FDP: Bundesregierung tut zu wenig gegen Homo- und Transphobie im Sport

Vereine und Trainer brauchen mehr Unterstützung im Umgang mit queerer Vielfalt, fordert Jens Brandenburg

Das queere Wasserball-Team Perth White Pointers bei den Gay Games 2018 (Foto: Gay Games/Facebook)
Das queere Wasserball-Team Perth White Pointers bei den Gay Games 2018 (Foto: Gay Games/Facebook)

Die FDP wollte vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wissen, wie es um die Bekämpfung von Trans- und Homophobie im Sport steht. Die Antworten auf insgesamt 35 Fragen sind teilweise ernüchternd.

Mit der Kleinen Anfrage, die die Abgeordneten Britta Katharina Dassler, Jens Brandenburg u. a. sowie die Fraktion der FDP an das Ministerium stellten, wollte man u. a. klären: «Welche Projekte und Kampagnen werden zur Bekämpfung von Homo- und Transphobie im Sport bzw. zur Sensibilisierung und Förderung von Akzeptanz im Sport mit Bundesmitteln finanziert?“ Als Antwort erhielten sie die Aussage, allein auf die Bekämpfung von Trans- und Homophobie im Sport gerichtete Projekte seien bisher nicht unmittelbar gefördert worden.

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Allerdings wurde darauf verwiesen, dass das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz  die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld institutionell fördert, deren Zweck es unter anderem ist, die Lebenswelt von LGBTIQ in Deutschland zu erforschen und einer gesellschaftlichen Diskriminierung entgegenzuwirken.

«Im Jahr 2019 umfasst diese institutionelle Förderung einen Betrag von bis zu 547.000 Euro. Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld führt dabei unter anderem seit 2013 in Kooperation mit der Universität Vechta das Projekt ‚Fussball für Vielfalt – Fussball gegen Homophobie und gegen Sexismus‘ durch. Ziel dieser Bildungs- und Forschungsinitiative ist es, Homo- und Transfeindlichkeit sowie Sexismus im Sport abzubauen und Akzeptanz gegenüber sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu fördern.» Die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld hatte die Arbeitsergebnisse des Projekts Mitte Dezember 2018 im Sportausschuss des Deutschen Bundestages präsentiert.

Jens Brandenburg (Foto: Tobias Koch )
Jens Brandenburg (Foto: Tobias Koch )

Weiter wollte die FDP-Abgeordneten wissen, ob es Anträge zu Projekten gegen Homo- und Transphobie im Sport gab, die die Bundesregierung abgelehnt habe? Antwort: Anfang 2009 wurde das beantragte Forschungsvorhaben «Zum Abbau homophober Tendenzen im (Leistungs-) Sport» wegen eines mangelhaften Projektdesigns vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft abgelehnt. Darüber hinaus habe es keine weiteren Ablehnungen gegeben.

Die letzten Fragen zielten auf die Gay Games ab: Fördert die Bundesregierung die Teilnahme deutscher Sportlerinnen und Sportler an den Gay Games und leistet sie einen Beitrag dazu, die Bekanntheit der Gay Games in der Öffentlichkeit zu erhöhen? Die Antwort fiel jeweils negativ aus.

Die Umkleide darf kein Angstraum sein. Vereine und Trainer brauchen mehr Unterstützung im sensiblen Umgang mit geschlechtlicher und sexueller Vielfalt

Jens Brandenburg, Sprecher für LGBTIQ der FDP-Bundestagsfraktion, verwies in seiner Reaktion darauf, dass Homo- und Transphobie im Sport keine Seltenheit seien. «Abfällige Sprüche, Ausgrenzung und teils körperliche Übergriffe sind traurige Realität. Junge Nachwuchssportler können sich im eigenen Coming-out an nur wenigen geouteten Spitzensportlern orientieren. Die Umkleide darf kein Angstraum sein. Vereine und Trainer brauchen mehr Unterstützung im sensiblen Umgang mit geschlechtlicher und sexueller Vielfalt.»

Die Bundesregierung habe den Handlungsbedarf offenbar nicht erkannt, sie verstecke sich hinter Prüfaufträgen, kritisiert Brandenburg. «Die Teilnahme deutscher Sportlerinnen und Sportler an internationalen Gay Games sollte die Bundesregierung fördern. Das wäre ein starkes Signal zur Anerkennung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt», so Brandenburg.

Mehr Massnahmen nötig gegen Homophobie im Sport Britta Dassler, sportpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion nannte es «beschämend, wie untätig die Bundesregierung ist, um Homo-, Bi- und Transphobie im Sport entgegenzutreten, und wie wenig Kenntnisse sie über dieses Problem hat». Das behindere die Integrationsfähigkeit des Sports. Der Sport müsse in unserer Gesellschaft allen Personen offenstehen und niemand sollte befürchten, aufgrund der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität ausgegrenzt zu werden, forderte Dassler.

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«Die Bundesregierung behauptet zwar, Homophobie zu bekämpfen, jedoch lässt sie ihrem Bekenntnis offenkundig keine Taten folgen. Sie beruft sich auf zu wenig Datenmaterial in der Frage und will die Situation vorerst ,aufmerksam beobachten‘. Diskriminierung muss nicht beobachtet, sondern konsequent eingedämmt werden! Homophobie im Sport muss konkret und sofort bekämpft werden, damit der Sport sein volles Potenzial in der Gesellschaft entfalten kann. Ich werde nicht lockerlassen, bis die Ausgrenzung im Sport der Vergangenheit angehört.»

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