«Finsteres Mittelalter»: Kritik an Buchmesse «Queeres Verlegen»
Da die Organisatorinnen den Sammelband „Beißreflexe“ von Patsy l’Amour laLove mit kritischen Beiträgen über queeren Aktivismus von der Messe ausgeschlossen haben, schlägt ihnen heftige Kritik entgegen.
Am 18. November findet die Buchmesse „Queeres Verlegen“ in Berlin statt, u.a. im Kreuzberger Südblock. Wie es momentan aussieht, dürfte es eine ziemlich übersichtliche Veranstaltung werden. Da die Organisatorinnen den Sammelband Beißreflexe von Patsy l’Amour laLove mit kritischen Beiträgen über queeren Aktivismus (Querverlag) von der Messe ausgeschlossen haben, schlägt ihnen Unverständnis und heftige Kritik entgegen. So schrieb Verlegerin Ilona Bubeck in einem Gastbeitrag für die Siegessäule:
„Seit 1979 arbeite ich mit feministischer, seit 1995 mit schwul-lesbischer und queer-feministischer Literatur und betreibe jedes Jahr zahlreiche Büchertische selbst. In diesen 38 Jahren wurde ich noch nie zensiert. Und auch heute lasse ich das nicht zu.“
Nachdem ihr Verlag angekündigt hat, an der Messe nicht teilzunehmen, hat sich nun auch der Hamburger Männerschwarm zurückgezogen, der u.a. Ralf König verlegt, der an diesem Mittwoch mit dem Wilhelm-Busch-Preis geehrt wird.
Inhaltliche Auseinandersetzung durch Anwendung von Machtmitteln zu ersetzen erinnert ans finstere Mittelalter
Bei Facebook teilten die Verleger am Dienstag mit: „Männerschwarm war mit Lesungen und einer Moderation am Programm der „queerfeministischen Buchmesse“ Queeres Verlegen 3 beteiligt. Aufgrund der Zensur gegenüber dem Querverlag haben wir diese Beteiligung abgesagt. Inhaltliche Auseinandersetzung durch Anwendung von Machtmitteln zu ersetzen erinnert ans finstere Mittelalter und darf nicht toleriert werden.“ Am Mittwochnachmittag wurde der Verlag allerdings noch im offiziellen Programm der Messe-Homepage geführt. Dort wirbt man damit, dass „unabhängige, queer-feministische Verlage und Publizierende wieder ihre Arbeit“ präsentieren, nämlich Projekte aus Südafrika, der Türkei, Österreich und Deutschland.
Auch die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld hatte sich Anfang der Woche in den Streit eingeschaltet und die Messemacher in einem Schreiben aufgefordert, den Ausschluss des Buches von der Messe zu überdenken und zu revidieren. Die Stiftung fördert das Messeprogramm zum Teil finanziell.
In „Beißreflexe“ geht es um Konzepte wie „Homonormativität“ und „kulturelle Aneignung“, aber auch Begriffe wie „Privilegien“ und „Pinkwashing“. Sie werden ebenso kritisiert wie der dogmatische Umgang damit. Nicht nur für ein queeres Sachbuch verkauft sich das Buch der Berliner „Polittunte“ erstaunlich gut. Die erste Auflage war gleich in der ersten Woche ausverkauft.
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