«Heartstopper»-Star Kit Connor outet sich als bi
Der 18-Jährige fühlte sich vom Twitter-Mob zu diesem Schritt genötigt
Nachdem er von Fans auf Twitter lange bedrängt und beschimpft worden war, hat sich Kit Connor nun öffentlich als bisexuell geoutet.
Wir erinnern uns: Der 18-Jährige hatte sich nach intensiven Vorwürfen bezüglich seiner sexuellen Orientierung von Twitter verabschiedet (MANNSCHAFT berichtete). Es ging vor allem darum, dass ihm unterstellt wurde, als Hetero nicht die Rolle des bisexuellen Schülers Nick spielen zu dürfen, in den sich der schwule Mitschüler Charlie (Joe Lock) verliebt. Es war zudem die Rede von «Queerbaiting», also zu versuchen, mit verschiedenen öffentlichen Auftritten bei Pride-Märschen usw. LGBTIQ anzulocken unter Vortäuschung vermeintlich falscher Tatsachen, sich medienwirksam in LGBTIQ-Magazinen als Traumpartner zu präsentieren, ohne dies wirklich zu sein. Somit wurde aus einem «straight ally» für manche Social-Media-Aktivist*innen regelrecht ein Feindbild.
Connor schrieb damals auf Twitter: «This is a silly silly app. Bit bored of it now, deleting twitter.» Auf Deutsch: «Das ist eine dumme dumme App. Bin ein bisschen gelangweilt im Moment, lösche Twitter.» Doch dann meldete er sich am Montag dieser Woche auf Twitter zurück mit einer Kurznachricht. In der heisst es: «Für eine Minute zurück. Ich bin bi. Glückwunsch, dass ihr einen 18-Jährigen genötigt habt, sich zu outen.»
Er ergänzt: «Ich glaube einige von euch haben den Punkt nicht mitbekommen, um den es in der Serie geht. Tschüss.» Und damit war die öffentliche Durchsage schon wieder zu Ende.
Doch an diesem Punkt begann die Debatte erst richtig loszugehen unter Fans und vielen Vertreter*innen aus der Filmbranche. Zudem haben sämtliche LGBTIQ-Nachrichtenportale umgehend über den Fall berichtet.
«Schämt euch» Auch «Heartstopper»-Autor*in Alice Oseman äusserte sich. In einem Tweet heisst es: «Ich verstehe wirklich nicht, wie Menschen Heartstopper schauen können und dann mit solchem Eifer ihre Zeit damit verbringen, über Sexualitäten zu spekulieren und Menschen basierend auf Stereotypen zu beurteilen. Ich hoffe, dass all diese Personen sich jetzt verdammt noch mal schämen.» Zu Connor sagt Oseman: «You’re amazing.»
Kizzy Edgell, die mit Connor in «Heartstopper» spielt, schrieb auf Twitter: «Ich liebe dich, Kit. Es tut mir so leid, dass diese Sache so abscheulich brutal für dich geworden ist. Du bist so unfair behandelt worden.»
Die britische LGBTIQ-Parlamentarierin Nadia Whittome von der Labour-Partei ergänzt: «Jemanden zum Coming-out zu zwingen ist das gleich wie jemanden zu outen. Und das ist widerlich. Es tut mir so leid, dass du das durchmachen musste. Ich sende dir ganz viel Liebe und Solidarität, Kit.»
Die Queerbaiting-Vorwürfe begannen, als darüber spekuliert wurde, ob Connor möglicherweise in einer Beziehung mit Maia Reficco sei, seiner Partnerin in der Verfilmung des New York Times-Bestsellers «A Cuban Girl’s Guide to Tea and Tomorrow». Reficco sei ihrerseits «offen queer», betont wiederum die Gay Times.
«Kein Fan von Etikettierungen» Nachdem sich Connor von Twitter verabschiedet hatte wegen der Anfeindungen, sprach er im Podcast «Reign with Josh Smith» über seine Entscheidung. Damals sagte er: «Was meine Tweets angeht – ich glaube, in den sozialen Medien sind solche Dinge gefährlich. In unserem Filmteam bin ich 18, es gibt nur ein paar Leute, die Anfang 20 sind. Wir sind insgesamt alle sehr jung. Und plötzlich wird über unsere sexuelle Orientierung spekuliert, es wird Druck aufgebaut, dass wir uns outen sollen, selbst wenn wir noch nicht so weit sind.»
Er ergänzte im Podcast-Gespräch: «Was mich betrifft, ich bin mir in Bezug auf meine Sexualität sicher und fühle mich wohl damit. Aber ich bin kein Fan davon, in diesem Fall Etikettierungen zu verwenden. (…) Ich finde es auch nicht wichtig, mich zu etikettieren, schon gar nicht öffentlich.»
Es sei im Jahr 2022 «schon ein bisschen seltsam», so Connor, wenn Menschen Annahmen zur sexuellen Orientierung von anderen machen, ausschliesslich basierend auf dem Klang ihrer Stimme oder ihrem Äusseren. «Ich finde das eine sehr interessant, auch eine ziemlich problematische Art, Menschen so zu beurteilen», erklärte Connor.
Inzwischen haben die Dreharbeiten zu Staffel 2 von «Heartstopper» begonnen. Details zum weiteren Verlauf der Liebesgeschichte zwischen Nick und Charlie zirkulieren (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Fitness
Muskelsucht unter schwulen Männern: Wenn dich das Spiegelbild trügt
In den sozialen Medien präsentieren Männer ihre durchtrainierten Körper vor Millionen von Menschen. Um ihnen nachzueifern, greifen Follower sowohl zur Hantel als auch zu Steroiden. Mit gravierenden Konsequenzen für Körper und Psyche.
Von Greg Zwygart
Lifestyle
Sport
Soziale Medien
Schwul
Gesundheit
Interview
«Eine Unzufriedenheit mit dem Körper gehört zum Geschäftsmodell von Gyms»
Roland Müller ist Angebotsleiter für Muskel- und Fitnesssucht bei der Fachstelle Prävention Essstörungen Praxisnah (PEP) des Inselspitals Bern. Wir sprachen mit ihm über Dysmorphophobie.
Von Greg Zwygart
Lifestyle
Sport
Soziale Medien
Schwul
Gesundheit
News
Trump stellt schwulen US-Botschafter für Belgien ab
Der designierte Präsident Donald Trump hat einen neuen US-Botschafter in Belgien ernannt. Seine Wahl scheint auf den ersten Blick verwunderlich
Von Newsdesk Staff
News
FPÖ hetzt gegen trans-freundlichen Kindergarten
FPÖ und Queers – das passt selten zusammen. Einen neuesten Beleg lieferte die rechtspopulistische Partei nun, indem sie einer LGBTIQ-freundlichen Einrichtung das Geld streichen will.
Von Newsdesk Staff
TIN
Österreich
Bildung