Cannes zeigt starken Film über die Unterdrückung von Homosexuellen
Das Werk von Sebastian Meise feierte am Donnerstag Premiere
Das Drama «Grosse Freiheit» über die Unterdrückung von Homosexuellen in Deutschland mit Franz Rogowski in der Hauptrolle hat beim Filmfestival Cannes berührt.
Der Schauspieler Rogowski verkörpert in dem Film «Grosse Freiheit» einen schwulen Mann, der im Nachkriegsdeutschland wegen seiner Homosexualität und Paragraph 175 immer wieder ins Gefängnis muss. Das Werk des österreichischen Regisseurs Sebastian Meise feierte am Donnerstag Premiere.
Die Generation unserer Eltern hatte noch Angst vor Schwulen
Rogowski ist in diesem Jahr einer der wenigen deutschen Filmschaffenden, die mit einem Werk bei den Internationalen Festspielen Cannes sind. «Schwule Liebe war rechtlich bis Mitte der 90er Jahre verboten in Deutschland», sagte der 35-Jährige («Undine», «Happy End») der Deutschen Presse-Agentur. «Die Generation unserer Eltern hatte noch Angst vor Schwulen, weil Deutschland ihnen beigebracht hat, dass Schwulsein kriminell ist.»
Mittlerweile seien wir zwar «schon ganz aufgeklärt», «aber die Geschichte wirkt in uns», fand der in Freiburg geborene Schauspieler. «Deutschland hat den Paragraph 175 120 Jahre lang kultiviert. Deswegen beschäftigt uns das Thema noch heute.» Der Paragraph 175 aus dem deutschen Strafgesetzbuch stellte Sex zwischen Männern ab 1872 unter Strafe. Am 11. Juni 1994 wurde er aus dem Strafgesetzbuch (StGB) gestrichen.
Rogowski spielt Hans, der zunächst von den Nationalsozialisten und auch die folgenden Jahrzehnte regelmässig wegen seiner Homosexualität verurteilt wird. Im Gefängnis trifft er auf Viktor (Georg Friedrich), der ihn anfangs verachtet. Dann aber nähern sich die Männer an und es entsteht eine enge Bindung.
«Grosse Freiheit» wird beim Festival Cannes in der renommierten Nebenreihe Un Certain Regard gezeigt. Es ist eine deutsche Ko-Produktion, an der unter anderem die Firma Rohfilm Productions beteiligt war. Gedreht wurde den Angaben zufolge viel in einem ungenutzten Gefängnis in Magdeburg. Weitere Dreharbeiten fanden in Berlin und Österreich statt. Regulärer Filmstart (Deutschland) für «Grosse Freiheit» ist im November geplant.
MANNSCHAFT empfiehlt: 10 queere Filme zum (Wieder)Entdecken! Vom Mutter-Tochter-Drama über den Thriller am See bis zur Lovestory im Waschsalon.
Das könnte dich auch interessieren
Buch
«More Loving» – Schwule Liebe ist stärker als Hass
Nach dem weltweiten Erfolg von «Loving» präsentieren die Sammler Hugh Nini und Neal Treadwell nun die lang erwartete Fortsetzung. Das grossartige Buch mit 300 Fotos beweist, dass sich schwule Liebe nicht auslöschen lässt.
Von Christian Höller
Kultur
Liebe
Fotografie
Schwul
Drag
Die queere Geschichte hinter dem Musical «Kinky Boots»
Ein englischer Unternehmer produziert auf dem Land Stiefel für Dragqueens. Das Musical «Kinky Boots» nach einer wahren Geschichte geht jetzt auf Tour in der Schweiz und Deutschland. Prominenter Fan ist Jorge González.
Von Newsdesk/©DPA
Schweiz
Kultur
Musik
Bühne
Türkei
Angriff auf LGBTIQ und Demokratie – Merz soll Klartext sprechen
Inhaftierte Oppositionspolitiker und Medien unter Zwangsverwaltung: Der Besuch von Bundeskanzler Merz in der Türkei fällt in eine kritische Zeit. Dabei soll er eigentlich Annäherung bringen.
Von Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
News
People
Wie queer ist ... Josh O'Connor
Josh O'Connor ist mittlerweile fast mehr für seine queeren Rollen bekannt, als für seine nicht-queeren.
Von Michael Freckmann
Serie
Wie queer ist ... ?
Film