Aussichtsloser Geschlechterkampf – «In den Gärten oder Lysistrata 2»
Das Münchner Volkstheater thematisiert die aktuelle Angst und Unsicherheiten
Bayerns Staatsregierung verbietet Gendern in Schulen und Behörden – und das Volkstheater zeigt den Kampf der Geschlechter. Der Intendant sagt: «Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt für dieses Stück.»
Kurz nachdem die bayerische Staatsregierung das Genderverbot an Schulen, Hochschulen und Behörden im Freistaat beschlossen hat, befasst sich das Münchner Volkstheater mit dem Verhältnis der Geschlechter – oder vielmehr ihrem Kampf miteinander. Am Sonntagabend zeigte Intendant Christian Stückl dort seine Version des Theaterstücks «In den Gärten oder Lysistrata 2» von Sibylle Berg.
«Wir alle sind ständig von Diskussionen umgeben. Da geht es um die Stellung der Frau in der Gesellschaft, dann hört man, wie Markus Söder das Gendern an Schulen und in Behörden in Bayern verbietet, wie die AfD wiederum mit dem Thema umgeht, wie viel Angst und Unsicherheit überall herrscht», sagte Stückl kurz vor der Premiere nach Angaben seines Theaters. «Also habe ich mir gedacht: Genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt für dieses Stück.»
Darin blicken Besucher*innen eines Naturkundemuseums aus der Zukunft in die heutige Zeit zurück, in der Geschlechtergerechtigkeit und vegane Wokeness ebenso zur gesellschaftlichen Realität gehören wie hitzige Diskussionen darum.
Bergs Stück deutet Aristophanes‘ antike Komödie «Lysistrata», in der die Frauen in den Sexstreik treten, um ihre Männer zum Frieden zu zwingen, für die heutige Zeit um. Anders als bei Aristophanes, der eine friedliche Utopie entwirft, bleibt eine solche in der aktuellen Version aber aus. Zwar gehen die Frauen schliesslich – nach Jahren des Gefangenseins in starren Rollenbildern – als Siegerinnen aus dem Geschlechterkampf hervor.
Allerdings nur, um festzustellen, dass es doch ein wenig fad ist so ganz ohne Männer und dass die Welt ohne sie auch nicht viel besser geworden ist, weil nun einfach die Frauen die Fehler selbst fabrizieren, für die sie früher die Männer verantwortlich gemacht haben.
Stückl lässt in seiner Inszenierung drei Frauen und drei Männer gegeneinander antreten, und zwar rund um eine sich drehende Bühne, die die Menschheitsentwicklungen ebenso darstellt wie die Entwicklung einer klassischen, heterosexuellen Paarbeziehung. Frauen beklagen sich über schlechten, männerzentrierten Sex, Körper-Unsicherheiten und darüber, dazu erzogen worden zu sein, einem Mann zu gefallen.
Die Männer wiederum – alle drei heissen Bernd – suchen ihren Platz in der Gesellschaft, seitdem in Grunde alles, was man früher für Männlichkeit hielt, heute als toxisch gilt. «Ich fühl mich abgehängt», sagt Bernd. «Wir waren verunsicherte Männer.»
Eine Lösung für das Dilemma bietet Stückls Inszenierung nicht – im Gegenteil. Am Schluss übernehmen dann sogar die eigentlich nur für erfolgsorientierte, fleischliche Bedürfnisse der Frauen erfundenen, männlichen Robotor (passend zum aktuellen, rosafarbenen Barbie-Feminismus aus Hollywood Ken genannt) die Macht. Alles geht also wieder von vorne los und unbeantwortet bleibt die grosse Frage: «Wie soll sich eine Liebe entwickeln, wenn wir einen Kampf der Geschlechter leben?».
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