Der Regenbogenhelm bei der Formel-1 in Istanbul

Sebastian Vettel will beim Grossen Preis der Türkei ein Zeichen für Vielfalt und Inklusion setzen

Sebastian Vettel trug den Regenbogenhelm beim Grossen Preis der Türkei am 15. November in Istanbul. (Bild: Twitter.com/JensMunserDesigns)
Sebastian Vettel trug den Regenbogenhelm beim Grossen Preis der Türkei am 15. November in Istanbul. (Bild: Twitter.com/JensMunserDesigns)

Beim Grossen Preis der Türkei geht der deutsche Formel-1-Star Sebastian Vettel heute mit einem Regenbogenhelm an den Start. Im Automobilsport stehen jedoch nicht alle hinter dem Bestreben für mehr Vielfalt und Inklusion.

Statt eine Deutschland-Fahne trägt Sebastian Vettel für den heutigen Grossen Preis der Türkei die Regenbogenfarben am Helm. Am unteren Teil sind unterschiedliche Menschen abgebildet, oben prangert die Aufschrift «Together as One». Wie der mehrfache Weltmeister Vettel im Interview mit RTL erklärt, will er mit dem Regenbogenhelm ein Zeichen für sexuelle und ethnische Vielfalt setzen und sich gegen Diskriminierung aussprechen.

«Wir haben am Anfang der Saison viel über das Thema gesprochen, aber wie immer geht so etwas schnell verloren», sagte er. Die Türkei sei «der richtige Ort, um die Nachricht zu senden, Stichwort Diversity.» Warum das Land der richtige Ort sei, wollte Vettel gegenüber der Presse nicht präzisieren: «Ich glaube, das erklärt sich von selbst». Man müsse «die Scheuklappen wegnehmen», «akzeptieren, dass es Unterschiede gibt, aber dass man eben keine Unterschiede macht, sondern jeden so nimmt, wie er ist», erklärte er nur.

Homosexuelle Handlungen sind in der Türkei zwar nicht verboten, jedoch gesellschaftlich stark stigmatisiert. Dazu trägt auch die Regierung Erdogans bei mit einer LGBTIQ-feindlichen Haltung. In den vergangenen Jahren wurden Prideumzüge wiederholt verboten und gewaltsam aufgelöst. Im Juli wurde bekannt, dass die Behörden den US-amerikanischen Streamingdienst Netflix mit dem Entzug der Filmbewilligung drohten, sollte er nicht eine schwule Hauptfigur aus dem Drehbuch entfernen. Daraufhin brach Netflix die Produktion ab (MANNSCHAFT berichtete).

Sebastian Vettel (rechts) vom Team Scuderia Ferrari fährt vor Max Verstappen aus den Niederlanden vom Team Red Bull Racing über die Strecke. (Foto: Clive Mason/POOL Getty/AP/dpa)
Sebastian Vettel (rechts) vom Team Scuderia Ferrari fährt vor Max Verstappen aus den Niederlanden vom Team Red Bull Racing über die Strecke. (Foto: Clive Mason/POOL Getty/AP/dpa)

Der Umgang der Türkei mit ethnischen und sexuellen Minderheiten beschäftigt den türkischen Schriftsteller Barbaros Altug immer wieder. «Ich glaube, es gibt in der Türkei eine tief verinnerlichte Überzeugung, dass man Minderheiten einfach umbringen kann, wenn sie einem nicht passen – ob Frauen, LGBTIQ, Alevit*innen, Kurd*innen oder Armenier*innen», sagt er gegenüber MANNSCHAFT aus Anlass seines neuen Romans «Sticht in meine Seele».

Helm als «Symbol für die Vielfalt» Auf Twitter äusserte sich der Designer Jens Munser zum Konzept des Helms. Im Gegensatz zur klassischen Regenbogenfahne der LGBTIQ-Community mit sechs Farben, verfügt diese Version mit Hellblau über eine siebte Farbe. Dieser Regenbogen solle «als Symbol für die Vielfalt der Menschen in einer vereinten und harmonischen Welt» stehen. Diese Botschaft liege Vettel «in diesen schwierigen Zeiten sehr am Herzen», so Munser weiter.

Die Aktion dürfte auch als Seitenhieb gegen den Russen Witali Petrow verstanden werden. Der FIA-Rennkommissar hatte sich vor wenigen Monaten abschätzig über «We Race as One», die Formel-1-Kampagne für mehr Vielfalt ausgesprochen. Er könne nicht verstehen, weshalb Sportler*innen im Rahmen von «Black Lives Matter» gegen Rassismus niederknieten. «Was ist, wenn ein Fahrer gesteht, schwul zu sein und mit einer Regenbogenfahne auftritt und alle dazu drängt, schwul zu werden?», ergänzte er.

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Zu den Kritiker*innen von Petrow zählt unter anderem auch der derzeit beste Rennfahrer der Welt: Lewis Hamilton. Gegenüber der britischen Presse konnte der 35-Jährige nur den Kopf schütteln, nachdem Petrows Nomination als FIA-Rennkommissar bekannt geworden war. «Es ist schon sehr erstaunlich, dass die FIA jemanden an Bord holt, der solche Ansichten hat und sich in dieser Form zu Dingen äussert, gegen die wir ankämpfen», sagte Hamilton.

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