Fragen nach schwulem Kanzler: Schäuble gibt Friedrich Merz Nachhilfe

Der deutsche Bundestagspräsident sagt, er habe viel über Rollenbilder von Männern und Frauen dazu gelernt

Wolfgang Schäuble (CDU), Präsident des Deutschen Bundestages (Foto: Michael Kappeler/dpa)
Wolfgang Schäuble (CDU), Präsident des Deutschen Bundestages (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Von seinem Umdenken über Homosexuelle spricht Bundestagspräsident Schäuble (CDU) mit der Zeit. Schwer sei ihm das nicht gefallen. Darum hat er auch einen guten Rat für seinen Parteifreund Merz.

Wolfgang Schäuble hat von seinen erwachsenen Kindern gelernt, dass viele Auffassungen, die seine Generation früher hatte, so nicht mehr stimmen, sagt der CDU-Politiker gegenüber der Zeit (bezahlpflichtiger Artikel) . «Die Rollenbilder von Männern und Frauen. Oder der Umgang mit dem Thema Homosexualität.»

Aber auch an seinem CDU-Kollegen Jens Spahn habe er etwas beobachten können, nämlich was für eine «befreiende und gute Wirkung» ein Coming-out habe, so der 78-Jährige.

Es gibt nur eine Antwort: Ich verstehe die Frage nicht.

Dennoch: Ein offizielles Gedenken an homosexuelle NS-Opfer im Deutschen Bundestag wird seit Jahren von Bundestagspräsident Schäuble ablehnt; van Dijk hatte dazu eine Petition gestartet – (MANNSCHAFT berichtete).

Schäuble sagt, er habe viele homosexuelle Menschen gekannt und auch erlebt, »wie schwer sie es oft hatten, wie lange viele gehadert haben, sich zu outen«. Zu seinem Parteikollegen Friedrich Merz habe er gesagt: «Wenn dich noch mal jemand fragt, ob ein Homosexueller Kanzler werden kann, gibt’s nur eine Antwort: Ich verstehe die Frage nicht.»

Schäuble spielt er auf ein Interview im September 2020 an, in dem Merz gefragt wurde, ob er Vorbehalte hätte, wenn ein schwuler Mann in Deutschland Bundeskanzler werden würde. Die knappe Antwort: «Nein.» (MANNSCHAFT berichtete).

Als der Moderator nachhakte, ob ein homosexueller Regierungschef für den CDU-Hardliner «völlig normal» sei, ergänzte dieser: «Ich sage mal so, über die Frage der sexuellen Orientierung, das geht die Öffentlichkeit nichts an. Solange sich das im Rahmen der Gesetze bewegt und solange es nicht Kinder betrifft – an der Stelle ist für mich allerdings eine absolute Grenze erreicht –, ist das kein Thema für die öffentliche Diskussion.»

Für seine Aussage erntete Merz, der inzwischen Mitglied von Armin Laschets Zukunftsteam ist, viel Kritik. Sein schwuler Parteikollege Spahn sagte auf einer Pressekonferenz zu dem Thema: «Na ja, wenn die erste Assoziation bei Homosexualität Gesetzesfragen oder Pädophilie ist, dann müssen Sie eher Fragen an Friedrich Merz richten, würde ich sagen.»

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