Oscars 2025: Sexarbeiterin «Anora» schlägt «Emilia Pérez»

Auch «Wicked» war am Abend erfolgreich

emilia perez
Oscar-Gewinnerin Zoe Saldaña (Bild: Vianney Le Caer/Invision via AP/dpa)

«Anora» erzählt von einer Sexarbeiterin in den USA – bei den Oscars gewinnt der Film gleich fünf Auszeichnungen. Für «Emilia Pérez» gab es nur enttäuschende zwei Trophäen.

Die 97. Oscars wurden in Hollywood verliehen. Eröffnet wurde die Show mit einer Hommage an die Stadt Los Angeles, in der Anfang des Jahres Brände verheerende Schäden angerichtet hatten.

In seiner Eröffnungsrede teilte O'Brien unter anderem gegen Schauspielerin Karla Sofía Gascón aus. In dem Gewinnerfilm «Anora» werde das F-Wort 479-mal gebraucht, das sei drei mal mehr als der bisherige Rekord, den der Publizist von Karla Sofia Gascón aufgestellt habe.

Die Hauptdarstellerin des Films «Emilia Pérez» hatte sich in alten, inzwischen gelöschten Posts auf dem Portal X islamfeindlich und rassistisch geäussert. Der Musical-Thriller mit umwerfenden Choreografien und Liedern über die Transition (MANNSCHAFT berichtete) war mit 13 Nominierungen ins Oscar-Rennen gegangen und gewann letztlich lediglich in zwei Kategorien.

Beste Nebendarstellerin wurde Zoe Saldaña («Emilia Pérez»), die auf der Bühne unter Tränen daran erinnerte, dass sie selbst Kind von Einwanderern sei. Der zweite Oscar für «Emilia Pérez» ging an den Besten Song «El Mal».

Dafür hat die Tragikomödie «Anora» über eine Sexarbeiterin in den USA gleich fünf Auszeichnungen gewonnen, darunter für den besten Film. Das Werk von Regisseur Sean Baker war sechsmal nominiert gewesen. Von den deutschen Filmschaffenden ist der Spezialeffekte-Künstler Gerd Nefzer erfolgreich - er gewann für «Dune: Part Two» seinen dritten Oscar.

Baker stellte einen Rekord auf: Er ist der erste Preisträger, der persönlich mit vier Oscars für den gleichen Film ausgezeichnet wird. Sein Film «Anora» erzählt von einer Stripperin, die sich in den Sohn eines russischen Oligarchen verliebt. Der Film ist eine Mischung aus Romanze, Gangster-Komödie und Sozialdrama und hatte auch in Cannes gesiegt. Mikey Madison gewann den Oscar als beste Hauptdarstellerin und setzte sich damit überraschend gegen Favoritin Demi Moore («The Substance») durch.

Drei Oscars gingen an das Drama «Der Brutalist» über einen jüdischen Architekten, der sich nach dem Holocaust ein neues Leben in den USA aufbauen will. Hauptdarsteller Adrien Brody gewann für die Rolle seinen zweiten Oscar - damit ging Timothée Chalamet, der Musiker Bob Dylan in «Like A Complete Unknown» spielte (MANNSCHAFT berichtete), leer aus.

Den ersten Oscar hatte Brody 2003 für seine Rolle im Holocaust-Drama «Der Pianist» erhalten. Am Ende seiner langen Dankesrede wurde er dieses Mal politisch und sagte: «Noch einmal bin ich hier, um die anhaltenden Traumata und Auswirkungen von Krieg und systematischer Unterdrückung offenzulegen, von Antisemitismus, Rassismus und Fremdbestimmung.»

Er bete «für eine gesündere, glücklichere und inklusivere Welt. Und ich glaube, wenn uns die Vergangenheit etwas lehren kann, dann ist es die Mahnung, den Hass nicht unkontrolliert zu lassen.»

«Ich denke, Amerikaner sind begeistert, dass jemand endlich einem mächtigen Russen die Stirn bietet»

Moderator Conan O'Brien

Ansonsten hielten sich die Sprecher*innen auf der Bühne weitgehend zurück, was politische Kommentare anging. Moderator Conan O'Brien, der erstmals moderierte, erlaubte sich aber einen markigen Satz über den Widerstand gegen einen «mächtigen Russen». Er sprach nach den ersten Auszeichnungen für «Anora» darüber, dass der Film einen Lauf hatte. Die Protagonistin, die sich in den Oligarchensohn verliebt, bietet darin auch dessen Familie Paroli. «Ich denke, Amerikaner sind begeistert, dass jemand endlich einem mächtigen Russen die Stirn bietet», sagte O'Brien.

Paul Tazewell gewann einen Oscar für die Kostüme in «Wicked» und erklärte stolz: «Ich bin der erste schwarze Mann, der den Kostüm-Oscar erhält». Tazewell erhielt stehende Ovationen. Zuvor war Tazewell bereits 2022 für «West Side Story» für einen Oscar nominiert gewesen. Auch in der Kategorie Bestes Szenenbild erhielt «Wicked» einen Oscar, er ging an Nathan Crowley und Lee Sandales.

Während der Verleihung kamen mehrere Feuerwehrleute auf die Bühne, die nach den Waldbränden von O'Brien als Helden gewürdigt wurden. Hollywoodstar Morgan Freeman erinnerte an Schauspieler Gene Hackman, der mit seiner Ehefrau Betsy tot in seinem Anwesen aufgefunden worden war

Ein Oscar ging an den Dokumentarfilm «No Other Land» eines palästinensisch-israelischen Teams, der von der Räumung palästinensischer Dörfer im Westjordanland erzählt. Der Film war auch bei der Berlinale 2024 ausgezeichnet worden. Den Filmemachern wurde damals nach der Verleihung eine einseitige Positionierung im Nahost-Konflikt und teils auch Antisemitismus vorgeworfen.

Die Regisseure nutzten die Bühne in Los Angeles, um auf die Situation in ihrer Region hinzuweisen. Ihr Film «spiegelt die harte Realität wider, die wir seit Jahrzehnten ertragen und gegen die wir uns immer noch wehren», sagte der palästinensische Filmemacher Basel Adra, «während wir die Welt auffordern, ernsthafte Massnahmen zu ergreifen, um die Ungerechtigkeit zu beenden und die ethnische Säuberung des palästinensischen Volkes zu stoppen.»

Schauspielerin Daryl Hannah erinnerte auf der Bühne an die Ukraine, die sich seit drei Jahren gegen einen Angriffskrieg Russlands verteidigt. Zuletzt hatte es im Weissen Haus einen beispiellosen Eklat zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gegeben.

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