«Cassandra»: Wenn der KI-Roboter homophob ist
Zukunftstechnologie von vorgestern: In der deutschen Science-Fiction-Serie «Cassandra» auf Netflix trifft ein 50 Jahre alter Roboter auf eine moderne Familie der Gegenwart. Das kann nicht gutgehen.
Sie singt gern Schlager von Marianne Rosenberg und Nana Mouskouri, sieht schwule Liebe skeptisch und hat ein antiquiertes Frauenbild: Der lebensgrosse KI-Roboter «Cassandra» kommt in der gleichnamigen Netflix-Serie, die soeben gestartet, äusserst altmodisch daher.
Kein Wunder, denn die «gute Fee» im Haushalt einer Grossstadtfamilie stammt aus den 1970ern. Dass Künstliche Intelligenz (KI) völlig aus dem Ruder läuft und sich gegen die Menschheit stellt, kennen Kinofans bereits vom Kultfilm «Matrix» (MANNSCHAFT berichtete). Auch in Serien wie «Black Mirror» oder «Westworld» entwickeln Roboter mitunter ein blutrünstiges Eigenleben.
Regisseur und Autor Benjamin Gutsche («All You Need») setzt in seiner Miniserie nun auf futuristische Ideen im Retro-Look: Die liberale Familie Prill um Bildhauerin Samira (Mina Tander) und Schriftsteller David (Michael Klammer) zieht nach einem Schicksalsschlag aus Hamburg in die Provinz in ein lange schon leerstehendes Haus – das damals erste Smart-Home Deutschlands.
Ein manipulativer XXL-Staubsauger mit Humor Teenager-Sohn Fynn (Joshua Kantara) und Tochter Juno (Mary Tölle) entdecken im Keller einen verstaubten Roboter, den sie über Nacht zu neuem Leben erwecken. Der Android sieht aus wie ein lebensgrosser Staubsauger mit einem Röhrenbildschirm als Kopf.
Dort erscheint das Gesicht von Cassandra (Lavinia Wilson). Die rot-rollende Haushaltshilfe wirkt zunächst humorvoll und nützlich. Doch schnell spielt sie die Familienmitglieder gegeneinander aus, was besonders Mutter Samira schmerzlich zu spüren bekommt. Sie macht sich auf Spurensuche nach der Herkunft des Retro-Roboters, die sie zurück in die 1970er-Jahre führt.
Derweil muss der selbstbewusst schwule Fynn feststellen, dass seine Provinzschule in punkto Akzeptanz nicht so weit ist wie seine Freund*innen in Köln. Er verliebt sich in seinen Klassenkameraden Steve (Filip Schnack), der die Romanze vor allen geheimhalten will. Auch Cassandra hält nicht viel von schwuler Liebe: Als sich in Fynns Zimmer der erste Kuss zwischen den beiden Jungs anbahnt, greift der Roboter ein.
Die retro-futuristische Miniserie, die in Köln und Umgebung gedreht wurde, wartet mit einer sehr einfallsreichen Handlung auf. Doch entfaltet der manipulative XXL-Roboter mit dem breiten Grinsen kaum echten Grusel und pendelt vom Design her zwischen ikonisch und peinlich.
Die antiquierte KI Ausserdem benehmen sich die Figuren mitunter äusserst unglaubwürdig. So scheint wirklich kein Familienmitglied ein Problem damit zu haben, dass sie in jedem Zimmer – bei Tag und Nacht – auf riesigen Bildschirmen von Cassandra beobachtet werden.
Dennoch bietet die sechsteilige Science-Fiction-Horror-Serie, die sich auf zwei Zeitebenen abspielt, einige humorvolle Momente. Das liegt vor allem an der eingeschränkten Mimik der Hauptfigur und den Gegensätzen, die hier aufeinanderprallen. Ironischerweise ist es aber die KI, die verstaubt und altbacken daherkommt. Von Thomas Bremser, dpa
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