Eine Nacht mit ... Emma Corrin
Von Blockbustern bis hin zu einfühlsamen Erzählungen
Für die erste grosse Rolle der Prinzessin Diana erhielt Emma Corrin gleich einen Golden Globe. Seither ist Emma ein gefragter Star – und setzt sich für queere Sichtbarkeit ein.
Corrin gehört zu den Shootingstars des Filmgeschäfts
Emma Corrin hat geschafft, was nur ganz wenigen gelingt: Mit nur wenigen Filmen grosse Bekanntheit zu erlangen und dabei hohe Wandlungsfähigkeit zu bewiesen. Ausserdem trat Emma gleich von Beginn ihrer Karriere an als queere, non-binäre Person auf. Geschlecht sei nichts, das sich fest anfühle, erklärte Corrin. Der Schauspiel-Star fühle sich mehr respektiert und besser angesprochen, wenn Menschen das Pronomen they wählten. So hat sich Emma auch zuletzt auch für genderneutrale Kategorien bei den Oscars ausgesprochen (MANNSCHAFT berichtete).
Umso passender ist es dann auch, dass Emma vor zwei Jahren in einem Theater im Londoner Westend in der klassischen Rollen zum Thema Geschlechtergrenzen schlechthin zu sehen war: In Virginia Woolfs «Orlando».
Anfang Januar kehrt der Filmstar nun auf die Leinwand zurück, diesmal in einer schauerlichen Rolle. In der Neuverfilmung von «Nosferatu» spielt Corrin die beste Freundin von Ellen Hutter, der jungen Frau, die in die Fänge des Grafen Orlok gerät.
Hier nun also fünf Rollen von Emma Corrin, die einen garantiert wach halten.
#Der Liebhaber meines Mannes
England in den 50er Jahren: Der Polizist Tom lernt den Museumskurator Tom kennen und beide verlieben sich ineinander. Doch Homosexualität ist in England derzeit nicht nur ein öffentliches Tabu, sondern auch strafbar. In der Polizei hat Tom damit ohnehin schlechte Karten. Deswegen entschliesst er sich dazu, die Lehrerin Marion zu heiraten.
Dieser Film schlug bei seiner Veröffentlichung 2022 grosse Wellen. Vor allem, weil Harry Styles den Polizisten Tom spielt. Viel Sympathie erfuhr der Film, weil sehr offen gezeigt wurde, wie schwule Männer diskriminiert wurden (MANNSCHAFT berichtete).
Gleichzeitig enthält der Film aber noch etwas anderes: Aus Sicht der Figur von Emma Corrin, der Frau von Tom, ergibt sich eine weitere Perspektive, die oftmals bei solchen Filmen etwas untergeht. Nämlich, dass junge Frauen von schwulen Männern in ihrer Not oft ausgenutzt wurden und diese jungen Frauen wiederum, weil sie ja gesellschaftlich ebenfalls wenig Spielraum hatten, so auch zu Opfern geworden sind.
#Deadpool & Wolverine
Für den Profikiller Wade Wilson läuft es derzeit nicht so gut. Bei den Avengers nicht aufgenommen verkauft er nun Gebrauchtwagen. Dann aber tut sich eine neue Chance auf, wofür er allerdings einen anderen grossen Star in der Avenger-Welt, Wolverine, reaktivieren soll. Emma Corrin spielt in dem Blockbuster eine Schurkin, die eine Welt beherrscht, in der ausrangierte Bösewichte leben.
Schon wieder ein Marvel-Superhelden-Film?, könnte man sich fragen, und vor allem: Wieso macht Emma Corrin dabei mit? «Es ist interessant, weil ich mich wirklich überhaupt nicht zu solchen Filmen hingezogen fühle – mit viel Gewalt, toxischer Männlichkeit etc.», sagte Emma in einem Interview zu dem Film. Doch toxische Männlichkeit gäbe es in diesem Film überhaupt nicht. Irgendwie habe es der Regisseur geschafft, «dieses Universum aufzubauen und spezifisch auch diese Charaktere vorzustellen, die diese Thematik untergraben und unseren Erwartungen trotzen.» Das sei der Grund gewesen, warum Corrin nun auch mal in die Superheldenwelt eintauchen wollte.
#Lady Chatterleys Liebhaber
Connie Reid heiratet den reichen Sir Clifford Chatterley. Doch im Ersten Weltkrieg wird dieser schwer verletzt und ist nun auf einen Rollstuhl angewiesen. Sie versucht, sich um ihren Mann zu kümmern, doch zuhause gibt es immer wieder Streit und ihre Gefühle verändern sich von Zuneigung zu Frust und Langeweile. Dann trifft sie – natürlich – einen Wildhüter. Sie verliebt sich in ihn und beginnt eine Affäre.
Als der Roman zu dem Film 1928 erschien, war der Skandal perfekt. Die Thematisierung von ausserehelichem Sex und einer Affäre galten damals als unmöglich. Das Buch musste mehrfach umgeschrieben werden. Das alles ist heute natürlich kein Grund mehr für grosse Aufregung. Allerdings schafft es die französische Regisseurin Laure de Clermont-Tonnerre, Spannung aufzubauen, wenn Emma Corrin und Jack O'Donnell das Paar aus reicher Lady und Wildhüter spielen und sich gegenseitig umkreisen, sich annähern, abstossen und verlieben.
#A Murder At The End Of The World
Manche Kinder finden es toll, wenn die Eltern sie mit zur ihrer Arbeit nehmen. So auch Darby Hart, denn ihr Vater ist Gerichtsmediziner. Deswegen recherchiert Darby, als sie älter wird, im Internet viele Mordfälle, auf die sie dort aufmerksam wird. Dabei lernt sie auch Bill kennen. Beide werden Hobbydetektive und verlieben sich ineinander. Doch Bill ist das Ganze alles irgendwann etwas makaber, sodass er sich am Ende von Darby trennt.
Darby macht, was man in solchen Situationen dann so tut: Sie schreibt ein Buch. Nach einer Lesung kommt dann plötzlich ein Tech-Milliardär vorbei und lädt sie in ein Retreat nach Island ein. Dort angekommen sitzt sie inmitten einer skurrilen Gruppe. Einer Astronautin, einem Regisseur und einem Revolutionär. Auch Bill ist da, der mittlerweile in der Tech-Welt als angesagter Künstler gilt. Die Freude für Darby, Bill wiederzusehen, währt allerdings nur kurz, denn Bill ist plötzlich tot.
Die Zuschauenden merken auf einmal, dass sie in einer Agatha-Christie-Whodunit-Szenerie gelandet sind. Man rät fröhlich mit, wer es denn nun gewesen ist. Die Serie ist aber keine trockene Klamotte, denn die düster-kalten Islandbilder liefern eine ziemlich unterkühlte Stimmung, während parallel dazu in Rückblicken von der Beziehung zwischen Darby und Bill erzählt wird.
#The Crown
Natürlich darf die bisher grösste Rolle von Emma Corrin nicht fehlen: Als erste Ehefrau des heutigen Königs Charles und Mutter von William und Harry. Es geht natürlich um den ganzen Ehekrieg, das Paparazzi-Drama und die unerfüllbaren Erwartungen von Öffentlichkeit und Familie.
Nun gab es mittlerweile viele Diana-Darstellungen, wie die von Kristen Stewart in «Spencer», oder aufbereitete Originalaufnahmen von Diana Spencer/Der Prinzessin von Wales. Aber dennoch schafft es Emma Corrin, gerade diese Seite von Diana, im Palast eingesperrt und fehl am Platze zu sein, sehr feinfühlig zu zeigen. Dieses Verlassensein einer Frau, die ein Leben führt, in dem all die majestätischen Paläste und all der royale Pomp letztlich nichts mehr als leere Räume und kalte, einsame Hallen sind.
Mehr: Kurswechsel bei Disney? Trans-Thema aus Pixar-Serie gestrichen (MANNSCHAFT berichtete)
Das könnte dich auch interessieren
Kultur
«Ich sah mich als Medium zwischen brillanten queeren Künstlern»
Lange erwartet: «Queer» läuft nun endlich im Kino. MANNSCHAFT sprach mit Drehbuchautor Justin Kuritzkes über seine Freundschaft zu Regisseur Luca Guadagnino, schwule Liebe und unterdrückte Gefühle.
Von Patrick Heidmann
Kultur
Film
Kurznews
++ Nach queerem Protest: Aus für Mischke ++ Schwule bei Fake-Date überfallen ++
Unser queerer Nachrichtenüberblick für die Woche ab dem 30. Dezember 2024
Von Newsdesk Staff
TV
Arbeitswelt
Film
Queerfeindlichkeit
Religion
Kultur
Andrew Garfield: «Sehr stolz auf die männlichen Beziehungen in meinem Leben»
Dem Schauspieler ist Wahrheit und Ehrlichkeit wichtig
Von Newsdesk/©DPA
People
Film