Ein Haus für die Community
Mitte Dezember unterschrieb der Verein Regenbogenhaus den Mietvertrag mit dem Zollhaus in Zürich. Damit ist der Grundstein für das erste Schweizer Regenbogenhaus gelegt.
In Zürich geht für die Community ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Im Spätsommer 2020 soll im neuen Zollhaus in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof das erste Schweizer Regenbogenhaus seine Türen öffnen – ein Treffpunkt und eine Anlaufstelle für LGBT-Menschen. Am 12. Dezember unterschrieb der Vorstand des erst im Juni gegründeten Vereins Regenbogenhaus den Mietvertrag mit der Genossenschaft Kalkbreite, der Bauherrin des Zollhauses.
Das Regenbogenhaus wird im ersten Obergeschoss Räumlichkeiten direkt an der geplanten Gleisterrasse erhalten, mit Zugang zur Cafeteria und zu den Dachgärten. Je nach Bedarf können für Veranstaltungen weitere Räume dazugemietet werden. Das Zollhaus wird auch über Wohnraum für zirka 170 Menschen verfügen. Dieser wird 2019 ausgeschrieben.
Die Homosexuellen Arbeitsgruppen Zürich HAZ werden ihren Sitz ins Regenbogenhaus verlegen. Des Weiteren ist eine Mitnutzung von Organisationen wie Pink Cross, TGNS oder der Milchjugend geplant. «Am neuen Standort sind wir sichtbar, offener und barrierefrei», freut sich HAZ-Präsident Patrick Hadi Huber gemäss einer Medienmitteilung. «Die Nähe zu anderen LGBT-Organisationen im Regenbogenhaus schafft wichtige Synergien. Ich kann es jetzt schon kaum erwarten.»
Ein flexibler und offener Innenausbau «Für communitynahe Unternehmen besteht jetzt noch die Möglichkeit, Räumlichkeiten im Zollhaus zu mieten», sagt Laura Pestalozzi, Projektleiterin des Regenbogenhauses, gegenüber der Mannschaft. Die im Bau- und Planungswesen erfahrene Architektin möchte die 105 qm grosse Fläche des Regenbogenhauses in drei Zimmer unterteilen, die bei Bedarf zu einem grossen Raum geöffnet werden können. Damit sollen eine individuelle Nutzung der Räume, aber auch die Durchführung von Events mit bis zu fünfzig Personen ermöglicht werden. «Die Raumgestaltung möchten wir möglichst einfach halten mit einer flexiblen Möblierung», sagt sie.
Baubeginn des Zollhauses ist für Frühjahr 2018 geplant. 2019 kann der Verein Regenbogenhaus mit dem Innenausbau beginnen, wofür er selbst aufkommen muss. Bis da- hin ist viel Arbeit zu tun. Neben der Abklärung von Eckdaten und Details mit der Genossenschaft wird der Verein aktiv Fundraising betreiben. Für die Umsetzung des Regenbogenhauses hat sich der Vorstand ein Ziel von rund 200 000 Franken gesetzt. «Wir sind auf die Unterstützung der Community angewiesen», sagt Laura. Diese Unterstützung ist vor allem auch aus personeller Hinsicht willkommen. «Unser Vorstand besteht gegenwärtig aus fünf Personen, das reicht nicht.»
In seinem kurzen Bestehen konnte der Verein bereits fünfzig Mitglieder gewinnen. «Je grösser die Basis derer, die 75 CHF im Jahr zahlen, desto besser das finanzielle Fundament», so Hannes Rudolph, Geschäftsführer der HAZ und Vorstandsmitglied im Verein Regenbogenhaus.
Ob die Schweizer Community, die sich nicht selten mit Vorwürfen der Spaltung konfrontiert sieht, für das Regenbogenhaus zusammenkommen wird? «Ich bin gegenwärtig bei zwei Projekten engagiert und spüre einen neuen Antrieb in der Community», sagt Laura, die sich neben dem Regenbogenhaus auch für das Schulprojekt GLL einsetzt, das an Schulen Aufklärung zu LGBT-Themen betreibt. «Für viele Themen ist es wichtig, dass wir besser zusammenarbeiten, besonders auf politischer Ebene.»
Die Community zusammenbringen, sich vernetzen und Synergien nutzen. Das Regenbogenhaus soll nicht nur die Szene stärken, sondern auch gegen aussen für Berührungspunkte und mehr Sichtbarkeit sorgen. «Im Regenbogenhaus wollen wir uns nicht zurücklehnen und nur an unseren eigenen Projekten arbeiten, sondern uns auch im Haus und im Quartier einbringen. Das Regenbogenhaus bietet die Chance für einen einmaligen Austausch.»
Weitere Informationen findest du auf dasregenbogenhaus.ch und fb.com/regenbogenhauszh
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