Gay Cruising im «Schweinestall»: Erwischt bei Polizei-Razzia

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Zutritt verboten in Cap d’Agde (Bild: zVg)

Ein schwules Paar macht immer wieder Urlaub in Cap d’Agde, einem beliebten FKK-Resort in Frankreich. Diesmal wurde einer der beiden erstmals von einer Razzia überrascht. Die Polizei kreuzt da jetzt häufiger auf.

Die Polizeipräsenz in Cap d’Agde werde von den Gästen dringend gewünscht, um ein «qualitativ hochwertiges touristisches Erlebnis zu gewährleisten», teilte man uns auf Anfrage mit.

Der Ort Cap d’Agde gilt als grösstes Nudistendorf in Europa. Mancherort ist sogar die Rede davon, dass die FFK-Anlage «Village Naturiste» die am meistbesuchte Anlage ihrer Art in der Welt sei. Menschen aus Deutschland, Italien, den Niederlanden, der Schweiz und natürlich aus Frankreich machen hier Urlaub.

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Die Dünen von Cap d'Agde (Bild: zVg)

Gegründet in den 1970er Jahren von Anhänger*innen der Freikörperkultur, hat Cap d'Agde heute vor allem den Ruf, eine gigantische Spielwiese für alle denkbaren Sexabenteuer zu sein. Darum trägt der Ort in Frankreich auch den Beinamen «Schweinestall».

Gerade erst war Cap d’Agde in den deutschen Schlagzeilen: Dorthin hatte der Mannheimer Stadtrat Julien Ferrat eine FKK-Swinger-Urlaubsreise veranstaltet: 8 Tage an der französischen Mittelmeerküste. «Politische Bildungsfahrt nach Cap d’Agde» nannte es Ferrat und verursachte einigen Wirbel (MANNSCHAFT berichtete).

Die einen mögen den Ort «Schweinestall» nennen, für die anderen ist es ein «Paradies». So nennt es der deutsche Urlauber Klaus, der im August mit seinem Mann Ben, dem Niederländer, dort Urlaub machte.



«In diesem FKK Gebiet sind viele Queers unterwegs, darunter auch trans Personen, aber natürlich auch hetero Leute. Dort wird viel gevögelt, das ist alles wahnsinnig frei», schwärmt er.

Zu dem Reiz des Ortes gehört auch ein Cruising-Gebiet, das vornehmlich von Schwulen genutzt wird. Es liegt in den Dünen und ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Als sich Klaus Anfang des Monats dort in die Büsche schlug, geriet er in eine Razzia der Polizei, von der er nun MANNSCHAFT berichtet. «Das war ein sehr unangenehmes Erlebnis: Alle Schwulen wurden umzingelt, sodass keiner weglaufen konnte. Unsere Daten wurden aufgenommen und ein Bussgeld von 45 EUR verhängt.»

Auf den Schildern vor Ort heisst es, dass die Strafe sogar bis zu 180 EUR betragen soll. Inzwischen ist er mit seinem Mann wieder zu Hause in den Niederlanden angekommen. Noch hat er keine Post mit der Zahlungsaufforderung erhalten.

Razzien wie jene, in die der Deutsche geraten ist, finden dort jetzt häufiger statt. Allein in den 10 Tagen seines Urlaubs wurden fast täglich Einsätze beobachtet. Es kamen mehrere Polizisten und machten die beiden Ausgänge des Crusing-Gebietes dicht.


Das verunsichert die FKK-Fans in Cap d’Agde. «Es gibt Leute, die vermuten, dass mit den Razzien die Staatskasse aufgebessert werden soll», sagt Klaus, aber das glaubt er nicht.

Das News-Portal Watson berichtete unlängst, der neue Bürgermeister Sébastien Frey sei kein Fan des Village Naturiste. Deswegen habe er auch die Polizei-Präsenz dort im Resort erhöht.

Auf MANNSCHAFT-Nachfrage im Tourismus-Büro von Cap d‘Agde erhielten wir die Antwort: Es sei zu beachten «dass zur Gewährleistung der Sicherheit und des Wohlbefindens der Bevölkerung – sowohl der Einwohner als auch der Besucher – für die gesamte Gemeinde Regeln gelten, die von allen eingehalten werden müssen.»

Andernfalls seien die zuständigen Behörden für deren Durchsetzung verantwortlich. «Die Polizeipräsenz ist beruhigend und wird von unseren Besuchern dringend gewünscht, um ein qualitativ hochwertiges touristisches Erlebnis zu gewährleisten.»

Was das FKK-Dorf betrifft, so habe die Polizeipräsenz «in diesem Sommer einen Rekordwert» erreicht, heisst es in der Mitteilung weiter.


Klaus und sein Mann haben schon wiederholt dort Urlaub gemacht, vier, fünf Mal mindestens waren sie da. Aber: «Razzien haben wir noch nie erlebt.»

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Alarmsystem für die schwulen Cruiser in Cap d'Agde (Bild: zVg)

Die Begegnung mit der Polizei hat das Paar aufgeschreckt - und aktiv werden lassen. Sie haben vor dem Cruising-Gebiet Schilder in drei Sprachen verfasst, Trillerpfeifen besorgt und beides an Bäume gehängt, damit sich die cruisenden Männer gegenseitig warnen können.

Ab und zu standen sie Wache und beobachteten, dass die anderen Schwulen das Warnsystem gut annehmen und die Flucht antraten, wenn jemand mit der Pfeife Alarm schlug. «Alle Männer reagierten sofort und rannten Richtung Strand», erinnert sich Klaus. «Das war ein geiles Gefühl.»

Wegen HIV-Infektion: Die Polizei ermittelt nach Verdacht auf gefährliche Prostitution im Bodenseekreis (MANNSCHAFT berichtete).

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