Hamburger Lesben feiern: «Intervention» wird 40
Seit vier Jahrzehnten macht der Verein Angebote zu Coming-out und Empowerment
Es ist ein rundes Jubiläum: Am 29. September 1982 gründete sich der Lesbenverein «Intervention» in der Hansestadt.
Gemeinsam mit Schwulen startete man auch die lesbisch-schwule Beratungsstelle. Ab 1989 konnte dann in der Schmilinskystrasse ein« LesbenFrauen Treff» eingerichtet werden.
In einer Pressemitteilung heisst es jetzt: «In der wechselvollen Geschichte machte Intervention e.V. Station in der Schmilinskystrasse, der Mathildenstrasse und ist heute in der Glashüttenstrasse im Karoviertel beheimatet. Durchgehend werden seit 40 Jahren Angebote zu den Themen Coming-out, sexueller Orientierung, Stärkung der eigenen Identität, Empowerment angeboten.»
Daneben habe es viele weitere Angebote im Laufe der Jahrzehnte gegeben: «So wurde aus der Suche nach dem Diskriminierungsfaktor zunächst die Unverheiratetenpolitik, dann die Lebensformenpolitik, und Intervention gab schliesslich Vollmachten und Lebensformenurkunden heraus.»
Strukturelle Diskriminierungen Trotz der Ehe für alle habe sich bis heute nicht viel geändert an der Diskriminierung von nichtverheirateten Menschen, die ohne Trauschein zusammenleben wollen, heisst es. «Die staatliche Anerkennung von lesbischen Partnerschaften ist gestiegen, aber persönliche und strukturell bedingte Diskriminierungen bestehen weiter», so der Verein.
«Die Angriffe, Anfeindungen und Gewalt nimmt wieder stark zu», so Katrin Behrmann, Mitglied im Vorstand von Intervention.
Das Vereinsleben und die Angebote seien immer auch ein Spiegel der Zeit. So habe es bereits Versuche gegeben, ein altersgerechtes Wohnen für Lesben zu ermöglichen, noch bevor die Wohnungssituation sich so verschärft habe, schreibt Intervention.
Dazu gehöre auch die Verleihung eines Zertifikats für eine lesbengerechte Senior*inneneinrichtung. Inzwischen gebe es in den Bezirks-Seniorenbeiräten auch lesbische und schwule Delegierte, aber auch das sei ein langer Weg durch die Institutionen gewesen.
Flucht und Asyl 2018 wurde ein Projekt für lesbische und bisexuelle Frauen, trans, inter und nicht-binäre Personen, die auf dem Weg der Flucht nach Hamburg gekommen seien und mit dem Asylsystem und dessen Mängel und Herausforderungen konfrontiert waren, ins Leben gerufen.
Mittlerweile sei das Projekt als «Refugee Sisters*» bekannt. Über die Jahre habe sich erwiesen, wie dringend notwendig diese Arbeit sei: «Queere Frauen, trans, inter und nicht-binäre Personen sind überdurchschnittlich von gesellschaftlicher Mehrfachdiskriminierung und Ausgrenzung betroffen und es zeigt sich immer mehr, dass die sogenannte Regelversorgung nicht ausgestattet ist, um auf Themen die sich an der Schnittstelle LGBTIQ, Flucht und Trauma befinden adäquat einzugehen», so Intervention (MANNSCHAFT berichtete über die vom Irean verhängten Todesurteile gegen zwei lesbische Aktivistinnen).
«Deshalb engagiert sich das Projekt Refugee Sisters* auch, um die politischen Ebene voranzutreiben und für Sichtbarkeit und umfassende Schutzmassnahmen zu sorgen.»
Seit fast 25 Jahren hat sich das pädagogische Projekt «JungLesben*Zentrum» verstetigt, in dem zwei Sozialpädagoginnen Arbeit für Queers bis 25 Jahre leisten. Es würden offene Treffen, Gruppen und persönliche Beratung angeboten, heisst es.
Im Verein beheimatet sei auch die Netzwerkstelle Lesben in Hamburg.
Jährlicher Dyke March Das Lesbennetzwerk, das u.a. den jährlichen Dyke March organisiert und bei dem Intervention massgeblich mitwirkt, wurde dieses Jahr von der Community mit dem Pride Award von Hamburg Pride e.V. ausgezeichnet: ein deutliches Zeichen der Anerkennung für ehrenamtliche Arbeit und ein wichtiger Schritt für lesbische Sichtbarkeit!
Am 17. September gab es eine Dyke-Edition des Pink Channels zu 40 Jahren Intervention. Am 29. September gibt es ab 16 Uhr ein Erinnerungscafé mit Gründungsfrauen und alten und neuen «Interventionistas», wie sich die Mitfrauen selbst nennen.
Die grosse Party zum Geburtstag steige aber erst 2023, als «40+1 Event». Genauso wie ein grosser Senatsempfang im Rathaus gemeinsam mit dem mhc im Rahmen des CSDs.
Vivien Emser, Vorstand Intervention fügt hinzu: «Wir freuen uns, dass wir immer noch da sind. Wir haben für Hamburg ein einmaliges Angebot und werden es weiterhin (mindestens die nächsten 40 Jahre) erhalten.»
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