Grindr entlässt gesamte Redaktion von Into
Im November hatte sich die Redaktion kritisch über die Unternehmensleitung geäussert
Grindr löst die Redaktion seines Onlinemagazins Into auf, angeblich um den Fokus auf Videoinhalte zu rücken. Ende November hatte sich die Redaktion kritisch über die Unternehmensleitung geäussert.
Die Unternehmensleitung von Grindr hat die gesamte Redaktion und das Social-Media-Team von Into entlassen, dem hauseigenen Onlinemagazin der schwulen Dating-App. Das englischsprachige Magazin existierte erst seit August 2017.
Die entlassenen Mitarbeiter*innen kommunizierten die Massenkündigung in einer Mitteilung an die Presse. Die Unternehmensleitung – der chinesische Konzern Kunlun – wolle das Magazin neu ausrichten und Videoinhalte ins Zentrum rücken. «Die Schliessung von Into ist ein gewaltiger Verlust für LGBTIQ-Medien, für Journalismus und für die ganze Welt», schreibt die Redaktion. Während seinem knapp anderthalbjährigen Bestehen habe das Magazin bewiesen, dass es ein Publikum für LGBTIQ-Geschichten gebe, die von LGBTIQ-Menschen erzählt werden. «Das beinhaltet alle Buchstaben des queeren Alphabets, darunter die intersexuellen, bisexuellen, pansexuellen, agender und asexuellen Communities, die sich von den Mainstream-Medien oft ausgegrenzt fühlen.»
Ob die Neuausrichtung von Into mit der kritischen Berichterstattung über die Chefetage zu tun hat, sprechen die Redaktionsmitglieder nicht an. Ende November machte das Magazin die Aussagen von Kunlun-CEO und Grindr-Chef Scott Chen publik und verurteilte sie aufs Schärfste. Dieser hatte sich auf Facebook für eine traditionelle Definition der Ehe zwischen Mann und Frau ausgesprochen. Medien weltweit griffen den Artikel auf und lösten somit einen Shitstorm aus. Kurz darauf entschuldige sich Chen für seinen Post und relativierte seine Aussage.
Grindr-Chef: «Die Ehe ist für Mann und Frau»
Eine Woche später gab Grindr-Kommunikationschef Landon Rafe Zumwalt seinen Rücktritt bekannt. «Als stolzer und schwuler Mann gehe ich keine Kompromisse ein, um eine Aussage zu verteidigen, die mir völlig widerstrebt», schrieb er in einem offenen Brief.
Into hatte dank seiner Einbindung in der Grindr-App schnell ein grosses Publikum auf der ganzen Welt erreicht. Für seine Berichterstattung hatte die Redaktion viele Auszeichnungen erhalten, darunter vom Transgender Legal Defense and Education Fund (TLDEF) und von der National Lesbian and Gay Journalists Association (NLGJA) in den USA. «Wir haben Geschichten erzählt über albtraumhafte Zustände für trans Häftlinge in Gefängnissen und LGBTIQ-Flüchtlinge auf der Suche nach einem besseren Leben in den USA», schreibt die Redaktion. Renommierte Medien wie die New York Times, die Washington Post und Vanity Fair hätten sich auf die Berichterstattung von Into berufen. Mit einer Kritik des transgender Dramas Girl habe man zudem eine internationale Debatte über das Erzählen von trans Geschichten im Kino anstossen können.
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