Eine Schweizerin unterwegs als Mann im kolonialen Kuba
Hinter dem neuen Kinofilm «Insumisas» steckt eine wahre Geschichte
«Insumisas» über den jungen Arzt Enrique Faber kommt im August in die Schweizer Kinos. Der Film beruht auf wahre Begebenheiten.
Im Jahr 1819 kommt Enrique Faber nach Kuba. Der junge Schweizer Arzt ist auf der Suche nach seinem Sohn, der auf der Insel verschwunden ist. In der Stadt Baracoa im Osten des Landes behandelt er die Bevölkerung, darunter auch Sklav*innen, und heiratet die schöne Juana. Was niemand weiss: Enrique ist in Wahrheit eine Frau.
Am 6. August ist Schweizer Kinostart des Films «Insumisas» über das Leben von Enrique Faber alias Henriette Favez. Die queere Filmreihe «Uto goes Pink» zeigt die schweizerisch-kubanische Produktion am 5. August als Vorpremiere in Zürich, am folgenden Tag ist der Spielfilm im Kino Rex in Bern zu sehen. Die Regisseurin Laura Cazador ist an beiden Aufführungen anwesend.
Neben dem historischen Kontext des Katholizismusses und der Sklaverei im kolonialen Kuba des 19. Jahrhunderts setzt sich «Insumisas» (deutsch etwa: Ungehorsamkeiten) mit Geschlechterfragen und Homosexualität auseinander. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten, handelt es sich bei Henriette Favez doch um eine historische Figur und um die erste Ärztin Kubas.
Über das Leben dieser geheimnisvollen Frau ist nicht viel bekannt. Wie die Ärztin selbst während Gerichtsanhörungen in Kuba zu Protokoll gab, wurde sie 1791 in eine gutbürgerliche Familie in Lausanne geboren. Noch als Kleinkind verlor sie ihre Eltern und wurde mit 15 Jahren mit einem französischen Soldaten vermählt, mit 18 Jahren war sie bereits Witwe. Um an der ausschliesslich für Männer zugänglichen Sorbonne Medizin zu studieren, verkleidete sich Favez mit Hilfe der Kleidung und Uniform ihres verstorbenen Gatten als Mann und absolvierte so ihr Studium.
Der Film konzentriert sich auf Favez’ Zeit als Enrique Faber (gespielt von Sylvie Testud) auf Kuba, wo sie als Arzt Notleidende behandelt. Bald begegnet sie der schönen Juana de Leon, die von der kubanischen Gesellschaft verstossen wird, weil sie angeblich unverheiratet ihre Jungfräulichkeit verlor, in Wirklichkeit jedoch von einem Sklavenhändler vergewaltigt worden war.
Nachdem Favez Juana von einem hartnäckigen Fieber rettet, verliebt sie sich in die junge Frau. Die beiden werden ein Paar und heiraten. Doch die «hohe» Stimme des Arztes und das «unmännliche» Benehmen sorgen in der Bevölkerung zunehmend für Getuschel. Als aufgedeckt wird, dass sich Henriette bisher als Mann verkleidete, entlädt sich ein Sturm der Entrüstung und sie steht bald im Kreuzfeuer der Kolonialjustiz.
Kuba aus schwuler Perspektive – Land im Umbruch
«Um diese schillernde, doch zugleich düstere und vielschichtige Figur des Enrqiue Faber auf die Leinwand zu bringen, zeigte Sylvie Testud vollen Einsatz», betont André Martin, Produzent von «Insumisas», in einer Medienmitteilung. «Nicht nur in ihrer Spielleistung, sondern auch im Erlernen einer neuen Sprache.» Die Schauspielerin musste für die Anforderungen des Films Spanisch lernen.
Kuba ist mehr als Oldtimer, Zigarren und Rum
Die Dreharbeiten begannen im Sommer 2017 und fanden auf Kuba statt. «Wir hatten ständig mit Versorgungsengpässen, dem unaufhörlichen Lärm und dem unbeständigen Wetter zu kämpfen», so Martin. «Kuba ist ein Land am Abgrund, denn das US-Embargo lähmt einfach alles.» So wurden die Dreharbeiten zu einer wahren Herausforderung in Sachen Logistik. «Es kam vor, dass wir alles abbrachen, nur weil Nägel oder Farbe fehlten, um die der damaligen Zeit nachempfundenen Filmbauten fertigzustellen», betont er. «Zum Glück bewältigte das Team aber dank seines Improvisationsgeists und seines Know-hows wirklich jedes Problem.» Die erste und letzte Szene des Films zeigen von gewaltigen Wellen gepeitschte Felsklippen. «Gedreht haben wir sie nur wenige Stunden, bevor der Hurrikan Irma die Insel erreichte.»
Ein Kinostart von «Insumisas» in Deutschland und Österreich steht zurzeit noch nicht fest.
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