Gus Kenworthy: «China sollte die Spiele nicht ausrichten dürfen»
Er könne einfach nicht die Klappe halten, sagt der US-Amerikaner
Trotz Maulkorb von offizieller Seite wählt der schwule Olympionike Gus Kenworthy klare und kritische Worte gegen die chinesische Regierung. Er findet: China hätte gar nicht erst als Gastgeber zugelassen werden dürfen.
«Ich bin vermutlich ein Blödmann, wenn ich das hier tue, aber ich kann einfach nicht die Klappe halten», sagt Gus Kenworthy, der diese Woche für seinen Einsatz in der Freeski-Halfpipe in Peking angekommen ist. Der US-Amerikaner geht seit 2019 für Grossbritannien an den Start und ist damit eine der grössten Medaillenhoffnungen des britischen Teams.
«Wir haben alle eine Stimme» Das Organisationskomitee in China stellte vor den Spielen klar: Jegliche «Aktionen oder Äusserungen, die dem olympischen Geist und vor allem chinesischem Recht» widersprächen, würden bestraft werden.
Wie Kenworthy gegenüber Sportsmail zugibt, habe er es in der Vergangenheit aber bereut, seine Meinung zum Austragungsort der Olympischen Winterspiele nicht mitzuteilen. 2014 habe man sein Team für Sotschi explizit angewiesen, sich nicht über die LGBTIQ-feindliche Politik Russlands zu äussern – und er hätte damals auch nicht den Mut dazu gehabt. Ein Jahr später hat sich Kenworthy dann als schwul geoutet. «Ich finde, wir haben alle eine Stimme und es ist wichtig, sie zu nutzen.»
Und dies tut er nun in China: «Ich denke nicht, dass es China erlaubt sein sollte, die Spiele auszurichten. Es sollte keiner Nation erlaubt sein, die Olympischen Spiele – diesen Treffpunkt der Welt – zu organisieren, wenn die ganze Welt auf sie fixiert ist und Geld und Aufmerksamkeit investiert, während das Land eine grauenhafte Haltung gegenüber den Menschenrechten hat.»
Veränderung wäre möglich Er schliesse sich Gruppen wie Human Rights Watch an, die Chinas «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» anprangern. Das betreffe vor allem den Umgang mit den Uigur*innen, aber auch Chinas Tibet- und Hongkong-Politik. Und natürlich sei ihm bewusst, dass er als schwuler Athlet in einem Land antritt, in dem weder die gleichgeschlechtliche Ehe noch ein Schutz vor LGBTIQ-feindlicher Diskriminierung existiert.
«Ich glaube, das IOC hätte die Macht, in solchen Ländern eine positive Veränderung anzustossen und könnte dies mit Leichtigkeit tun», sagt der 30-Jährige.
Für den Olympia-Zweiten von Sotschi sind es die dritten und letzten Spiele (MANNSCHAFT berichtete). Wenn für Kenworthy sportlich alles aufgeht, wird er am 19. Februar am Finaldurchgang teilnehmen. Mehr über ihn erfährst du übrigens auch in diesem Beitrag.
Das könnte dich auch interessieren
Polizei
Kritik an Gewerkschafter Wendt: «Abstossende Diffamierung der queeren Szene»
Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, meint, dass LGBTIQ anderen ihre Identität anderen «aufdrängen» wollten und «aggressive Forderungen nach permanenter Sichtbarkeit» stellten. Die Vereinigung Better Police kritisiert die Äusserungen scharf.
Von Kriss Rudolph
News
Deutschland
Hamburg
«Leuchtendes Beispiel» – Pride Award für Susanne Baer
Sie war die erste offen lesbische Richterin am Bundesverfassungsgericht: Die Juristin Susanne Baer erhält nun den Hamburg Pride Ehren Award.
Von Newsdesk Staff
Pride
News
Lesbisch
Award
Österreich
Nur 300 Euro Schmerzensgeld für queeres Opfer von Hassverbrechen!
Die psychischen und gesundheitlichen Folgen von Opfer von Hassverbrechen sind dramatisch. Ein Schmerzensgeld von 300 Euro wirkt lächerlich, wie ein Beispiel aus Oberösterreich zeigt.
Von Christian Höller
Queerfeindlichkeit
News
Justiz
USA
10 Jahre Ehe für alle: Aktivist Obergefell fürchtet Ausradierung
2015 machte die Klage von Jim Obergefell machte die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in den USA möglich. Zehn Jahre später warnt er: Unter der Trump-Regierung könnte dieses Recht wieder verschwinden.
Von Newsdesk Staff
Liebe
News
Ehe für alle