Queere Lebensgeschichten für mehr Sichtbarkeit
Martina Schradi zeichnet wahre LGBTIQ-Geschichten und schickt sie auf Wanderausstellungen
Niederschwellig und leicht verständlich: Mit ihren Comics will Martina Schradi die Vielfalt der LGBTIQ-Community darstellen. Und hofft, damit die eine oder andere Zensur zu umgehen.
Für ihr Comic-Projekt «Ach, so ist das?!» sammelt Martina Schradi Erfahrungen und Lebensweisen aus der LGBTIQ-Community. Die Geschichten sind alle wahr und sollen die queere Vielfalt sichtbarer machen.
«Ich wollte das Thema auf eine andere, niederschwelligere Art und Weise angehen, als wir es uns von Aufklärungsbüchern gewohnt sind», sagt die 49-Jährige gegenüber MANNSCHAFT. Diversität sei sowohl in der Comic-Literatur als auch im Schulunterricht unterrepräsentiert. «Comics sprechen eine universelle Sprache. Je einfacher man zeichnet, umso eher versteht die Leserschaft, um was es geht.»
Die Comics haben nicht nur witzige oder positive Pointen, sondern schlagen auch traurige Töne an, wie die Geschichte einer Regenbogenfamilie aus der Ukraine zeigt (siehe unten). Aufgrund von Anfeindungen und Gewalt in ihrer Heimatstadt Odessa flüchten Maja und Anna mit ihrer Tochter nach Deutschland.
Für Martina Schradi ist es auch ein Anliegen, dass die Comics ihren Weg in Länder finden, in denen queere Lebensweisen noch lange nicht so akzeptiert sind, wie im deutschsprachigen Raum. Grossformatige Poster sind für Wanderausstellungen verfügbar, im Mai 2018 konnte die Comiczeichnerin «Ach, so ist das?!» in der Ukraine zeigen.
Mehrere Geschichten von «Ach, so ist das?!» wurden bereits übersetzt, zum Beispiel nach Englisch, Russisch oder Chinesisch. Diese Versionen entstehen meist auf Anfrage und werden graswurzelmässig in den sozialen Netzwerken geteilt. «Als Comic dürften sie von der einen oder anderen Kontrollinstanz übersehen werden», sagt Schradi. (In Indonesien rief übrigens der Comic Alpantuni die Regierung auf den Plan.)
«Ach, so ist das?!» ist in zwei Bänden im Zwerchfell Verlag erschienen, eine Auswahl der Comics gibt es auf der Website von Martina Schradi.
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