber es bringt gar nichts», so der Kommunalpolitiker.
Das sei frustrierend und führe zu einem gewissen Gewöhnungseffekt, klagte Thomas Niederbühl. «Aber wir bleiben dran.» Das ist auch dringend nötig, wenn man sieht, wie etwa die homofeindliche «Bürgerinitiative Ausländerstopp» (Bia) mit offen schwulenfeindlichen Parolen im Bayern-Wahlkampf Stimmung macht (MANNSCHAFT berichtete).
Verprügelt und verhöhnt: Schwulenhass in München
Der 58-Jährige, der dem Münchner Stadtrat seit 1996 angehört, äusserte auch seinen Frust darüber, dass man in den letzten 30 Jahren im Freistaat kaum weitergekommen sei.
«Ich kann mich an erste Diskussionen mit der Polizei Ende der 80er, frühe 90er erinnern. Es waren immer dieselben Forderungen: nach Ansprechpartner*innen bei der Polizei, nach Fortbildungen, vertrauensbildenden Massnahmen und endlich Statistiken.»
Das waren auch die Forderungen, die die Teilnehmer*innen des MANNSCHAFT-Talk zum Thema Gewalt gegen LGBTIQ in Bayern erhoben. Mehr dazu im nächsten Samstagskommentar.
Damals gab es noch eine lebendige Klappenkultur, erzählte Niederbühl. «Wenn man damals als Schwuler brutal auf der Klappe zusammengeschlagen wurde, und man hat ihm dann noch den Schlüssel geklaut, dann war es offiziell ein Raubüberfall.»
Die Polizei habe überhaupt nicht mit sich diskutieren lassen, so Niederbühl. «Es war immer so deutlich: Man will im Freistaat einfach nicht.» Damals hiess es immer – und das klinge heute noch an: «Die Polizei ist nicht für gesellschaftspolitische Veränderungen zuständig.» Es verwundert darum nicht, dass das Vertrauen in die Behörde, deren Mitarbeiter*innen «Freund und Helfer» sein sollen, in der LGBTIQ-Community nicht besonders ausgeprägt ist, zeigt eine Umfrage auf MANNSCHAFT.com.
Mehrheit der Deutschen will LGBTIQ-Schutz im Grundgesetz
Bayern ist das einzige Bundesland ohne einen Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie. An diesem Mittwoch werden im Landtag die Unterschriften übergeben, die der LSVD gemeinsam mit dem Nürnberger «Bündnis gegen Trans- und Homophobie» mit einer Petition gesammelt hat.
Diskriminierung und Gewalt gehören auch in Bayern immer noch zum Alltag von LGBTIQ
«Diskriminierung und Gewalt gehören auch in Bayern immer noch zum Alltag von LSBTI und schaden damit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt im Freistaat. Die Landesregierung ist nun dazu aufgefordert, diese Probleme endlich ernst zu nehmen und Schutzmassnahmen für diese Menschen zu ergreifen», so Markus Apel, Landesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes Bayern.
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