Die Schweiz sagt Ja: Jetzt wird geheiratet!
Damit erhalten gleichgeschlechtliche Paare mehr rechtliche Sicherheit
Die Schweizer Stimmbevölkerung hat gesprochen: Künftig steht die Ehe allen offen – unabhängig vom Geschlecht. MANNSCHAFT hat unmittelbar nach der Abstimmung mit drei gleichgeschlechtlichen Paaren gesprochen, die schon längst in den Startlöchern stehen.
Einen Tag vor dem Urnengang war sich Julia der Sache noch nicht sicher. «Ich bin etwas nervös und hoffe auf ein liberales Stimmvolk», sagte die dreifache Mutter am Samstag. Am heutigen Sonntag ist sie jedoch «mega happy». Dass die ganze Karte der Schweiz grün eingefärbt sei, freue sie besonders. «Das Resultat zeigt uns, dass es für Homophobie in der Schweiz keinen Platz mehr gibt.» Den Abstimmungssieg feierte sie mit ihrer Partnerin und den Kindern an einem Regenbogenfamilien-Treffen in Zürich.
Heirat mit Taufe verbinden Julia lebt seit 2015 mit Denise im Kanton Solothurn in einer eingetragenen Partnerschaft. Mittlerweile haben sie durch die aufwendige Stiefkindadoption drei gemeinsame Kinder. Für die künstliche Befruchtung wandten sie die «Bechermethode» an. Dass lesbische Paare nun Zugang zur Samenspende erhalten werden, betrifft ihren Fall mit privatem Spender also nicht direkt.
Aber die Ehe vereinfache und verbessere sonst viel, findet Julia. Zum Beispiel, dass neu die Ehefrau Anspruch auf eine Witwenrente erhält. Für die beiden ist deshalb klar: Um möglichst bald von dem rechtlichen Nutzen und der zusätzlichen Sicherheit zu profitieren, soll geheiratet werden. Ein grosses Fest werde es nicht geben. «Aber wir verbinden das wohl gleich mit der Taufe unserer Kinder», sagt Julia.
Grosse Party geplant Pierre-Alain und René sind quasi Pioniere der eingetragenen Partnerschaft. Das Paar ist seit über drei Jahrzehnten zusammen und hatte diese Beziehung ein erstes Mal 2003 offiziell und zeremoniell bestätigt. Damals war die Registrierung im Kanton Zürich bereits auf kantonaler Ebene möglich. Einige Jahre später folgte sozusagen das «Upgrade» auf Bundesebene.
Und nun – das ist für beide schon ein fester Vorsatz – wird noch «richtig» geheiratet, sobald das möglich ist. Eine feierliche Zeremonie auf dem Standesamt wird es vermutlich nicht geben, da sie diese bereits erlebt hatten. «Aber wir werden dann sicher eine grosse Party veranstalten», sagt Pierre-Alain.
Mit dem Abstimmungsresultat sind die beiden sehr zufrieden. Vor allem die Tatsache, dass jeder einzelne Kanton die Ehe für alle angenommen hat, habe sie positiv überrascht. Dazu kommt die hohe Zustimmung von 69,1 Prozent in ihrem Wohnkanton Zürich.
Welche Bedeutung hat denn die Ehe für das Paar aus Wallisellen? Zwei Dinge sind laut René zentral: «Zunächst natürlich die rechtliche Gleichstellung. Ausserdem müssen wir uns nicht mehr jedes Mal gleich outen, wenn wir bei Formularen den Zivilstand angeben.»
Glücklich über hohen Ja-Anteil Auch bei Sebastian und Christoph im Kanton Zug ist die Freude gross. Die beiden sind seit fünf Jahren ein Paar und möchten voraussichtlich 2025 gemeinsam den Bauernhof von Sebastians Eltern übernehmen (MANNSCHAFT berichtete). Die Ehe wird das Übernahmeprozedere vereinfachen. Einen konkreten Hochzeitstermin gibt es allerdings noch nicht, wie man in einem Artikel der Bauernzeitung lesen konnte.
Grund zum Feiern gibt es schon jetzt: «Uns freut es besonders, dass die Gemeinde, in der sich der Bauernhof befindet, mit 68.2 Prozent einen sehr hohen Ja-Anteil hat», so Sebastian. «Wir sind bei meiner Tante zum Nachtessen eingeladen, da werden wir gebührend feiern!»
Das könnte dich auch interessieren
Queerfeindlichkeit
Schweiz: Mehr LGBTIQ-Diskriminierung als im EU-Durchschnitt
In der Schweiz erleben LGBTIQ-Personen häufiger Gewalt und Diskriminierung als in anderen europäischen Ländern. Eine ablehnende Haltung gegenüber queeren Menschen haben eher Männer, religiöse und ältere Menschen.
Von Newsdesk Staff
Schwul
News
TIN
Lesbisch
Schweiz
Pride
Shakira, Sport und Strassenfeste: So soll die World Pride 2025 werden
Vom 17. Mai bis 8. Juni 2025 findet in Washington, D.C. die World Pride statt. Erste Details sind nun bekannt.
Von Newsdesk Staff
Musik
Sport
Kurznews
Berliner Polizei rät Queers in bestimmten Gegenden zu mehr Vorsicht
Viele Menschen jüdischen Glaubens sagen, dass sie bestimmte Berliner Gegenden nicht mit sichtbaren Symbolen betreten, Queers agieren ähnlich. Polizeipräsidentin Barbara Slowik spricht von nötiger Wachsamkeit.
Von Newsdesk/©DPA
Polizei
Deutschland
Unterhaltung
Basketballer muss nach homophober Äusserung hohe Strafe zahlen
Dieses Interview war teuer. LaMelo Ball hat sich schwulenfeindlich geäussert und wurde deshalb von der NBA zur Kasse gebeten. Die Liga verhängte die höchstmögliche Strafe.
Von Newsdesk/©DPA
Kurznews
Sport
Gesellschaft