Eine Nacht mit … Ian McKellen
Gandalf hat auch andere Seiten
Ian McKellen kam erst spät zum Kino, wurde dann aber für viele zu Gandalf. Er ist einer der wenigen Schauspieler, der weltweite Berühmtheit erlangt hat, nachdem er bereits als Schwulen-Aktivist tätig war.
Angefangen hat Sir Ian McKellen als Theaterschauspieler und wurde zu einem der bekanntesten Shakespeare-Darsteller in England. Ihm fehle einzig die Rolle der Julia aus «Romeo und Julia» erklärte er einmal scherzhaft. Bereits in den 80er Jahren setzte er sich gegen Homophobie ein. Er sagte einmal, er verstehe gar nicht, wie «homosexuelle Propaganda» wirken solle. Er selbst sei in seinem ganzen Leben nur «heterosexueller Propaganda» ausgesetzt gewesen und bisher immer noch nicht heterosexuell geworden.
Bei der Oscar-Verleihung Anfang der 2000er Jahre, auf der er wegen «Der Herr der Ringe» war, setzte er ein Zeichen: Ian McKellen trat dort mit seinem Lebensgefährten auf. Ian McKellen hat in seinem filmischen Werk schon queere Akzente gesetzt, als dies noch weniger leicht war als heute.
#The Dresser
Ian McKellen spielt den Ankleider Norman am Theater, der sich aufopfernd um den divenhaften Hauptdarsteller kümmert, der von Anthony Hopkins gespielt wird. Er erträgt dessen Launen, muntert ihn auf, hält andere von ihm fern und kontrolliert seine Garderobe. Über all die Jahre wächst daraus eine intime Beziehung, entwickelt sich eine persönliche Hingabe – zumindest aus Sicht des Ankleiders. Diese unterschwellige, einseitige homosexuelle Liebesgeschichte spielt McKellen viel sensibler und auch moderner, als noch Albert Finney und Tom Courtenay in der ersten Verfilmung von 1983.
Die Handlung spielt während der Angriffe der Nazis auf London, lange ist nicht klar, ob die Aufführung von «King Lear» an jenem Abend überhaupt stattfinden kann. Davon unberührt ergehen sich die beiden in ihren menschlichen Widrigkeiten und lassen sich und das Theatergeschehen von einem Bombenkrieg nicht aus der Ruhe bringen. Besonders McKellen verleiht dem Film auch komödiantische Momente. Umso bitterer ist dann das Finale des Films für dessen Figur Norman. Der Film wurde 2015 für die BBC produziert, ist bisher nicht synchronisiert worden, aber auf verschiedenen Plattformen untertitelt zu sehen. Hier zu sehen
#Mr Holmes Schon wieder ein Sherlock Holmes, dachten viele zuerst, als dieser Film angekündigt wurde. Doch dieser Film ist anders. Er zeigt den gealterten Sherlock Holmes, mittlerweile über 90 Jahre alt und zu gebrechlich, um noch detektivisch tätig zu sein. Er lebt zurückgezogen, sein Gedächtnis hat mittlerweile nachgelassen, Dr. Watson ist tot und in er kümmert sich um mehrere Bienenvölker in seinem Garten. Immer wieder grübelt er über einen letzten, ungelösten Fall nach. Er hat auch eine Haushälterin, die mit ihrem Sohn bei ihm wohnt. Von Sherlocks Schrulligkeiten ist diese zunehmend genervt und will eigentlich wegziehen. Doch ihr Sohn findet Interesse an dem alten Kauz.
Der Film zeigt einen zweifachen Holmes: den alten, langsam körperlich und geistig verschwindenden Mann und in Rückblenden den aktiven, eleganten Detektiv Sherlock. Ian McKellen zeigt sein Können, wenn er diese eigentlich fast zwei verschiedenen Menschen in einem Film darstellt. Bemerkenswert auch, dass er glaubhaft einen über 90-Jährigen spielt und selbst erst 76 Jahre alt war. Hier zu sehen
#Bent Max lebt im Berlin der 30er Jahre und liebt das queere Nachtleben der Stadt. Doch am Ende der Weimarer Republik nimmt die Verfolgung queerer Menschen immer mehr zu. So muss Max, gespielt von Clive Owen, mit seinem Partner Rudy Berlin verlassen. Max wird dann aber doch gefangen genommen und in ein Lager gesperrt. Dort wird er gezwungen, sich gegen seinen Partner zu stellen. Es beginnt für ihn ein Leiden, wie auch für die anderen Menschen, die dort gefangen sind.
Ian McKellen hat eigentlich nur eine kleine Nebenrolle. Er spielt Freddie, den Onkel von Max. Dieser versucht seinem Neffen zu helfen und ihm einen Ausweg zu zeigen zwischen der eigenen Freiheit und der Loyalität zu seinem Freund. Der Film, in dem auch Mick Jagger eine Rolle übernimmt, stammt aus dem Jahr 1997 und basiert auf einem Theaterstück von Martin Sherman von 1979. Hier zu sehen
#Gods and Monsters James Whale ist der Regisseur verschiedener Frankenstein-Filme. Nach Ende seiner Filmkarriere lebt er zusammen mit seiner Haushälterin zurückgezogen in seinem kleinen Häuschen in den USA. Whale lebt jedoch offen homosexuell und das in den 50er Jahren – zumindest, soweit das möglich ist. Er ist zwar eine verblassende Berühmtheit und hat finanziell ausgesorgt, doch seine Gesundheit lässt immer mehr nach. Zudem leidet er unter Einsamkeit. Selbst die Haushälterin hält ihn wegen seiner Sexualität für einen «Sünder» und erzählt dies auch herum. Dann begegnet ihm ein junger Gärtner, gespielt von Brendan Fraser.
Ian McKellen spielt einen älteren Mann, der täglich versucht selbstbewusst durch die Welt zu gehen, der von seinen Erinnerungen lebt und seinem körperlichen Verfall zusehen muss. Und der sich nach einem letzten bisschen erlebter Liebe sehnt. Er versucht mit dem jungen Mann zu flirten, bietet alles auf und hat sich dennoch am Ende selbst nicht mehr im Griff. Für diese Rolle in dem Film von 1998 bekam Ian McKellen dann auch eine Oscar-Nominierung. Hier zu sehen
#Vicious Ein älteres schwules Paar lebt zusammen und giftet sich ununterbrochen an. Beide sind mittlerweile weit im Rentenalter angelangt, der eine – gespielt von Ian McKellen – ein Schauspieler, der seinen Durchbruch noch vor sich hat. Sein Partner, verkörpert von Derek Jacobi, verbringt die meiste Zeit in der Wohnung und streitet sich mit seinem Ehemann herum. Beide eint auch die Zuneigung zu ihrem Hund Balthasar, der jedoch aus seinem Korb nicht mehr heraus kommt. Unterbrochen wird der Alltag nur von ihrer gemeinsamen Freundin Violett, die sie mit den neuesten Geschichten über ihre gescheiterten Beziehungen versorgt.
Doch plötzlich zieht ein junger Mann, gespielt von Iwan Rheon, in das Haus ein, der die beiden älteren Männer um Hilfe im Alltag bittet. Da die beiden den jungen Nachbarn attraktiv finden, buhlen sie haltlos um dessen Gunst. Ian McKellen und Derek Jacobi hatten in ihrer gemeinsamen Zeit in Cambridge als junge Studenten tatsächlich fast eine Liebesbeziehung, woraus sich dann aber später eine Freundschaft entwickelte. Beide spielen ihre Rollen maximal selbstironisch, was den Kern des Unterhaltsamen in dieser Serie ausmacht. Vielleicht wäre es ja wirklich so gekommen, wenn beide ein dauerhaftes Paar geworden wären.
Zu sehen sind die einzelnen Folgen der von 2013-2016 produzierten Serie im Original und synchronisiert auf Youtube oder auf DVD/Bluray
#Maggie Smith Was man sich immer wieder, auch in Dauerschleife ansehen kann: Wie Ian McKellen in der Show von Graham Norton die Kollegin Maggie Smith nachmacht: Der Schauspieler berichtet hier von einer Begegnung bei der Oscar-Verleihung, bei der er für seine Rolle als Gandalf nominiert war.
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