Erste offen lesbische Miss England: «Mobbing war eine Herausforderung»
Grace Richardson aus Leicester ist zur Miss England 2025 gekürt worden – als erste offen lesbische Siegerin des Wettbewerbs. Mit der Presse sprach sie offen über ihre Erfahrungen mit Mobbing und darüber, warum sie heute dennoch stolz auf sich ist.
Grace Richardson ist die erste offen lesbische Miss England. Die 20-Jährige aus Leicester gewann den Titel bei der Finalveranstaltung in Wolverhampton. Bereits in der Schulzeit hatte sie wegen ihrer Sexualität schwierige Erfahrungen gemacht. «Ich habe meinen Traum erreicht», sagte sie nach ihrem Sieg.
Richardson sagte gegenüber der BBC, dass sie in der Schule ständig gehänselt worden sei. «Ich war 15, als ich mich geoutet habe. Es war kurz nach Covid und meine Mitschüler*innen waren einfach nicht sehr nett zu mir, was meiner psychischen Gesundheit definitiv zugesetzt hat», sagte sie. «Ich wurde wegen unzählbarer Dinge gehänselt, weil ich zu dünn war, weil ich sehr klein war und dann sehr gross wurde. Es ist fast so, als wäre alles, was ich gemacht habe, falsch gewesen.» Heute empfinde sie Genugtuung: «So es ist schön, jetzt aufstehen zu können und zu sagen: ‹Schaut, was ich geschafft habe›. Ich habe alles Negative ignoriert, was sie zu mir gesagt haben, und meine Träume erreicht.»
Auch im Interviewteil des Wettbewerbs sprach sie offen über ihre Sexualität. «Ich habe darüber mit meinen Freund*innen und meiner Familie gesprochen – ob ich es erwähnen sollte oder nicht. Meine Partnerin kam zu jeder Veranstaltung, es war also irgendwie offensichtlich», sagte sie der Times. Schliesslich habe sie sich doch entschieden, offen darüber zu sprechen.
Richardson erklärte, sie habe bereits mit etwa 14 Jahren begonnen, sich selbst zu hinterfragen. «Ich war nicht wie andere Mädchen. Ich hatte keine Schwärmereien für Jungen», sagte sie. Ein Gespräch habe ihr Klarheit verschafft: «Ich sprach mit meiner besten Freundin und sie sagte: ‹Hast du in Betracht gezogen, dass du dich zu Frauen hingezogen fühlst?› und irgendetwas hat einfach Klick gemacht.»
In den ersten Runden des Wettbewerbs schilderte sie, dass ihre grösste Herausforderung die Zeit nach ihrem Coming-out gewesen sei. «Ich wurde in der Schule gemobbt, als ich mich als lesbisch geoutet habe», sagte sie. Nach der Rückkehr aus der Covid-Pause sei die Ablehnung deutlich gewesen: «Manche Leute haben es einfach wirklich nicht akzeptiert. Es gab ein gutes Jahr oder so, in dem ich gehänselt und beschimpft wurde.» Ihr sei wichtig gewesen, darüber zu sprechen: «Als ich in meinem Interview gefragt wurde: ‹Haben Sie Herausforderungen erlebt?›, wollte ich darüber reden, weil ich etwas Negatives in etwas Positives verwandeln wollte.»
Die Organisator*innen des Wettbewerbs hätten sie unterstützt. «Sie sagten: ‹Nun, du bist stolz auf dich und wir sind stolz auf dich›», erinnerte sie sich. Richardson lobte auch die Veränderungen im Wettbewerb. Die Bademodenrunde wurde gestrichen, stattdessen gab es eine No-Make-up-Runde. «Alle Mädchen verbrachten den ganzen Morgen komplett ohne Make-up. Die Ausstrahlung ihres Selbstbewusstseins – das war für mich Schönheit», sagte sie.
Trotz eines gebrochenen Fusses kurz nach ihrer Anmeldung zum Wettbewerb gewann Richardson die Talentkategorie mit einer Gesangsdarbietung von «Never Enough» aus «The Greatest Showman». Sie studiert Musical Theatre am Leicester College of Performing Arts und wird England 2026 bei der Miss-World-Wahl vertreten. Dort trifft sie auch auf Teilnehmerinnen aus Ländern, in denen es noch illegal ist, offen lesbisch zu leben. «Aber ich weiss, dass die Miss-World-Organisation unterstützend ist», sagte sie.
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